Wirtschaft

Ende: Verein „Pro Arbeit Rosenheim e.V.“

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Betriebsschluss nach knapp drei Jahrzehnten – Verein „Pro Arbeit Rosenheim e.V.“ beendet Aktivitäten zum 31. August – Fortbestand der Jugendsozialarbeit an Schulen ist gesichert.

Beinahe drei Jahrzehnte lang hat „Pro Arbeit Rosenheim e.V.“ die soziale Arbeit in der Region entscheidend mitgeprägt. Zum 31. August wird nun der Betrieb stillgelegt; in einem nächsten Schritt folgt dann die Auflösung des 1997 gegründeten Vereins. Dennoch gibt es gute Nachrichten: Die bisherige Arbeit wird unter neuen Trägern weitergeführt; und auch die Arbeitsplätze der rund 50 Mitarbeiter sind gesichert. Es ist letztlich der Fachkräftemangel, der Vorstand von „Pro Arbeit“ zu diesem weitreichenden Schritt bewogen haben. So werden bzw. wurden mit dem anstehenden Ruhestand von Geschäftsführerin Claudia Georgii sowie mit dem Ausscheiden der langjährigen Buchhalterin zentrale Positionen in der Verwaltung vakant. „Die Aussichten, diese Stellen auf einmal gut nachbesetzen zu können, sind schlecht,“ fasst Vereinsvorsitzender Harald Neu die angespannte Situation zusammen; zumal auch die Personalabteilung krankheitsbedingt seit geraumer Zeit dezimiert ist.

Aktuell ist „Pro Arbeit“ im Zuge der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) an insgesamt 29 Einrichtungen in der Stadt und im Landkreis vertreten. Sozialpädagogische Fachkräfte kümmern sich dort um Kinder und Jugendliche, führen Einzelgespräche, stehen in Kontakt mit Eltern und organisieren Gruppenarbeiten. Hinzu kommen Angebote wie das Vermittlungscoaching im Auftrag der Jobcenter und diverse Einzelprojekte, die jungen Menschen den Einstieg ins Arbeitsleben erleichtern bzw. ermöglichen. „Uns liegt am Herzen, dass die jahrelange Erfahrung unserer Sozialpädagogen erhalten bleibt und dass vor allem an den Schulen die Kontinuität gewahrt wird.“ betonen Claudia Georgii und Harald Neu. So ist die Jugendsozialarbeit an den Rosenheimer Schulen künftig beim Jugendamt der Stadt verankert; im Inntal und an den vier Berufsschulen übernimmt die Diakonie diesen Bereich; während die JaS im Mangfalltal bei der Arbeiterwohlfahrt angesiedelt wird. „Für die Schulen ändert sich also nichts.“  Der erklärte Wunsch von „Pro Arbeit“ war zudem, dass die Mitarbeiter auch unter dem jeweils neuen Träger ihre angestammten Arbeitsplätze behalten. „Ein Übergang ohne Probezeit, mit Anerkennung der Einstufung und der Dienstjahre war uns sehr wichtig!“

Mit dem „Umzug“ zu einem Träger in der Stadt Rosenheim soll  auch die Zukunft des Qualipaten-Projekts gesichert werden: Hier engagieren sich rund 30 Ehrenamtliche an den vier Rosenheimer Mittelschulen; sie stehen quasi als persönliche Ansprechpartner Jugendlichen zur Seite und unterstützen sie auf dem Weg zum Schulabschluss sowie bei der Suche nach einer geeigneten AusbildungsstelleUnd auch für die kleineren Projekte des Vereins laufen bereits vielversprechende Verhandlungen mit Trägern der freien Jugendhilfe. Auch dem städtischen Jugendamtsleiter Christian Meixner, ist die Fortführung der weiteren Geschäftsbereiche unter anderer Trägerschaft wichtig; beispielhaft benennt er die STaRK-Klasse, eine Einrichtung mit Sozialem Training zur aktiven Reintegration in Klassengemeinschaften, welche mit Ressourcen der Schulen und städtischen Leistungen finanziert wird.

Selbstredend schwingt viel Wehmut mit, wenn die Geschäftsführerin und der Vorsitzende auf das nahende Aus blicken. Immerhin gehört Harald Neu bereits von Anbeginn dem ehrenamtlich tätigen Vorstand an. Und Claudia Georgii führt seit 26 Jahren mit viel Herzblut die Geschicke des Vereins, dessen Leitspruch „Wir schaffen Chancen“ stets mehr war als nur ein Slogan. Dennoch sind sich beide einig: „Es ist richtig, dass wir jetzt aufhören. Und es ist wichtig, dass unsere gute Arbeit professionell weitergeführt wird.“ Auf die Stadtverwaltung und besonders das Amt für Kinder, Jugendliche und Familien mögen mit der Angliederung der Jugendsozialarbeit an den Rosenheimer Schulen zwar einige Herausforderungen zukommen. Doch sieht Jugendamtsleiter Christian Meixner in dem Procedere auch klare Vorteile:

„Die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) ist entsprechend dem Sozialgesetzbuch VIII – Kinder und Jugendhilfe –  eine Leistung der Jugendhilfe, die an der Schule erbracht wird. Die Richtlinie zur Förderung der Jugendsozialarbeit an Schulen verankert die Gesamtverantwortung dieses Arbeitsbereichs beim öffentlichen Träger der Jugendhilfe. Diese Verantwortung haben wir schon immer sehr ernst genommen und deshalb schon vor vielen Jahren den Verein Pro Arbeit beauftragt, diese wichtigen Tätigkeiten zum Wohl unserer Kinder und Jugendlichen an den Schulen zu erledigen. Mit der Verortung dieser Leistungen bei der Stadt kann künftig das Jugendamt seine Präsenz an den Schulen sicherstellen. Es wird damit zum direkten Ansprechpartner für die Schulleitungen und Lehrkräfte. Allen voran aber wird das Jugendamt zur direkten und niederschwelligen Anlaufstelle für alle Schülerinnen und Schüler. Bedarfe werden somit ohne Umwege im Regionalen Sozialen Dienst (RSD) aufgegriffen. Aus diesem Grund folgt die Organisation der JaS künftig dem Prinzip der Sozialräume in Nord, Ost und West. Die Dienst- und Fachaufsicht obliegt damit den jeweiligen Regionalleitungen im Jugendamt. Mit der direkten Zuordnung von JaS beim Jugendamt erfolgt in Anlehnung an das Fachkonzept der Jugendhilfe eine konsequente Stärkung der sozialräumlichen Arbeit in Rosenheim.“

Weiter erklärt Christian Meixner: „Ich bin sehr froh und dankbar, dass Oberbürgermeister Andreas März, der Jugendhilfeausschuss und der Stadtrat der direkten Verortung der Jugendsozialarbeit an Schulen zugestimmt haben und wir so die aus meiner Sicht beste fachliche Lösung nach der Betriebseinstellung von Pro Arbeit wählen können. Wunderbar ist auch, dass wir den eingearbeiteten und fachlich hoch versierten JaS-Kräften eine sehr gute Beschäftigungsalternative beim Amt für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Rosenheim bieten können!“

Bericht: Pro Arbeit Rosenheim e. V. – Foto: Andrea Major

 

 


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