Die 85. Internationale Grünen Woche Berlin 2020 ist eröffnet. Im CityCube Berlin gestaltete das diesjährige Partnerland Kroatien das kulturelle Rahmenprogramm, sowie den anschließenden Empfang für die über 3.600 geladenen Ehrengäste und Delegationen aus über 100 Ländern.
Zur Begrüßung sprach Dr. Christian Göke, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH. Neben den zahlreichen Ehrengästen hieß er insbesondere aus Kroatien Andrej Plenković, den Premierminister von Kroatien mit seiner Delegation auf das herzlichste willkommen. Weiterhin begrüßte er im Besonderen die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, den EU-Kommissar für Landwirtschaft, Janusz Wojciechowski, den Vorsitzenden der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Dr. Wolfgang Ingold, den Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sowie den Justizsenator des Landes Berlin, Dr. Dirk Behrendt.
Mit einem historischen Rückblick auf die aufstrebende Messestadt Berlin vor 100 Jahren hob Dr. Göke deren Bedeutung auch im 21. Jahrhundert hervor. Mit Stolz verkündete er, dass sich an der diesjährigen Leistungsschau der Ernährungswirtschaft, der Landwirtschaft und des Gartenbaus, über 1.800 Aussteller aus mehr als 70 Länder beteiligen.
Justizsenator des Landes Berlin, Dr. Dirk Behrendt begrüßte Herrn Plenković nicht nur als Premierminister Kroatien, sondern auch als Vertreter der EU-Ratspräsidentschaft, die Kroatien in diesem Jahr übernommen hat. Er wünschte ihm für diese Aufgabe, in der momentan schwierigen Lage, in der sich Europa im Moment befindet, eine glückliche Hand.
Der Messe Berlin bescheinigte Dr. Behrendt, dass sie mit der IGW 2020 eines ihrer besten Aushängeschilder hervorragend aufgestellt hat. Dies untermauert den Anspruch, als internationale Leitmesse für Ernährung und Landwirtschaft zu gelten.
Im Zeichen des Klimawandels appellierte er an eine nachhaltige ökologische Landwirtschaft. Die industrielle Landwirtschaft hat Grenzen. Die Welt hat „Fieber“, betonte der Senator, denn 2019 war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Niemand will, dass Tiere, Klima und Umwelt leiden. So kommen wir neben der Energiewende, an einer Agrar- und Ernährungswende nicht vorbei. Die IGW sei ein Forum dafür, die Themen, wie ökologische Landwirtschaft, regionales Kochen, Lebensmittelverschwendung, Verpackungsmüll, etc. zu diskutieren, so Dr. Behrendt. Mit gesundem Schulessen, Beratungsstellen für Köche, etc. will Berlin Vorreiter sein.
Dr. Wolfgang Ingold, Vorsitzender von der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie e.V. (BVE), hob hervor, dass Lebensmittel neben deren sozialen und gesundheitlichen Aspekten, eben in erster Linie „Mittel zum Leben“ sind. Bei dieser Leistungsschau vom Acker zum Teller wird deutlich, welchen Beitrag die Lebensmittelindustrie für die Gesundheit und Ernährung leistet. Moralische Appelle an die Hersteller hinsichtlich der Probleme bei der Ernährung sind zwar notwendig, sie sollten jedoch wirtschaftlich überdacht sein und den Vorstellungen des Verbrauchers entsprechen.
Wir Lebensmittelproduzenten sind sich der Verantwortung bewusst, unsere Produkte im Einklang mit der Natur und der Gesellschaft ökologisch zu erzeugen, so Herr Dr. Ingold. Jedoch haben wir dabei Respekt vor den Wünschen der Verbraucher und wollen diesen keine Vorschriften machen. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, ging auf die Probleme der Landwirte ein. Mit den derzeitigen Demonstrationen bringen die Bäuerinnen und Bauern ihre Zukunftsängste zum Ausdruck. Sie wissen nicht, wo der Weg hingehen soll, so Herr Rukwied. Auf der einen Seite bestehen gesellschaftspolitische Anforderungen und auf der anderen Seite sind die Landwirte einen immer größeren Wettbewerb auf dem Markt ausgesetzt. Die Botschaft der Bäuerinnen und Bauern an die Politik ist „Lasst uns miteinander reden, nicht übereinander“. Der Bauernverband erwartet, dass diese Botschaft von der Politik verstanden wurde.
Die IGW ist eine hervorragende Plattform, über Zukunftsperspektiven, Herausforderungen des Klimaschutzes, des Umweltschutzes und des Tierwohls zu diskutieren. Im Hinblick auf eine „Grüne Europäische Agrarpolitik“ betonte Herr Rukwied, dass diese nur gelingen kann, wenn das Agrarbudget stabil bleibt. Auch den Themen Naturschutz und Tierwohl stehen die Landwirte positiv gegenüber. „Wir Bauern sind die besten Naturschützer“, so Herr Rukwied. Das kann aber nur gelingen, wenn der Verbraucher bereit ist, mehr zu bezahlen. Sein Appell: „Wir Bauern sind bereit zum Dialog, aber ideologiefrei, sachorientiert, ohne Radikalisierung, denn die bringt nichts.“ Für das Partnerland sprach Andrej Plenković, den Premierminister von Kroatien. Er brachte seine Freude zum Ausdruck, dass sein Land in diesem Jahr das Partnerland der IGW sein darf. Im Hinblick auf den Vorsitz der EU-Ratspräsidentschaft von Kroatien brachte er den Wunsch zum Ausdruck, bis nach 2020 eine Einigung über die neue gemeinsame Europäische Agrarpolitik zu erreichen. Sie ist wichtig für die Entwicklung des ländlichen Raumes, für die Herstellung hochwertiger Lebensmittel, sowie für den Schutz der natürlicher Resourcen. Kurzfristig wird auch ein Schwerpunkt auf die Förderung kleinerer Familienbetriebe gelegt. Der dem Europäische Lebensmittel-Standard sollen global verbreitet werden.
