Leitartikel

Erklärung der Freisinger Bischofskonferenz

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Das Erzbischöfliche Ordinariat informiert:  Herbstvollversammlung der bayerischen Bischöfe in München vom 30.9. bis 1.10.2020 – ERKLÄRUNG

 Corona-Krise

 Auch für das Wirken der katholischen Kirche in Bayern ist die Corona-Krise ein tiefer Einschnitt. Nach dem Lockdown im Frühjahr war es über viele Wochen nicht erlaubt, Gottesdienste mit den Gläubigen zu feiern. Besonders schmerzlich zu spüren war das an Ostern. Bis heute gelten für die Gottesdienste zum Schutz der Menschen vor Ansteckungen notwendige Auflagen und Begrenzungen für die Zahl an Teilnehmenden. Dies führte dazu, dass der Gottesdienstbesuch merklich zurückging. Viele Gläubige schildern zudem ein Gefühl der Befremdung und der Angst, sich in den Kirchen anzustecken. Niemand weiß, wie lange diese schwierige Situation noch anhält.

Für die kommende Zeit zwischen Allerheiligen und Weihnachten ist nicht von einer grundlegenden Veränderung der erforderlichen Hygienemaßnahmen bei den Gottesdiensten auszugehen (in diese Monate fallen auch Martinszüge, das Fest des Heiligen Nikolaus, der Advent und die Sternsingeraktion 2020/21). Die Bischöfe ermutigen die Pfarrgemeinden, die besondere Prägung dieser Zeit zu leben und alle Möglichkeiten in Gottesdiensten und im Brauchtum auszuschöpfen. Gerade an Weihnachten soll niemand ausgeschlossen werden, der einen Gottesdienst feiern möchte. Klar ist aber, dass etwa nicht alle Gläubigen gleichzeitig zur gewohnten Zeit zur Christmette werden gehen können. Deshalb wird es auf frühzeitige Planung einer dann eventuell höheren Anzahl von Gottesdiensten ankommen, eine Anmeldung wird erforderlich sein. Für Gottesdienste im Freien und den Gräbergang an Allerheiligen und Allerseelen sollen technische Möglichkeiten voll ausgeschöpft werden. Ein Segensgebet des Pfarrers sollte laut und vernehmlich zu hören sein. Die Gläubigen sollen ermutigt werden, selbst mit Weihwasser die Gräber zu segnen. Das Katholische Büro Bayern ist im Gespräch mit der Staatsregierung über die Regelungen für Gottesdienste während der Pandemie. Wichtig ist dabei ein verlässlicher möglichst einheitlicher Rahmen. Die Bischöfe danken insbesondere den engagierten Jugendlichen und den  Ministrantinnen und Ministranten für ihren Dienst gerade in dieser Zeit und ermutigen sie, sich weiter zu engagieren.

Den bayerischen Bischöfen ist das Signal wichtig: Die katholische Kirche wird an den großen Festen für alle Gläubigen da sein, gerade um mit ihnen Gottesdienste zu feiern.

Hilfreich sind in der Krise die neu im Internet bereitgestellten Angebote für Gottesdienste und geistliche Formate. In allen bayerischen Diözesen wurden und werden Gottesdienste gestreamt, die sehr hohe Zugriffszahlen erzielen, teils auch in Kooperationen mit Fernseh-  und Radiosendern. Zudem entstanden neue Formate der Verkündigung auf den Social-Media-Kanälen, etwa Video-Impulse, interaktive Gebete, Meditationen oder Podcasts. Erfreulich ist, dass ergänzend zu zentralen Angeboten der Diözesen unzählige Engagierte in den Pfarreien vor Ort Gottesdienste streamten und auf vielfältige Weise im Netz tätig wurden. Auch die katholischen Verbände, etwa die Katholische Landjugend Bayern (KLJB), entwickelten innovative Formen. So wurde die Landesversammlung der KLJB erstmals digital veranstaltet, ein Gottesdienst mit 84 Teilnehmenden wurde interaktiv im Netz gefeiert.

Die bayerischen Bischöfe sehen, dass hier neue Wege beschritten werden, auf denen der Glaube gelebt und die Botschaft Jesu Christi verbreitet werden kann. Diese Innovationen sollten auch künftig nutzbar gemacht werden. Die bayerischen Diözesen wollen sich diesbezüglich weiter vernetzen und sich über die Weiterentwicklung neuer Formate austauschen.

