Brauchtum in seiner schönsten Form – Mit feierlichem Festgottesdienst und farbenprächtigem Festzug wurde beim heutigen Erntedankfest in Rosenheim gelebtes Brauchtum in seiner schönsten Form gezeigt. Tausende Gläubige nahmen daran teil. Unter den Ehrengästen war auch der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Zelebriert wurde die ökumenische Kirchenfeier von den katholischen Amtsbrüdern Dekan und Domkapitular Daniel Reichel, Pfarrer Andreas Maria Zach und Pfarrer Sebastian Heindl zusammen mit der evangelischen Dekanin Dagmar Häfner-Becker.
Bei Kaiserwetter startete der Kirchenzug um 9.15 Uhr in der guten Stube Rosenheims, dem Max-Josefs-Platz. Mit dabei über 30 Vereine, Musikkapellen, Pferde-Gespanne und Erntekronen aus Stadt und Landkreis. Für die Erler war die Teilnahme Schwertarbeit. Rund 300 Kilogramm wiegt das Erler-Kreuz, dass sie auf ihren Schultern durch die Stadt trugen. Gut vier Stunden Arbeit stecken in der Erntekrone, die von der Landjugend Vogtareuth angefertigt wurde. Dabei mitgeholfen hat auch Johanna Mayer aus Pfaffing, eine der diesjährigen Miss-Herbstfest-Finalistinnen. „Das Erntedankfest ist jedes Jahr wieder schön“, meinte sie. Besonders freute sie sich mit ihren Freundinnen Hildegard, Magdalena und Barbara auf das gemeinsame Beisammensein auf der Wiesn. Vor der gemütlichen Einkehr in die beiden Festzelte stand aber erst einmal Andacht im Mangfallpark Süd auf dem Programm.
„Religiöse Feste schenken viel Kraft“
Dekanin Dagmar Häfner-Becker wies zu Beginn des Festgottesdienstes darauf hin, wie wichtig religiöse Feste für die Menschen sind: „Sie schenken viel Kraft“. Für Dekan und Domkapitular Daniel Reichel war es das letzte Erntedankfest, dass er in Rosenheim zelebriert. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass er zum Jahresende die Stadt verlässt (wir berichteten). In den vergangenen Jahren stellte er seine Predigten beim Erntedankfest immer unter ein bestimmtes Motto passend zum Rosenheimer Herbstfest. Mal war es das Bier, mal ein Lebkuchenherz. Heuer ist es die Geisterbahn geworden, weil es derzeit so viele schlimme Nachrichten gäbe so Reichel, die den Menschen Angst machen: Krieg, Corona, Energiekrise und Missbrauchsskandal in der Kirche. Die Angst dürfte aber nicht das letzte Wort haben. Dafür stehe das Erntedankfest. Außerdem ginge es dabei um den Dank für die Früchte dieser Erde. Diese seien keine Selbstverständlichkeit. Dies müsse sich jeder vor Augen führen, nicht nur die Landwirte und Gärtner. Zur Tradition des Erntedankgottesdienst gehört es auch, dass ein Landwirtsehepaar zu Beginn der Eucharistiefeier Gaben in Form von Brot und Weintrauben zum Altar bringt. Heuer übernahmen Madalena und Josef Paul aus Neubeuern diese ehrenvolle Aufgabe.
Nach dem Gottesdienst zog der farbenfrohe Festzug durch die Rosenheimer Innenstadt vorbei an vielen Schaulustigen zum gemeinsamen Mittagsessen auf dem Herbstfest.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Fotos: Josefa Staudhammer von Innpuls.me)