Mit Stolz verkündete der Premierminister, dass die Lebensmittelprodukte Kroatiens qualitativ mit zu den Besten gehören. Was die Handelsbeziehungen zwischen Kroatien und Deutschland anbetrifft, so ist Deutschland der wichtigste Import-Partner des Partnerlandes. Auch der Tourismus ist wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landes. Die meisten Gäste kommen aus Deutschland. Besonders viel hat Kroatien in die Landwirtschaft investiert und somit das Wachstum im ländlichen Raum gefördert. 97 Prozent der Betriebe sind Familienbetriebe. Eine steigernde Dynamik wird die IGW im Handel zwischen Kroatien und Deutschland bringen, insbesondere in der Lebensmittelindustrie, soweit Andrej Plenković, der Premierminister von Kroatien.
Die offizielle Eröffnung der Messe erfolgte dann durch Julia Klöckner, der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft. Ihrer Meinung nach geht es bei der Internationalen Grünen Woche nicht um Nische, sondern um Systemrelevanz. D.h. um nichts Geringeres als das, was uns am Leben hält, unsere Nahrungsmittel. Die Erzeuger dieser Produkte sind die Frauen und Männer, die mit und von der Natur leben, zusammen mit und von den Tieren, so die Bundesministerin. In Zeiten digitaler Umbrüche ist die Orientierung an dem, was früher war, nicht die Lösung. Im Hinblick auf die wachsende Weltbevölkerung müsste nämlich die weltweite landwirtschaftliche Produktion enorm gesteigert werden. Noch nie waren es so viele Personen auf der Flucht, vor Hunger, Missernten, leere Felder, leere Ställe. Wie die Erzeugung und Ernährung in der Zukunft ganz genau aussehen, das ist ungewiss. Gewiss ist aber, dass wir mit unserem begrenzten Boden und unserer aktuellen Wirtschaftsweise die erforderliche Erntesteigerung nicht nachhaltig erzielen können. 2020 kommt einiges auf unsere Bauern und uns Agrarpolitiker in Europa zu: GAP plus Brexit plus Green Deal. Das heißt übersetzt: Es gibt weniger zu verteilen, aber mehr zu tun.
Landwirtschaft ist eine erfolgreiche Branche, die enorm viel leistet. Jeder neunte Arbeitsplatz in Deutschland hängt direkt oder indirekt mit der Land- und Ernährungswirtschaft zusammen. Dennoch wird die Landwirtschaft angegriffen. Wert und Wertschätzung haben sich entkoppelt. Wettbewerbsdruck und die Rolle des Missetäters, des Buhmanns, machen den Landwirten das Leben schwer. Somit gehen Tausende auf die Straßen, auch Tausende von Verbrauchern und Engagierten. Wir haben Redebedarf – über die Zusammenhänge, unsere Erwartungen, über notwendige Veränderungsprozesse, so die Ministerin. Sie wird deshalb in diesem Jahr Dialogforen durchführen, um Bauer, Umweltverbände, Verbraucher, Medien, Politik an einen Tisch zu holen. Vorab lud sie die Gäste der IGW Auch hier machen wir die Verbraucher-Verantwortung zum Thema. Unter dem Motto „Du entscheidest“ lud sie die Gäste der IGW vorab schon einmal in die Halle 23a ein, um zu zeigen, wo man als Verbraucher schon jetzt Einfluss nehmen kann. Um gemeinsam für eines zu sorgen: Für eine innovative Land- und Ernährungswirtschaft, auf die man gemeinsam stolz sein kann. In diesem Sinn wünschte die Bundesministerin Julia Klöckner den Gästen eine genussvolle, erkenntnisreiche, erfolgreiche, unterhaltsame Messe und erklärte die 85. Internationale Grüne Woche 2020 für eröffnet.
Während der Eröffnungsfeier präsentierte das Partnerland Kroatien nationale Kulturgüter und nahm die Gäste mit auf eine musikalische Reise an die Adria. Der vielfach ausgezeichnete Tenor Đani Stipaničev brachte den Klang Kroatiens nach Berlin. Begleitet wurde er von der prominenten Theaterschauspielerin und Sängerin Renata Sabljak. Einen weiteren Einblick in Kroatiens vielfältiges Kulturerbe gab „Folklorelektro“. Die junge Tanz- und Gesangsgruppe kombinierte kroatische Volksmusik mit elektronischer Musik und zeigte traditionelle Tanzeinlagen in farbenfrohen Volkstrachten.
Beim anschließenden Empfang gab es kulinarische Köstlichkeiten aus Kroatien für jeden Geschmack, wie „kulen“ und „dalmatinski pršut“ (Dalmatinischer Schinken), traditionellen Käse, „Zagorska purica“ („Zagorje Truthahn“), Olivenöle, kroatische Weine sowie ein Gericht vom ursprünglichen kroatischen Rind aus der Region Istrien.
Es war eine bestens gelungene Eröffnungsfeier der Internationalen Grünen Woche Berlin 2020, bei der sich das Partnerland Kroatien unter dem Motto „Die Kultur der Agrikultur“ von seiner besten Seite gezeigt hat. Während der Messe stellt das Partnerland seine Traditionen und kulinarischen Highlights in der Ausstellungshalle 10.2 vor.
Bericht und Bilder: Helmut Amberger Freier Berichterstatter der Samerberger Nachrichten