Kirche

Erzbischof ermutigt anl. Transformationsprozess

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit Blick auf den „großen Transformationsprozess, in dem sich nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Kirchen, alle Kirchen in unserem Land, befinden“, hat Kardinal Reinhard Marx dazu ermutigt, keine Mangelperspektive einzunehmen, sondern auf den Kern des christlichen Glaubens zu blicken: „den Osterglauben, dass Jesus lebt und die neue Schöpfung schon jetzt angebrochen ist“. Er schenke in diesem tiefgreifenden Umbruch Hoffnung. „Diesen Glauben bekennen wir gemeinsam als Christen: als orthodoxe, als evangelische, als katholische Christen. Das trennt uns nicht und das ist das Wichtigste von allem: dass wir wissen, in diesem Glauben sind wir verbunden“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Gottesdienst, den er am Samstagabend, 15. Mai, im Rahmen des 3. Ökumenischen Kirchentags in der Pfarrkirche Frieden Christi im ökumenischen Kirchenzentrum im Olympischen Dorf in München feierte. Damit nahm der Kardinal Bezug auf das biblische Leitwort des Kirchentags „schaut hin“. Jesus spreche oft vom „Senfkornglauben“. „Also macht die Augen auf, was da ist“, rief Marx auf, „wenn euer Glaube so klein wäre wie ein Senfkorn – das ist genug, er kann Berge versetzen!“

Diesen Glaubenskern könne niemand sonst geben, ergänzte der Erzbischof: „den können wir uns nicht verdienen, den können wir uns nicht kaufen, den können wir nicht mit Marketingstrategien anderen Leuten in den Kopf hineinbringen“. Dieser Glaube sei „ein großes Geschenk“, das die Christen der Welt bezeugen wollten und feierten, „und dann laden wir alle ein mitzufeiern, und im Weg, in der Erfahrung, im Miteinander spürt man: Ja, das ist das neue Leben, da ist etwas, das mich aufbaut, das mich nach vorne bringt“. Marx erinnerte daran, dass im Evangelium die Wahrheit jedoch mit der Aussage „Gott ist Liebe“ verbunden sei. „Wir können die Wahrheit des Glaubens niemals ohne die Liebe leben“, betonte der Erzbischof, „und deswegen gehört zur Ökumene auch die Freundschaft, das Miteinander, das Bekenntnis der Wahrheit in der Liebe.“

Darüber hinaus empfahl Kardinal Marx, sich an der Analyse zu orientieren, die Pater Alfred Delp SJ als Gefangener der Nationalsozialisten im Gefängnis kurz vor seinem Tod mit Blick auf eine künftige Ausrichtung der Kirchen verfasst hatte. „Wenn eine Kirche der Zukunft, wenn die Christen sich nicht abarbeiten an den Wunden der Welt, in der Diakonie, in der Hinwendung zu den Armen und Schwachen, dann wird es nicht der Weg in die Zukunft sein“, zitierte der Erzbischof Delps Ausführungen. Als zweiten Punkt benennt Delp laut Marx: „Wenn wir wirklich glauben, wir könnten in der Zukunft in unserem Land gegeneinander stehen als Christen oder nebeneinander nur herlaufen ohne innere Verbindung und ohne ökumenischen Eifer und Geist, dann wird das nicht gelingen.“

Das ökumenische Zentrum im Olympischen Dorf vereint eine katholische und eine evangelisch-lutherische Kirche unter einem Dach und steht seit der Grundsteinlegung 1970 für eine gelebte ökumenische Zusammenarbeit. Um dieses Engagement zu würdigen, besuchte Kardinal Marx nun die Pfarrkirche Frieden Christi. Im Programm des 3. Ökumenischen Kirchentags waren alle Kirchengemeinden in Deutschland eingeladen, am 15. Mai um 19 Uhr Gottesdienste in ihrer konfessionellen Tradition zu begehen. Parallel zu Kardial Marx feierte Christian Kopp, Regionalbischof in München und Oberbayern, im Zentrum in der evangelischen Olympiakirche einen Gottesdienst. Zu Beginn gestalten Marx und Kopp gemeinsam die liturgische Begrüßung im Foyer. Nach den Gottesdiensten spendeten sie auf dem Kirchenvorplatz den Abschlusssegen. An den Feiern nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter der orthodoxen Kirche teil sowie aus den anderen ökumenischen Kirchenzentren in Stadt und Landkreis München. (kbr)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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