Erklärung der Freisinger Bischofskonferenz – Herbstvollversammlung der bayerischen Bischöfe
in München vom 6. bis 7. November 2024
1. Ergebnisse der Weltbischofssynode
Der Passauer Bischof Stefan Oster und der Augsburger Bischof Bertram Meier berichteten von der Weltbischofssynode, die am 27. Oktober 2024 im Vatikan ihren Abschluss nahm. Gemeinsam diskutierten die Bischöfe das Abschlussdokument der Synode und würdigten einhellig das darin betonte Ziel einer synodalen Kirche. Diese beruhe darauf, dass möglichst viele Christinnen und Christen sich eingeladen und ermutigt fühlten, als Getaufte den Weg der Kirche in die Zukunft aktiv mitzugestalten, insbesondere auch Frauen, junge Menschen und Menschen am Rand von Kirche und Gesellschaft. Die Bischöfe dankten den bayerischen Teilnehmern der Synode für ihr Engagement im Rahmen dieses intensiven Prozesses.
- Sonntagsschutz
Die bayerischen Bischöfe sprechen sich gegen eine Aufweichung des Sonntagsschutzes im Zuge der Planungen für ein bayerisches Ladenschlussgesetz aus. Ihre Position beruht auf der Überzeugung, dass der Sonntag als Ruhetag von besonderer gesellschaftlicher, kultureller und spiritueller Bedeutung ist. Der im Grundgesetz garantierte Schutz des Sonntags nicht nur als Tag der Arbeitsruhe, sondern auch der seelischen Erhebung bedeutet, dass sich der Sonntag deutlich von der Geschäftigkeit des Werktags unterscheiden muss. Der Sonntagsschutz soll deshalb aus Sicht der Bischöfe auch in einem bayerischen Ladenschlussgesetz hinreichend Berücksichtigung finden, um den Sonntag als gesellschaftlichen und kulturellen Wert zu bewahren. Vor diesem Hintergrund lehnen die Bischöfe einen sonntäglichen Betrieb auch von digitalen Kleinstsupermärkten ab.
- Jugendarbeit
Der Landesvorstand der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Bayern legte seinen jüngsten Rechenschaftsbericht vor. Anhand dessen wird deutlich, wie umfassend sich die KLJB als katholischer Jugendverband, wie auch die anderen Jugendorganisationen, an zukunftsweisenden Debatten innerhalb der Kirche und darüber hinaus beteiligt. In Begegnungen mit Gremien wie dem Landeskomitee der Katholiken in Bayern oder politischen Parteien und Fraktionen bringen die Vertreterinnen und Vertreter der KLJB ihre Sichtweisen als junge Menschen, denen der christliche Glaube wichtig ist, ein: sei es zum Synodalen Weg der Kirche, zum Umgang der Kirche mit der radikalen Rechten, zu Ökologie und nachhaltigem Konsum oder einer positiven Entwicklung der ländlichen Räume. Die Bischöfe würdigten die wertvolle Arbeit der KLJB für die Förderung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt in und außerhalb der Kirche. Die KLJB leiste durch ihre Bildungsangebote und ihr vorbildhaftes Eintreten für soziale Gerechtigkeit einen unverzichtbaren Beitrag zum demokratischen Miteinander.
4. Landwirtschaft
Im Rahmen ihrer Vollversammlung haben die bayerischen Bischöfe die Wichtigkeit des Dialogs betont, wenn es um Themen der Landwirtschaft und Schöpfungsbewahrung geht. Die Veröffentlichung der Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität“ der Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz am 11. September hatte gerade in Bayern kritische Reaktionen hervorgerufen. Die Freisinger Bischofskonferenz spricht sich ausdrücklich dafür aus, Landwirtinnen und Landwirte als Partner zu verstehen bei der Suche nach Wegen zu einer nachhaltigen und schöpfungssensiblen Landwirtschaft. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen sind unverzichtbar, um praxistaugliche Antworten auf Herausforderungen zu finden. Im Rahmen ihres regelmäßigen Austauschs im Arbeitskreis Kirche und Landwirtschaft hatten sich unter anderem Vertreter der Kirche in Bayern, der Katholischen Landvolkbewegung, des Bayerischen Bauernverbands sowie der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern im Oktober getroffen und dabei auch die Studie der Sachverständigengruppe breit diskutiert.
- Zusammenschluss des Religionspädagogischen Zentrums und des Instituts für Lehrerfortbildung
Die Freisinger Bischofskonferenz hat zum 1. Januar 2025 den Zusammenschluss des Instituts für Lehrerfortbildung Gars (ILF) und des Religionspädagogischen Zentrums in Bayern (RPZ) zum Institut für Religionspädagogik und Lehrkräftefortbildung in Bayern (IRL) beschlossen. Im November 2022 hatten die Bischöfe eine Arbeitsgruppe damit beauftragt, eine Zusammenführung der beiden Institute zu organisieren. Das neu gegründete Zentrum bündelt künftig deren Arbeit für die Lehrkräftefortbildung und für Theorie und Praxis religiöser Bildung und Erziehung mit dem Schwerpunkt Religionsunterricht. Zu den Aufgaben zählen die Organisation zentraler Fortbildungen für Religionslehrkräfte aller Schularten, die fachliche Weiterentwicklung von Inhalten und Formaten für die Religionslehrkräftefortbildung, die Durchführung von Fortbildungsangeboten und die Erstellung praxisnaher Materialien für den Unterricht.
