Leitartikel

Erinnerungen an Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Eine bayerische Persönlichkeit verstarb genau vor 35 Jahren am Feiertag „Maria Himmelfahrt“, 15. August in Hohenaschau i. Chiemgau: es war Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett, Ehrenbürger der Gemeinde Aschau i. Chiemgau und großer Förderer der Trachtensache. Ein Rückblick mag an die vielfältigen Verdienste eines Mannes und Wohltäters erinnern, der mit vollem Namen Ludwig Theodor Benedikt Maria Anton Sebastian Maurus Placidus Anselm Georgius Hildebrand von Cramer-Klett  hieß. Er war Sohn des Industriellen, Mäzens und Reichsrats der Krone Bayern Theodor von Cramer-Klett jun. und seiner Frau Anna Chariklia, geb. Freiin von Würtzburg.

Der wie sein Vater auf Schloss Hohenaschau lebende Ludwig Benedikt von Cramer-Klett ist im deutschsprachigen Raum einer der bekanntesten und hervorragendsten Jagdschriftsteller, der sich unermüdlich   für den Erhalt einer tierschutz- und waidgerechten Jagd einsetzte. Sein Wohlwollen galt aber auch noch dem Chiemgau-Alpenverband sowie seiner Heimatgemeinde. Das Anliegen, Tracht und Brauchtum zu unterstützen, übernahm er von seinem Vater, Theodor Freiherr von Cramer-Klett, dieser war ab dem Jahr 1902 Protektor über den 1890 in Rosenheim gegründeten und heute 118 Vereine zählenden Gauverband I.  Der „Baron“ – wie Ludwig Benedikt gerne und volksnah genannt wurde- war den Trachtlern eng verbunden, seine persönliche Anwesenheit und auch Grußworte bei den Gaufesten und Raitener Wallfahrten sind noch vielen Trachtlerinnen und Trachtlern in guter Erinnerung. 1981 zum 75. Geburtstag wurde bei einem Festabend in der voll besetzten Hohenaschauer Festhalle dem Baron die höchste Auszeichnung des Gauverbandes durch den damaligen Gauvorstand Otto Dufter zuteil: die Ernennung zum Ehrenprotektor! Wie in der Berichterstattung des Heimat- und Trachtenboten festgehalten wurde, sagte Otto Dufter unter anderem: „In heutiger Zeit ist nur schwerlich zu verstehen, was unser Protektor in den Jahren 1927 bis 1980 alles für uns getan hat. Zu Gründerzeiten des Verbandes waren nicht nur die geleisteten finanziellen Unterstützungen notwendig, auch viel idealistische Arbeit war für das Wachstum des Verbandes erforderlich. Es ist deshalb ein Verdienst von Freiherr von Cramer-Klett, dass wir heute eine so respektable Trachtengemeinschaft sind“. In der 2006 zum 80. Geburtstag des Verbandes herausgegebenen Chronik ist die Übernahme des Protektorats wie folgt festgehalten: „Beim zweiten Gautrachtenfest in Hohenaschau 1927 wurde Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett durch den Gauvorstand Hias Schrobenhauser feierlich das Ehrenamt eines Protektors des Chiemgau-Alpenverbandes angetragen und von diesem freudig angenommen. Der Baron, wie er zeitlebens von den Trachtlern tituliert wurde, hat dieses einmalige Ehrenamt bis zu seinem Tod im Jahr 1985 stets mit innerer Verbundenheit und besonderer Fürsorge vorbildlich wahrgenommen“.

Ehrenbürger-Festabend und Trauersitzung mit dem Staatssekretär

Der damalige Aschauer Bürgermeister Karl Bauer, später auch Zweiter Gauvorstand beim Chiemgau-Alpenverband, würdigte bei diesem Festabend ebenfalls den im ganzen Priental verehrten Baron. Vier Jahre später zum Tod des Barons, lud Karl Bauers Nachfolger, Bürgermeister Kaspar Öttl zu einer Trauersitzung des Aschauer Gemeinderates ein, der auch Staatssekretär Franz Neubauer beiwohnte. Öttl würdigte die umfassenden Verdienste des Aschauer Ehrenbürgers für die Allgemeinheit, unter anderem mit den Worten: „Baron von Cramer-Klett ist der Gemeinde in vielen Grundstücks- und Wohnungsfragen immer großzügig entgegengekommen und hat in der schweren Nachkriegszeit wesentlich zur Bewältigung des Flüchtlingsproblems beigetragen. Außerdem war Herr Baron von Cramer-Klett der größte Arbeitgeber in der Gemeinde“.  In einer eindrucksvollen Trauerfeier mit weit über 1.000 Trauergästen am 20. August mit H.H. Abt Dr. Edelbert Hörhammer vom Kloster Ettal und mit Ortspfarrer Hans Holzner und im Beisein von über 30 Fahnenabordnungen sagte auch der Trachtenverein „D´Griabinga“ Hohenaschau ein öffentliches „Vergelt´s Gott“. Vorstand Georg Pfaffinger erinnerte dabei unter anderem daran, dass 1984 der Baron noch Schirmherr beim 100ährigen Gründungsfest war und auch an die Festansprachen des Barons, die von viel Hingabe und Zuneigung zur Trachten- und Heimatpflege geprägt waren.

Viele Aschauer und Mitglieder vom GTEV Hohenaschau  waren bei der Beerdigung dabei, sie erinnern sich daran, dass zwei Forstarbeiter und zwei Brauerei-Mitarbeiter – alle in ihrem heimatlichen forstgrünen Festgewand –  die Ehre des Sargtragens hatten. Die letzte Ruhestätte fand Baron Ludwig Benedikt von Cramer-Klett auf dem Schlossberg an der Seite seiner Ehefrau Margarete von Cramer-Klett, geb. Haushofer. „Möge er dort in Frieden ruhen!“.

Hinweis: Ausführliche Informationen über Ludwig Benedikt von Cramer – Klett und seine Familie liefert Quellenband III zur Chronik der Herrschaft Hohenaschau und des Prientals „Die Cramer-Klett“ von Marc Siegel. Der Band wurde von der Gemeinde Aschau i. Ch. 2008 neu aufgelegt und ist in der Tourist Info erhältlich. 

  Repros: Hötzelsperger – Zur Erinnerung an das 25jährige Jubiläum als Protektor  des Chiemgau-Alpenverbandes (Photo Sahm, München)

Porträt Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett (Foto Berger)

Protektor Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett mit dem Gausausschuss des Chiemgau-Alpenverbandes (undatiert)

Grabstätte unterhalb des Schlosses von Baron Ludwig Benedikt von Cramer-Klett und seiner Ehefrau Margarete von Cramer-Klett, geb. Haushofer

Sterbefoto von Ludwig Benedikt Freiherr von Cramer-Klett

Wenige Woche vor seinem Tod: der Baron in der Ehrenkutsche beim Gaufest 1985 in Niederaschau im Gespräch mit dem damaligen Gauvorstand Sepp Schlagbauer (privat).

Beim Gaufest 1985 in Niederaschau bei einem freundlichen Ratsch vor dem Festzug mit einer Hohenaschauer Trachtlerin („Es war ein unbewußter Abschied für immer“) – der Kutscher war Sepp Stockinger (privat).

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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