Land- & Forstwirtschaft

EU: Ökolandbau ohne Weide nicht mehr möglich

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Die Europäische Kommission hat in einem Pilotverfahren gegen Deutschland klargestellt, dass Pflanzenfresser immer Zugang zu Weideland haben müssen, wenn der Betrieb als Ökobetrieb geführt werden soll. Dies gilt unter anderem für Rinder, Schafe und Ziegen während der Weidezeit. Der Weidezugang darf nur aus vorübergehenden Gründen eingeschränkt werden. Das kann der Zustand des Bodens, die Witterung, die jahreszeitlichen Bedingungen oder eine behördliche Anordnung zum Seuchenschutz sein. Das Pilotverfahren wurde im November 2024 von der Europäischen Kommission für beendet erklärt. Denn die Bundesregierung hat zum einen der Position der Kommission zugestimmt und zum anderen die konsequente Umsetzung dieser Regelungen zugesichert.

In den Augen von Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat der verpflichtende Weidezugang auch negative Folgen. Viele Ökobetriebe müssen nun zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um die bereits hohen Tierwohlstandards weiter anzupassen. Anders werden die Betriebe den europäischen Anforderungen an den Ökolandbau nicht gerecht. Denn eines sei klar, betonte die Ministerin: „Eine ökologische Rinder-, Schaf-, Ziegen- oder Pferdehaltung wird zukünftig ohne Weidezugang nicht mehr möglich sein. Das wird aber leider auch dazu führen, dass entgegen unserem politischen Ziel nach Ausweitung des Ökolandbaus nun einige Betriebe trotz großer Anstrengungen die ökologische Produktion werden einstellen müssen. Das gilt vor allem dann, wenn ein Zugang zur Weide wegen der örtlichen Gegebenheiten nicht möglich ist. Das kann etwa bei Innerortslagen, aber auch bei vielbefahrenen Verkehrswegen der Fall sein. All das kann den Zugang zur Weide unmöglich machen. Bayern unterstützt die Betriebe aber nach Kräften. Mit dem Aktionsprogramm ‚Weideland Bayern‘ stärken wir die Weidehaltung.“

Das Aktionsprogramm „Weideland Bayern“ hat ein klares Ziel. Das bayerische Landwirtschaftsministerium möchte generell die Weidehaltung in Bayern stärken. Dazu unterstützt es interessierte und betroffene Betriebe. Die Landwirtschaftsverwaltung begleitet die Betriebe dabei, nachhaltige Strategien zur Weidehaltung zu erarbeiten. Ökobetriebe, die den Weidezugang für ihre Tiere verbessern wollen, können sich auch an die Öko-Erzeugerringberatung wenden. Die Beraterinnen und Berater unterstützen die Betriebe bei der Suche nach individuellen Lösungen.

“Ich rate allen betroffenen Betrieben dringend, im Jahr 2025 mit der Umsetzung der Weidevorgaben zu beginnen. Denn Bio steht für höhere Tierwohlstandards. Und dazu gehört auch der Zugang zu Weideland, wie jetzt die EU verpflichtend festgestellt hat. Das wird bei der jährlichen Öko-Kontrolle entsprechend überprüft.  Unsere Ämter schreiben die betroffenen Betriebe im Zusammenhang mit der bevorstehenden Antragstellung im Kulturlandschaftsprogramm bereits an, um sie zu sensibilisieren und um Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen“, so die Ministerin abschließend.

Bericht: Bayerisches Landwirtschaftsministerium –  Fotos: Hötzelsperger


Redaktion

Toni Hötzelsperger

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!