6. Katholische Hochschullandschaft
6.1 Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Nach der Neubestimmung des Stiftungsrates der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) um den neu gewählten Vorsitzenden, den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, sehen die bayerischen Bischöfe eine gute Basis, um die positive Entwicklung der KU fortzusetzen. Kirche und Staat arbeiten hier konstruktiv zusammen. Der Stiftungsrat wird nach der Stiftungsverfassung von der Freisinger Bischofskonferenz gewählt und ist das Aufsichts- und Leitungsgremium des Trägers der KU. Das Gremium überwacht die Amtsführung des Stiftungsvorstands und entscheidet unter anderem über den Haushalt der Stiftung sowie Personal-, Wirtschafts- und Investitionsangelegenheiten. Die Amtszeit beträgt vier Jahre. Bei der Vollversammlung dankten die Bischöfe dem bisherigen Stiftungsratsvorsitzenden Peter Beer, der in turbulenten Jahren viel Kraft aufgewandt und sich leidenschaftlich für die KU eingesetzt habe.
Die Bischöfe lobten die Vorreiterrolle der KU in Sachen Nachhaltigkeit, die sich jüngst im hervorragenden Abschneiden der KU in einem internationalen Nachhaltigkeitsranking für Hochschulen weltweit manifestiert hat. Dabei hat die KU in drei Teilfeldern den bundesweiten Spitzenplatz eingenommen. Am Standort Ingolstadt unternimmt die KU verstärkte Aktivitäten zur Profilbildung. Seit einem Jahr forscht dort das neu eingerichtete Mathematische Institut für Maschinelles Lernen und Data Science zu Themen der Künstlichen Intelligenz und bearbeitet unter anderem Fragestellungen aus der Nachhaltigkeit und Klimamodellierung. Die KU hat das von der Stadt Ingolstadt aufwändig sanierte Georgianum bezogen. Gemeinsam mit der „Hohen Schule“ (Gründungsort der ersten Bayerischen Landesuniversität) wird es zu einem „Zukunftscampus“ ausgebaut. Dieser soll Forschung, Lehre und Transfer zu den Themenfeldern Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Ethik bündeln und zu einem Ort für den Wissenschaftstransfer und den Dialog mit Bürgern und der Gesellschaft werden.
In Kooperation mit der Universität Passau bietet die KU ab dem Wintersemester 2024/25 einen digitalen Bachelorstudiengang katholische Theologie an, der sich besonders an Studieninteressierte richtet, die keine Möglichkeit zum universitären Präsenzstudium haben. Der Studiengang richtet sich insbesondere an alle, die ohne theologische Vorbildung bereits im pastoral-kirchlichen Dienst oder benachbarten Feldern beruflich tätig sind, etwa im Bereich der kirchlichen Verwaltung oder Caritas, bei Verbänden oder Bildungseinrichtungen mit kirchlichem Hintergrund. Im Studiengang erlangen die Studierenden ein umfassendes Verständnis und tiefere Kenntnisse in verschiedenen theologischen Disziplinen. Ziel ist es, dass Absolventinnen und Absolventen aktiv an aktuellen Diskursen in Gesellschaft und Kirche auf akademischem Niveau teilnehmen und ihre Positionen im beruflichen Umfeld begründet darstellen können. 51 Studierende haben sich für das Wintersemester eingeschrieben.
6.2 Katholische Stiftungshochschule München
Die Bischöfe begrüßen die Erweiterung des Angebots der Katholischen Stiftungshochschule (KSH) um den dualen Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit. Diesen bietet die KSH ab dem Wintersemester 2024/25 in Kooperation mit ausgewählten Trägern der Sozialen Arbeit in München und Oberbayern wie der Caritas oder dem Sozialdienst Katholischer Frauen an. Der siebensemestrige Studiengang enthält – neben dem theoretischen Studium an der Hochschule – auf die Studieninhalte abgestimmte und integrierte praxisorientierte Studienphasen, in denen das Theorie-Erlernte auch direkt angewandt und mit Praxiswissen gekoppelt werden kann. Die Verbindung theoretischen Wissens mit fundierten Einblicken in die berufliche Praxis stellt nach Ansicht der Bischöfe eine ideale Vorbereitung auf ein erfülltes Arbeitsleben im wichtigen Sektor der sozialen Berufe dar.
