Lisl Fanderl, die Frau von Wastl Fanderl hätte vor Kurzem ihren 100. Geburtstag feiern können. Der Frasdorfer Heimat- und Kulturverein erinnert aus diesem Anlass an die starke Frau hinter ihrem bekannteren Ehemann. Nach außen ist die Lisl vor allem durch ihre Strickbücher, die Auflagen von einer halben Million erreicht haben, in Erscheinung getreten. In Frasdorf, wo die Familie Fanderl seit 1963 lebt, wird in einer kleinen Sonderausstellung im Dorfmuseum an Lisl Fanderl erinnert. Am Samstag, den 30. April trifft man sich zunächst im Museum. Dort gibt es auch einen kurzen Filmbeitrag zu sehen. Anschließend wird das Grab von Lisl und Wastl Fanderl auf dem Friedhof aufgesucht um dann nach Stelzenberg zu wandern und vor dem Martl-Anwesen noch kurz zusammenzustehen. Treffpunkt: Altes Schulhaus in Frasdorf 15.00 Uhr.
Beitrag und Bilder: Rupert Wörndl, Vorsitzender vom Heimat- und Kulturverein Frasdorf
Aus: „Persönlichkeiten aus Frasdorf, Umrathshausen und Wildenwart“, Heimat- und Kulturverein Frasdorf 2002
Lisl Fanderl -geboren am 02. Februar 1922 in Leogang, gestorben am 01.12.1999 in Frasdorf.
Elisabeth Fanderl, geborene Mayer, wurde 1922 in Leogang geboren. Auf der Lehrerbildungsanstalt in München Pasing studierte sie Hauswirtschaft, Handarbeit und Sport und begann nach ihrer Ausbildung als Lehrerin für diese Fächer in Bad Reichenhall.
Noch während des Krieges heiratete sie im Februar 1945 Wastl Fanderl, drei Töchter gingen aus dieser Ehe hervor. Nach der Heirat stellte sie ihr Leben ganz auf die Familie und die Arbeit ihres Mannes ein. Wastl Fanderl sagte stets, es „gäbe keine Fanderl‑Wochen und nur wenige Auftritte ohne Lisl“. Als Organisatorin der Fanderl-Wochen hatte sie eine wichtige Position und Aufgabe bei den jährlich zwei‑ bis dreimal stattfindenden Singwochen, von Anfang der 50er‑ bis in die 80er‑Jahre. Als sogenannte Singwochenmutter war sie mitverantwortlich für das Klima unter den teilnehmenden Sängern und Musikanten. Sie war zuständig für „Geschmack“ und „Lebensstil“, wie etwa der Kleidung und dem Auftreten und inspirierte damit unzählige Volksmusikliebhaber.
Sie war die engste Mitarbeiterin ihres Mannes im Bereich der Volksmusiksammlung, wirkte in über 60 Fernsehsendungen am Hackbrett mit, kümmerte sich um Termine, verschickte Noten an Volksmusikanten und wirkte bei der Sammlung und Archivierung mit. Bei Rundfunksendungen, Schallplatten-einspielungen und Veranstaltungen trug sie zur Verbreitung des in den 30er-Jahren neu gestalteten „chromatischen Hackbrettes“ bei. Darüber hinaus fand sie noch die Zeit, drei Bücher über das Stricken zu schreiben und unzähligen Menschen in Kursen das Stricken beizubringen. Ihre Strickbücher „Bäuerliches Stricken“ vermitteln dabei nicht nur die handwerkliche Fähigkeit des Strickens, sie erzählen auch von der Herkunft der Muster und geben Einblick in vergangene Zeiten. Sie stellen ein beeindruckendes Vermächtnis zur Volkskunst des Strickens dar.
Für Ihr Lebenswerk wurde Lisl 1977 mit der Bezirksmedaille des Bezirks Oberbayern ausgezeichnet.