Informationsveranstaltung der Neuen Energie Achental (NEA) – Verantwortliche sprechen über Strom und Energy Sharing aus der Agri-PV Anlage Eichfeld
Übersee/Achental. Vor über 150 interessierten Bürgern stellte die Bürger-Energiegenossenschaft NEA im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Saal des Wirtshaus D´Feldwies vor, wie sie die Energiewende im Achental voranbringen und den Klimawandel eindämmen will. Vorstand Dr. Matthias Fauser führte als Referent und Moderator durch die Veranstaltung und präsentierte als erstes das Projekt „Eichfeld“, südlich der Bahngleise von Übersee, die „Agri-PV Friedhofsstraße“, wie sie bereits mehrfach im Bauausschuss und Gemeinderat behandelt wurde (wir berichteten). Mit einem geschätzten Ertrag von 7,5 Millionen kWh pro Jahr soll elektrische Energie emissionsfrei erzeugt werden, um den Jahresverbrauch von rund 2500 Haushalten zu decken.
Anhand vieler übersichtlicher Fotos und Grafiken stellte Dr. Fauser besonders auch das innovative „NEA Energy-Sharing-Modell“ vor, das einen Bezug von Strom aus der Anlage ermöglicht. Er erläuterte die Herausforderungen, die sich bei der Stromerzeugung aus der Anlage ergeben. Es sei entscheidend, nur so viel Strom zu vermarkten, wie aus der Anlage bereitgestellt werden kann. Andernfalls müsste Strom zu unvorhersehbaren Preisen zugekauft werden. Außerdem müssen teure Großspeicher integriert werden, um den Mitgliedern auch in Zeiten Strom zu liefern, in denen kein Strom produziert werden kann. Da nur zugelassene Energieversorger Strom über das öffentliche Netz an Endverbraucher liefern dürfen, muss mit einem professionellen Partner zusammengearbeitet werden. In dem Zusammenhang stellte Fauser, den Vorstandsvorsitzenden der
Elektrizitätsgenossenschaft (EGW) Wolkersdorf vor, Franz König, der selbst in einer kurzen Präsentation das Unternehmen präsentierte, das seit 104 Jahren als genossenschaftlicher Energieversorger arbeitet und ein breites Spektrum an Dienstleistungen anbietet. Franz König bekräftigte seine Unterstützung für das NEA Konzept und sagte, es werde weitgehend in der Lage sein, seine Mitglieder zu versorgen. Sollte zusätzlicher Strom gebraucht werden, werde der von der EGW Wolkersdorf aus 100 Prozent bayerischer Wasserkraft ergänzt.
Viele interessierte Fragen
Die vielen Zuhörer verfolgten die Redebeiträge auf dem Podium gespannt und stellten eine Menge kompetenter Fragen, die zeigten, dass sie sich bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt hatten. Auf die Frage nach den voraussichtlichen Investitionskosten für die Anlage „Eichfeld“ antwortete Fauser mit vier bis sechs Millionen Euro mit Speicher. Bisher habe die NEA 138 Mitglieder. Auf dieNachfrage, ob permanent Strom in das öffentliche Netz eingespeist werden dürfe, antwortete Dr. Fauser, dass die Bayernwerke das Recht hätten abzuschalten, wenn das Netz überfordert und damit gefährdet sei. Ansonsten habe die NEA aber nichts mit dem Bayernwerk zu tun.
Ein anderer wollte wissen, ob es angedacht sei, das Netz des Achentals zu übernehmen. Darauf entgegnete Übersees Bürgermeister Herbert Strauch (Mitglied im Aufsichtsrat und einer von neun Gemeinden im Achental, die Strom von der NEA beziehen wollen), dass das kein Thema sei. Aber die Bürgermeister des Achentals seien gerade dabei, alle Strombezugsverträge so anzupassen, dass zum Beispiel alle die gleichen Laufzeiten hätten. Zur Lebensdauer der Anlage sagte Dr. Fauser, „Wahrscheinlich 30 Jahre“, wobei die Wechselrichter der Anlage voraussichtlich zweimal ausgetauscht werden müssten. Auf die Frage, ob die Solarmodule auch starken Hagel aushalten würden, meinte er, sie hielten auf jeden Fall viel aus. Die Anlage werde allerdings auch gut versichert. Ein anderer wollte wissen, wo sie hergestellt werden, worauf der NEA Vorstand meinte, sicher gebe es zu chinesischen Herstellern keine Alternative.
NEA Energy Sharing
Anhand eines Beispiels erklärte Dr. Fauser, wie das NEA Energy Sharing funktionieren soll. Jedes Mitglied der NEA könne sich pro 4000 Euro Nachrangdarlehen ein Strom-Bezugsrecht von 1000 kWh pro Jahr für 10 oder 20 Jahre sichern. Das Darlehen werde mit 0,8 oder 1 Prozent verzinst, wobei das Recht auch an Nicht-Mitglieder auch außerhalb des Achentals übertragen werden kann, zum Beispiel Familienangehörige. Der Energiepreis für die Laufzeit des Darlehens bleibe bei 8 Cent pro kWh, dazu kommen Abgaben, Steuern und Netzentgelte, derzeit ein Gesamtpreis von 28 Cent.
Nun bestehe die letzte Herausforderung darin, genügend Abnehmer zu gewinnen. NEA könne 600 000 bis eine Million kWh pro Jahr über NEA Sharing anbieten. Dieses Konzept sei wirtschaftlich tragfähig, da auch im Winter nicht mehr Strom verkauf wird, als die Anlage erzeugt. Alle könnten von diesem Modell profitieren: die Mitglieder von dauerhaft niedrigen Strompreisen, Zinserträgen für ihre Darlehen und der Beteiligung am Gewinn der Genossenschaft. Die NEA profitiere von niedrigen Kapitalkosten und dem gesicherten Absatz eines Teils der erzeugten Energie und das Achental profitiere von der regionalen Wertschöpfung und der erhöhten Versorgungssicherheit in der Region (keine Abhängigkeit mehr vom Ausland und kriegerischen Konflikten). Auch Nicht – Mitglieder haben unverbindlich die Möglichkeit, Strompakete über die Website der NEA zu reservieren, unter https: /nea-genossenschaft.bayern/nea-energy-sharing/.
Bericht und Bilder/Repros: Christiane Giesen
Dr. Matthias Fauser bei der großen Infoveranstaltung zur regionalen Stromversorgung NEA im Achental.
So sollen die Solar-Module mit einer lichten Höhe von 2,10 Meter aussehen, so dass auch Weidevieh hier grasen kann.