  1. Jugendarbeit

 Die Corona-Krise hat die kirchliche Jugendarbeit empfindlich beeinträchtigt. Gruppenstunden, Fahrten, Zeltlager konnten nicht durchgeführt werden. Für viele Jugendliche und Kinder ist es eine schwierige Zeit. Ihr Leben, ihre sozialen Kontakte hat die Pandemie massiv eingeschränkt. Das Erleben von Gemeinschaft in Schule und Freizeit wurde durch Homeschooling und den Ausfall von Sport- und Jugendgruppen stark beeinträchtig. An die Stelle von Struktur und persönlicher Begegnung trat vielfach der Rückzug ins Private.

Soziale Unterschiede wurden durch die Pandemie verstärkt. Es besteht die Sorge, dass sozial Schwächere weiter abgehängt werden, da ihnen etwa die technische Ausrüstung für eine Partizipation im Digitalen fehlt. Im Bereich des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend wurde diese Situation analysiert und wird weiter kritisch begleitet.

Im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe der Caritas wurden neue Wege beschritten. Die Fachkräfte der Jugendsozialarbeit an Schulen erprobten Beratung und Begleitung bei Spaziergängen, Gesprächen vor dem Balkon oder am Telefon. Kinder und  Jugendliche erlebten sie als sehr hilfreich, um die schwierige Zeit zu überstehen, egal ob es um schulbezogene, persönliche oder familiäre Fragen ging. Auch Messanger-Dienste waren eine große Hilfe. In den Einrichtungen änderte sich die Situation teils dramatisch, weil Besuche und Außenkontakte etwa zu den Familien sehr beschnitten waren. Kommunikation mit Familien konnte vielfach über Skype ermöglicht werden. Kreative Lösungen waren besonders für benachteiligte Jugendliche wichtig.

Die Jugend- und Bildungshäuser  stehen in einer finanziell schwierigen Lage. Tage der Orientierung von Schulklassen und Ähnliches sind ausgesetzt, die Häuser haben in der Folge erhebliche Ausfälle. Der BDKJ engagiert sich erheblich, um den Häusern beizustehen.

Die Jugendseelsorger und -seelsorgerinnen leisten vor diesem Hintergrund oftmals großartige Arbeit. Die Bischöfe ermutigen sie ausdrücklich, alle Chancen zu nutzen, an der Seite der Kinder und Jugendlichen zu stehen. Dies gilt für die Möglichkeiten zur realen Begegnung ebenso wie für die Seelsorge im Internet.

  1. Katholische Stiftungshochschule München

 Die Katholische Stiftungshochschule München (KSH) hat die Herausforderungen der Coronakrise sehr gut bewältigt und ist weiterhin auf Erfolgskurs. Sie ist die erste Hochschule in Deutschland mit einem akkreditieren primärqualifizierenden Bachelorstudiengang Hebammenkunde. Sie ist zudem eine der ersten bayerischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die mit dem Start des primärqualifizierenden Bachelorstudiengangs Pflege im Wintersemester 2020/21 die Weiterentwicklung des Pflegestudiums mit einem Netzwerk an Praxispartnern erfolgreich umgesetzt hat. Die Fakultät für Gesundheit und Pflege ist 25 Jahre alt und damit die älteste in Bayern. Die KSH ist führend im Bereich Pflege und Soziales. Sie hat landesweit die meisten Studienplätze für Soziale Arbeit.

Der Weiterentwicklung des Studiengangs Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit ist mit der Reformierung der Praxisanteile vorangeschritten, um das Studium auch weiterhin für Bewerberinnen und Bewerber attraktiv zu halten.

In der Kindheitspädagogik setzt die Hochschule den Schwerpunkt auf die Verbindung von Forschung, Entwicklung und Lehre. Hierzu wird derzeit ein sogenanntes EducationLab (EduLab) als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis aufgebaut. Auch die integrativen Studienformate für Immigranten und Immigrantinnen mit Hochschulabschlüssen, welche in Deutschland nicht oder nur teilweise anerkannt sind, wie BEFAS in der Kindheitspädagogik und der Internationale Brückenkurs Soziale Arbeit, sind sehr stark nachgefragt. Hunderte von Absolventinnen und Absolventen haben erfolgreich das Studium beendet und sind im Arbeitsmarkt eingemündet.

Der Fachkräftemangel in der Sozialen Arbeit bleibt eine große Herausforderung. Die Katholische Stiftungshochschule München wird sich weiterhin, neben den stark nachgefragten primärqualifizierenden Studiengängen der Sozialen Arbeit, für unterschiedliche Qualifikationsmöglichkeiten einsetzen, die zu einem staatlich anerkannten Abschluss der Sozialen Arbeit führen sollen.

