Kultur

Eröffnungskonzert der Traunsteiner Sommerkonzerte

Veröffentlicht von Christina Rechl

Viel Bewegung, Inspiration und virtuoses Musizieren  –  Gefeiertes Eröffnungskonzert der 44. Traunsteiner Sommerkonzerte im Kulturforum Klosterkirche

Nachdem im letzten Jahr das Element „Erde“ als Motto den Traunsteiner Sommerkonzerten vorstand, ist es heuer das Element „Luft“, das sich in diesem 44. Jahr der weit über Traunstein hinaus bekannten Konzertreihe durch die insgesamt sieben Konzerte zieht. Dabei steht Luft für dieses essentielle, alle Lebewesen stets umgebende Element – so unsichtbar wie Musik – und dennoch unentbehrlich für jeden, der ohne Luft aufhören müsste zu leben. So ist das Thema der Konzerte sicherlich dazu angetan, jedem Besucher eine Unmenge von Assoziationen zu „Luft“ ins Gedächtnis zu rufen, insbesondere heute wo saubere, gesunde Luft keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

In seiner Eröffnungsrede freute sich Maximilian Hornung, der nach dem unerwarteten Tod der langjährigen Organisatorin Imke von Keisenberg seit drei Jahren Intendant der Traunsteiner Sommerkonzerte ist, den Zuhörern mit dem diesjährigen Programm wieder Künstler von absolutem Weltrang und grandiose junge Talente vorzustellen. Die Konzertreihe wolle einerseits in der Tradition verwurzelt bleiben, aber stets auch neue Impulse entwickeln. Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer schätzte sich und die Stadt glücklich, dass es wieder gelungen sei, ein so fantastisches Programm mit solchen Künstlern von Weltrang auf die Beine zu stellen. Die Traunsteiner Sommerkonzerte bedeuten nach den Worten des Stadtoberhaupts weit über die Region hinaus Bewegung, Inspiration, immer wieder Neues mit exzellenten Musikern. Mit einem bombastischen, weithin unbekannten Sextett in C-Dur opus 37 des Ungarn Ernst (Ernö) von Dohnány (1877 bis 1960) begann das Eröffnungskonzert – ein technisch unglaublich

anspruchsvoll zu spielendes Werk, in der Nachfolge von Brahms` Werken geschrieben, das die Zuhörer emotional tief aufzuwühlen vermag. Das Sextett, opus 37 ist das letzte der neun bedeutenden Kammermusikwerke, die der Großvater des Dirigenten Christoph von Dohnány und ehemaligen Hamburger Oberbürgemeister Klaus von Dohnány, unter Opuszahlen veröffentlichte. Es wurde 1935 in Budapest geschrieben. Ernst kannte Johannes Brahms (1833 bis 1897) noch persönlich und profitierte von dessen hoher Meinung und Förderung des berühmten Kollegen auf sein Schaffen. Ein Leben lang prägten Ernst von Dohnány das Brahms´sche Form- und Stilverständnis.

Mit vollem Einsatz, Hingabe und grandiosem technischen Können musizierten die sieben Musiker/innen kongenial aufeinander abgestimmt zusamme: Die erst 23 Jahre alte, niederländische Violinistin Noa Wildschut, die schon mit sieben Jahren im großen Saal des Amsterdamer Konzertgebouw konzertierte und von Anne-Sophie Mutter als „zweifellos eine der musikalischen Hoffnungen ihrer Generation bezeichnet wurde. Virtuos war auch Johannes Strake auf der Violine zu hören, der bereits drei Jahre lang als fest angestelltes Mitglied im NDR Elbphilharmonie Orchester Hamburg zu hören war. Sehr eindrucksvoll auch der portugiesische Bratschist Jano Lisboa, der derzeit erster Solobratschist der Münchner Philharmoniker ist und bereits in den bedeutendsten Musiksälen der Welt musizierte. Besondere Akzente setzte der 1978 in der Schweiz geborene Pianist Benjamin Engeli. Er studierte zuerst Horn, konzentrierte sich aber bald auf sein Hauptinstrument Klavier, wobei er von Adrian Oetiker an der Musikhochschule in Basel ausgebildet wurde, mit weiteren Studien unter anderem bei Maurizio Pollini und András Schiff. Gewohnt virtuos, stilsicher und mit außergewöhnlicher musikalischer Reife war der Cellist Maximilian Hornung im Konzert zu hören. Seine große, vielseitige Diskographie umfasst sowohl Solokonzerte als prominent besetzte kammermusikalische Einspielungen.

Zwei junge Bläser bestachen das Publikum ebenso – die Schweizer Hornistin Zora Slokar, die zahlreiche Preise gewann und bereits in ganz Europa, Japan und Brasilien auftrat, sowie der deutsche Klarinettist Kilian Herold: noch während seines Studiums wurde er 2004 Soloklarinettist der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und ist seit 2016 Professor für Klarinette an der Musikhochschule Freiburg. In der Pause konnten sich die Gäste in der lauen Sommernacht im weitläufigen Hof des Kulturforums über das Erlebte austauschen. Im zweiten Teil des Konzerts war das (jedenfalls in Teilen) weithin bekannte Klavierquintett f-Moll opus 34 von Johannes Brahms zu hören, komponiert in den Jahren 1862/64. Nach seinem kompositorischen Anspruch ist das Quintett der krönende Abschluss der ersten Epoche von Brahms´ Kammermusikschaffen. Ein absolut wundervoller Konzertgenuss mit feinsten Modulationen.

Obwohl die Klosterkirche – vermutlich wegen des ersten weniger bekannten Werkes – nicht vollständig ausverkauft war, gab es gefühlt minutenlangen Applaus im Anschluss und stehende Ovationen für die jungen, grandiosen Musiker. Auf die weiteren Konzerte in dieser Woche darf man sich freuen. Für die meisten gibt es noch Restkarten online unter muenchenticket.de, beim Traunsteiner Tagblatt und an der Abendkasse.

Foto & Text: Christiane Giesen

Redaktion

Christina Rechl

Mitglied der Redaktion

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!