- Geschäftsbericht des Überdiözesanen Fonds Bayern 2023 und Haushalt 2025
Über den ÜDF finanzieren die bayerischen (Erz-)Diözesen zusätzlich zu dem Engagement in ihren jeweiligen eigenen Bereichen ihr gemeinsames überdiözesanes Wirken für kirchliche, mildtätige und gemeinnützige Zwecke, die selbstverständlich allen Menschen offenstehen. Der ÜDF förderte im Berichtszeitraum des Jahres 2023 mit einem Etat von rund 41,9 Millionen Euro mehr als 60 Institutionen. Mit 27,7 Millionen Euro (66,1 Prozent) floss der weitaus größte Teil der Mittel in die Hochschulen und Universitäten. 4,8 Millionen Euro (11,5 Prozent) kamen Schule, Fort- und Erwachsenenbildung zugute. Verbände und Einrichtungen der Seelsorge erhielten 2,6 Millionen Euro (6,2 Prozent), Soziale Verbände und Einrichtungen 1,5 Millionen Euro (3,6 Prozent). Die weiteren Kostenanteile waren Kommunikation und Medien (1,3 Millionen Euro, 3,1 Prozent) sowie Gemeinsame Aufgaben (vier Millionen Euro, 9,5 Prozent).
Die Bischöfe beschlossen den Haushalt für das Jahr 2025, mit dem sie den Weg der Konsolidierung fortsetzen. Aufgrund der weiter kritischen Entwicklung der wirtschaftlichen Situation und tendenziell steigender Ausgaben hatte die Freisinger Bischofskonferenz für die Haushalte 2024 und 2023 Nullrunden verabschiedet.
Zuschüsse erhalten aus dem ÜDF neben den Hochschulen oder der Katholischen Akademie Bayern auch Einrichtungen wie die Landesstelle für Katholische Jugendarbeit. Landesverbände etwa des Sozialdienstes katholischer Frauen oder des Katholischen Deutschen Frauenbundes sind ebenfalls Zuschussnehmer. In diesem Zusammenhang würdigten die Bischöfe das vielfältige und große Engagement von ehrenamtlichen Frauen und Männern in den Verbänden. Der Zweckverband ÜDF Bayern verfügt über kein eigenes Vermögen, sondern er finanziert sich ausschließlich aus den Einzahlungen der bayerischen Diözesen, die ihrerseits ihre ÜDF-Beiträge aus Kirchensteuern finanzieren. Bei dem vorliegenden Jahresabschluss und Lagebericht für 2023 kommen zum sechsten Mal die Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB) vollständig zur Anwendung. Jahresabschluss und Lagebericht sind veröffentlicht unter https://www.erzbistum-muenchen.de/finanzen/ueberdioezesane-aufgaben.
- Ukraine
In Bayern leben aktuell mehr als 158.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, zehn Prozent von ihnen gehören der mit Rom unierten ukrainischen griechisch-katholischen Kirche an. Vor diesem Hintergrund steht der Apostolische Exarch für Deutschland und Skandinavien, Bischof Bohdan Dzyurakh, in einem engen persönlichen Austausch mit den bayerischen Bischöfen. Im Rahmen der Vollversammlung berichtete er über die Situation der teils schwer traumatisierten Menschen und über die Herausforderungen der seelsorglichen Arbeit der griechisch-katholischen Kirche in Bayern. Derzeit versehen nach Aussage Bischof Dzyurakhs 13 Priester im Raum der Freisinger Bischofskonferenz ihren Dienst, sie werden teilweise von den hiesigen Diözesen finanziert. Die Exarchie bilde zurzeit Seelsorger in dem Kurs „Heilung der Wunden des Krieges, geistliche Begleitung von Menschen in Kriegsgebieten“ aus. Die Exarchie ist laut Bischof Dzyurakh insgesamt für rund 200.000 Gläubige zuständig. Mit den bayerischen Bischöfen tauschte er sich auch über die Integration der Flüchtlinge aus der Ukraine in den deutschen Arbeitsmarkt aus, die zu 68 Prozent über einen Hochschulabschluss verfügten. Sie seien zu 93 Prozent bereit, eine Arbeit aufzunehmen, allerdings fehle es häufig noch an Sprachkenntnissen, um entsprechend qualifizierte Stellen zu bekommen. Der Weg, die Menschen nicht unmittelbar in Arbeit zu drängen, sondern zunächst auf Spracherwerb zu setzen, sei seiner Einschätzung nach der richtige. Wenig zuversichtlich zeigte der Exarch sich über die Absichten Putins und ein mögliches Ende des Krieges. Der russische Präsident wolle, dass die Ukraine aufhöre zu existieren.
9. Pfarrgemeinderatswahlen 2026
Die Freisinger Bischofskonferenz legt den Sonntag, 1. März 2026, als Termin für die nächsten Pfarrgemeinderatswahlen in Bayern fest.
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Archiv-Foto: Hötzelsperger (aus dem Dom zu Freising)