Brauchtum

Erinnerungen eines Chiemgauer Humoristen 

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Auf Spurensuche im Chiemgau war in diesen Tagen der in Hendenham bei Frasdorf aufgewachsene Werner Fütterer. Jahrzehntelang waren mit Beginn der Heimatabend-Saison ab Pfingsten seine Aufttritte mit Gitarre, Mundharmonika und viel Witz  eine Zugnummer für Einheimische und Feriengäste.  Über 500 Heimatabende allein für den Trachtenverein „Edelweiß“ Niederaschau sind es gewesen, Mitte der 50er Jahre war es der erste und vor fünf Jahren machte er auch in der Festhalle von Aschau seinen Schlußpunkt.

Dazwischen waren im Chiemgau, in Bayern, national und international mehr als 2.500 Auftritte als Mitglied einer Musikgruppe oder als Solist in Form eines musizierenden Ansagers. Unnachahmlich war sein zeitgleiches Spiel mit Gitarre und Mundharmonika, diese bewegte er ohne Handhilfe so zwischen den Zähnen, dass er ihr bekannte Melodien entlocken konnte und er sich selbst dabei mit der Gitarre begleitete. „Mein Zahnarzt hat das am Anfang nicht verstanden, warum ich bei meinen Zähnen eine Lücke brauche, aber als ich ihm dann einmal in der Praxis vorspielte, dann war auch er begeistert“ – so erinnert sich Werner Fütterer an den Start. Die Ansage der ersten Heimatabende in Aschau vereinbarte er mit dem damaligen Vorstand der „Edelweißer“ Paul Kink, Großvater des heutigen und gleichnamigen Vorstands. Auch dessen Vater war lange Jahre Vorstand beim Trachtenverein Niederaschau, ebenso wie dazwischen Heinz Scheck. Alle zusammen hatten viel Freude und Gaudi bei den Heimatabenden, die viele Jahre immer eine voll besetzte Festhalle brachten. Erst in den letzten Jahren hat das allgemeine Interesse an Heimatabenden durch gesellschaftliche Veränderungen nachgelassen, inzwischen sind sie rar geworden. In Aschau wechselten sich die Heimatabende lange Zeit so ab, dass ab Pfingsten begonnen wurde und bis zum Herbst acht Heimatabende die Niederaschauer und ebenfalls acht Heimatabende die Hohenaschauer Trachtler in der Festhalle gestalteten. Während Werner Fütterer, der im 88. Lebensjahr steht, für Niederaschau ansagte, war für Hohenaschau der auch heute noch mit 93 Jahren rüstige Ernst Rupp als Ansager aus Prien auf der Bühne.

Hundert-Tausende von Besuchern erfreut

Werner Fütterer war nach dem Beginn seiner Karriere in Aschau schon bald ein gefragter Mann. Zufällig kam er bei einem Münchner Auftritt mit dem Jodler Franzl Lang ins Gespräch, daraus entstand eine lange Freundschaft. „Mit Franzl Lang war   ich mehrmals in Südtirol, andere Auftritte führten mich unter anderem nach Frankreich, in die Niederlande, nach Dänemark, nach Schweden, in die Schweiz und natürlich des öfteren auch nach Österreich. Gerade bei den Auftritten in Tirol freundete ich mich    den Kasermandeln Klaus und Ferdl, einem Tiroler Volksmusikanten-Duo an und ich hätte die Auftritte sogar zu meinem Beruf machen können“ – so Werner Fütterer. Doch dies wollte er nicht, denn nach seinem ersten Beruf als Milchfahrer für die damalige Aschauer Molkerei wechselte er in die Justiz-Vollzugs-Anstalt nach Bernau und er hielt lieber enge und freundschaftliche Verbindung mit den Chiemgauer Trachtenvereinen. Nach zwei Jahren der Hilfsaufseher-Tätigkeiten ging Werner Fütterer zur Schule und so wurde er Beamter im Justizdienst, zuletzt war er von 1970 bis 1983 bis zur Pensionierung in München-Stadelheim tätig.

Von München, seinem inzwischen langjährigen Wohnsitz machte er sich dieser Tage wieder auf den Weg in den Chiemgau, um alte Freunde zu besuchen. Unter anderem traf er sich mit dem langjährigen Musikmeister der Priener Blaskapelle Peter Huber. Gemeinsam erlebten sie nicht nur viele Heimatabende mit den Trachtenvereinen von Prien und Atzing im Großen Kursaal von Prien, oftmals ging es auch gemeinsam auf Reisen, unter anderem nach Hasselbach im Hochtaunus und nach Steinhagen in Westfalen. „Das waren  noch Zeiten, die Säle und Festzelte waren voll von Leuten, die schier aus dem Häuschen waren und getanzt wurde auch noch viel mehr als früher“ – so der 82jährige Peter Huber. Bei den Heimatabenden im Chiemgau, aber auch lange Jahre in Bad Füssing in Niederbayern und in Bad Reichenhall kam es oft zu guten Kontakten, die unter anderem zu Auftritts-Einladungen nach Frankfurt oder an den Weissenhäuser Strand führten. Ungezählte Hunderttausende von Leuten waren in den über 50 Jahren der Tätigkeiten von Werner Fütterer und Peter Huber als Ansager oder Musikant begeistert – sehr zum Wohl der bayerischen Lebensfreude.

Fotos: Hötzelsperger – Erinnerungen an Auftritte von Humorist Werner Fütterer  im Chiemgau mit Mundharmonika und Gitarre – Besuch im Chiemgau mit Blasmusikant Peter Huber – Erinnerung: 60. Geburtstag mit Feier beim Cafe Pauli mit Aschaus Bürgermeister Kaspar Öttl

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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