Die Erzdiözese München und Freising legt im jetzt beginnenden Schuljahr 2022/2023 einen Schwerpunkt auf die Förderung von Kindern, Jugendlichen und Familien, die aus der Ukraine geflüchtet sind. An mehreren kirchlichen Schulen werden Brückenklassen eingerichtet, in der ganzen Erzdiözese gibt es Spielgruppen und Familienangebote.
„Gerade Kinder und Jugendliche aus der Ukraine brauchen besondere Unterstützung und besonderen Schutz“, erklärt Sandra Krump, Leiterin des Ressorts Bildung im Erzbischöflichen Ordinariat München. „Viele von ihnen haben Schreckliches erlebt, sie alle wurden aus ihrem vertrauten Umfeld gerissen und sorgen sich um Familie und Freunde in der Ukraine.“ Die Kinder sollten in dieser Zeit der Angst und Unsicherheit ein Stück Normalität erfahren: „Wir wollen ihnen zeigen, dass sie willkommen sind. Sie sollen Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Erlebnisse erhalten, aber auch die Möglichkeit, einfach ganz normal Kind zu sein, zu spielen und zu lernen.“ Die Erzdiözese leiste so auch einen Beitrag zur Integration der Geflüchteten aus der Ukraine in die Gesellschaft.
An drei Schulstandorten der Erzdiözese werden Brückenklassen mit insgesamt rund 65 Kindern eingerichtet: An der Theresia-Gerhardinger-Realschule in Weichs, Landkreis Dachau, am Pater-Rupert-Mayer-Schulzentrum in Pullach sowie am Maria-Ward-Gymnasium in München-Nymphenburg. „Die Mädchen haben im vergangenen halben Jahr bereits eine Willkommensklasse an unserer Schule besucht und hatten ein großes Interesse daran, bei uns zu bleiben“, erläutert die Leiterin des Maria-Ward-Gymnasiums in Nymphenburg, Angelika Eckardt: „Wir freuen uns, dass wir den Schülerinnen diese Chance bieten können. Sie haben hier schon Freundschaften geschlossen und ein schulisches Zuhause gefunden.“ Nach einem Jahr sollen die Mädchen im Herbst 2023 dann in reguläre Klassen oder auch in eine Berufsausbildung wechseln. „Die Brückenklasse bereitet die Schülerinnen darauf vor, unter anderem durch intensiven Deutschunterricht“, sagt Eckardt. „Sie besuchen aber auch zeitweise den regulären Unterricht und nehmen so am Leben der Schulfamilie teil.“ Für die Brückenklasse wurde bereits im vergangenen Schuljahr eine Lehrkraft aus der Ukraine eingestellt, die die Kinder in Deutsch und Englisch unterrichtet.
Für ukrainische Mütter und Familien mit kleineren Kindern haben die Pfarreien und Einrichtungen der Erzdiözese zahlreiche Angebote geschaffen sowie bestehende Angebote geöffnet: So gibt es beim Bildungswerk Berchtesgadener Land eine Gruppe des Eltern-Kind-Programmes (EKP) eigens für geflüchtete Familien aus der Ukraine. In den anderen Regionen der Erzdiözese werden geflüchtete Familien gezielt in die bestehenden EKP-Gruppen oder in andere Gruppenangebote eingeladen. Dabei lernen Kinder spielerisch das soziale Miteinander in einer Gruppe kennen und werden altersgerecht gefördert; insbesondere für geflüchtete Familien bieten die Gruppen aber auch Raum zum Austausch und eine Möglichkeit zur Vernetzung. Das Mehrgenerationen-Haus der Caritas in Taufkirchen an der Vils bietet seit mehreren Jahren eine internationale Eltern-Kind-Gruppe an, bei der der Austausch zwischen den Familien im Vordergrund steht.
Im Landkreis Miesbach haben das Caritas-Zentrum und das katholische Bildungswerk ein gemeinsames Pilotprojekt gestartet, das unter dem Leitgedanken „niederschwellig – begleitet – vernetzt“ Gemeinden beim Aufbau von Spielgruppen und EKP-Gruppen für geflüchtete Menschen unterstützt. Den Kindern soll ein geschützter Raum für Spiel und Förderung geboten werden, zudem sollen tragfähige Netzwerke zwischen Eltern, Kindertageseinrichtungen und Gemeinen entstehen.
Nach Möglichkeit werden die ukrainischen Kinder auch in die regulären Krippen- und Kindergartengruppen aufgenommen. Generell ist für Plätze in Kindertageseinrichtungen die Nachfrage aber höher als das Angebot, so dass unabhängig von der Nationalität des Kindes eine Aufnahme nicht immer möglich ist. (bs)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Irmgard Ritzinger