Mit dem sehr erfolgreichen Masterstudiengang Management von Sozial- und Gesundheitsbetrieben bildet die KSH München zudem die Führungskräfte der Zukunft aus, die im kirchlich, öffentlich und privat getragenen Sozial- und Gesundheitssektor ihre Tätigkeit finden.

Die KSH bildet Menschen in den Berufsgruppen aus, die in Zeiten von Corona besonders herausgefordert sind und die in systemrelevanten Berufen das Funktionieren des Gemeinwesens aufrechterhalten. Die KSH und ihre Absolventinnen und Absolventen leisten damit einen wichtigen Beitrag. Die Kirche wirkt über ihr Engagement im Hochschulbereich in die Gesellschaft. Die Erfolgsgeschichte der KSH ist dafür ein starkes Zeichen.

  1. Kirchenasyl

Nochmals betonen die bayerischen Bischöfe ausdrücklich, dass sie hinter der Tradition des Kirchenasyls stehen. Es legt die besonderen humanitären Härten im Rahmen des europäischen Asylsystems offen, die uns gerade erst in Moria vor Augen geführt wurden. Das Kirchenasyl desavouiert nicht den Rechtsstaat, sondern hilft in Einzelfällen Menschen in extremen Notsituationen. Die einseitig vom Bundesamt für Migration im Jahr 2018 vorgenommene Verschärfung der Verfahrensanforderungen, die vor dem Bundesverwaltungsgericht keinen Bestand hatte, sollte zurückgenommen werden. Jedem Kirchenasyl geht stets reifliche Überlegung, Beratung und Gewissensbefragung voraus.

In diesem Sinne steht die Freisinger Bischofskonferenz hinter Mutter Mechthild, Äbtissin in der Abtei Maria Frieden in Kirchschletten, die mehreren Frauen in besonderen Notlagen Kirchenasyl gewährt hat und gegen die in der Folge mehrere Strafverfahren eingeleitet wurden. Mutter Mechthild hat sich an alle Absprachen gehalten. Die Bischöfe sehen keinen Grund für eine Verurteilung.

  1. Personalie

 Die Freisinger Bischofskonferenz bestätigte die Wahl von Monsignore Martin Cambensy zum Geistlichen Landesbeirat des DJK Landesverbands Bayern. Dieser zählt mit seinen 420 Ortsverbänden und mehr als 205.000 Mitgliedern zu den größten katholischen Verbänden Bayerns.

  1. Geschäftsbericht des Überdiözesanen Fonds Bayern 2019

Über den „Überdiözesaner Fonds Bayern“ (ÜDF) finanzieren die bayerischen (Erz-) Diözesen zusätzlich zu dem Engagement in ihren jeweiligen eigenen Bereichen ihr gemeinsames überdiözesanes Wirken  für kirchliche, mildtätige und gemeinnützige  Zwecke, die selbstverständlich allen Menschen offen stehen. Der ÜDF förderte im Berichtszeitraum des Jahres 2019 mit einem Etat von 40,675 Millionen Euro mehr als 60 Institutionen.

Mit 26,152 Millionen Euro (64,3 Prozent) floss der weitaus größte Teil der Mittel des ÜDF Bayern in die Hochschulen und Universitäten, 5,468 Millionen Euro (13,4 Prozent) kamen Schule, Fort- und Erwachsenenbildung zugute. Verbände und Einrichtungen der Seelsorge erhielten 2,569 Millionen Euro (6,3 Prozent), Soziale Verbände und Einrichtungen 1,687 Millionen Euro (4,1 Prozent). Die weiteren Kostenanteile waren Kommunikation und Medien (1,481 Millionen Euro, 3,6 Prozent) sowie Gemeinsame Aufgaben (3,318 Millionen Euro, 8,2 Prozent).

Zuschüsse erhalten aus dem ÜDF beispielsweise die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Katholische Stiftungshochschule oder die Katholische Akademie in Bayern, aber auch Einrichtungen wie die Landesstelle für  Katholische Jugendarbeit. Landesverbände etwa des Sozialdiensts katholischer Frauen oder des Katholischen Deutschen Frauenbundes sind ebenfalls Zuschussnehmer. Der Zweckverband ÜDF Bayern verfügt über kein eigenes Vermögen, sondern er finanziert sich ausschließlich aus den Einzahlungen der bayerischen Diözesen, die ihrerseits ihre ÜDF-Beiträge aus Kirchensteuern finanzieren. Bei dem vorliegenden Jahresabschluss und Lagebericht für 2019 kommen nun zum zweiten Mal die Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB) vollständig zur Anwendung. Der Lagebericht liegt bei der Pressekonferenz zur diesjährigen Herbstvollversammlung auf und wird auch im Internet veröffentlicht.

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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