Paneuropa-Union erinnert: 130 Jahre Richard Coudenhove-Kalergi – Der Vater Europas wurde in Tokio geboren
Er plante schon 1919 eine demokratische Einigung Europas, gründete 1922 mit der bis heute bestehenden, überparteilichen Paneuropa-Union die älteste Bewegung für Vereinigte Staaten von Europa, mußte nach dem Scheitern seiner Versuche, mit Hilfe befreundeter europäischer Regierungen einen Europäischen Bundesstaat zu errichten und so den von ihm prophezeihten Zweiten Weltkrieg zu verhindern, vor den Nationalsozialisten in die USA flüchten und rief 1946 die Europäische Parlamentarier-Union ins Leben, auf die der Europarat und das Europäische Parlament zurückgehen: Richard Graf Coudenhove-Kalergi, dessen Geburtstag sich an diesem Wochenende zum 130. Mal jährt.
Als der Sohn eines aus Böhmen stammenden österreichisch-ungarischen Diplomaten und einer Japanerin in Tokio zur Welt kam, war dort der 17. und auf dem Gebiet der Habsburger-Monarchie noch der 16. November, weshalb sein Geburtstag an zwei Tagen begangen wird. 50 Jahre, bis zu seinem Tod 1972, stand er an der Spitze der Paneuropa-Bewegung, in der er herausragende Persönlichkeiten wie den französischen Außenminister Aristide Briand, dessen deutschen Amtskollegen Gustav Stresemann, den Kölner Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer, den Reichstagspräsidenten der Weimarer Republik, Paul Löbe, Albert Einstein, Thomas Mann, Louise Weiss, Franz Werfel, Bruno Kreisky, Franz Josef Strauß, Alfons Goppel und Otto von Habsburg um sich sammelte, der schließlich sein Nachfolger werden sollte.
1926 veranstaltete er in Wien unter der Ehrenpräsidentschaft Briands mit zweitausend prominenten Teilnehmern den ersten Paneuropa-Kongreß, dem viele weitere folgten. Sein 1923 erschienenes Buch „Pan-Europa“ wurde in fast allen Weltsprachen zum Bestseller. Coudenhove-Kalergi trat unermüdlich für ein Europäisches Parlament, eine Europäische Regierung, einen Europäischen Binnenmarkt mit offenen Grenzen, ein Europäisches Parlament, eine Europäische Währung und eine Europäische Armee ein, als diese noch absolut utopisch waren. Seine wichtigste Mitstreiterin war seine Frau, die international berühmte jüdische Schauspielerin Ida Roland. Das Ehepaar entging in Wien kurz vor dem Anschluß Österreichs nur knapp einem von Hitler befohlenen Mordanschlag und wurde anschließend vom NS-Regime per Haftbefehl gesucht. Die Flucht der beiden nach Übersee bildet die Grundlage für die Figur des Viktor Laszlo in dem legendären Film „Casablanca“.
In den USA hielt Coudenhove an der New Yorker Universität den 5. Paneuropa-Kongreß ab, bei dem er die Idee eines nordatlantischen Bündnisses entwickelte und für die Zeit nach Kriegsende einen Europäischen Bundesstaat propagierte. Nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Exil gab er entscheidende Impulse für die Gründung von Europarat und EWG und wurde dafür als erster mit der höchsten europäischen Auszeichnung, dem Aachener Karlspreis, geehrt. Winston Churchill berief sich auf ihn 1946 in seiner berühmten Zürcher Rede an die Jugend Europas. General De Gaulle schätzte ihn als Pionier der deutsch-französischen Aussöhnung.
Bericht und Bilder: www.paneuropa.org