Der Bezirksverband der Arbeitsgemeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AG ELF) Oberbayern lud vor Kurzem zur Besichtigung der Edelbrennerei Kaindl und der dortigen Streuobstwiesen ein.
Im Frühjahr erwachen die Streuobstwiesen von Andreas Kaindl in Brandloh zum Leben – es zwitschert, summt und brummt überall. Seit Jahrhunderten sind diese Wiesen ein fester Bestandteil der bayerischen Kulturlandschaft, geprägt von hochstämmigen Obstbäumen, darunter Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Zwetschgenbäume. Auf Kaindls Wiesen wachsen darüber hinaus auch seltenere Sorten wie Quitten, Mispeln und Schlehen. Diese Vielfalt bietet nicht nur optischen Reiz, sondern auch zahlreichen Klein- und Kleinstlebewesen eine wertvolle Heimat.
Streuobstwiesen sind wahre Biodiversitätsoasen und spielen eine zentrale Rolle im Naturschutz. „Leider hat das Volksbegehren `Rettet die Bienen´ viele Betreiber von Streuobstwiesen zur Fällung vieler Bäume veranlasst, da sie befürchteten durch das neue Naturschutzgesetz die Streuobstwiesen unter einen allzu strengen Schutz gestellt zu bekommen und sie als Eigentümer somit de facto nicht mehr frei über ihr Eigentum entscheiden zu können“, so ELF-Bezirksvorsitzender Michael Hamburger. Mit dem Bayerischen Streuobstpakt `Streuobst für Alle´ versucht nun die Staatsregierung die Streuobstbestände zu sichern und die Pflanzung von 1 Million neuer Bäume zu fördern. Eine Herzensangelegenheit von Andreas Kaindl. Bedauerlicherweise erfährt die Arbeit wenig Wertschätzung. „Obstbauern leisten einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt unserer Kulturlandschaft in ganz Deutschland. Sie gehören zur bäuerlichen, familiengeführten Landwirtschaft, die durch die aktuelle Agrarpolitik im Bund so stark wie nie unter Druck steht. Das müssen wir wieder ändern.“, so CSU-Bundestagskandidat Christian Moser.
Andreas Kaindl setzt sich mit Leidenschaft dafür ein, das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Biotope zu stärken. Eine Möglichkeit, die seltenen und fast vergessenen Obstsorten zu bewahren, ist die Veredelung der Früchte in Form von hochwertigen Produkten: Die Ernte wird zu Säften, Marmeladen und – als besonderes Highlight – zu edlen Destillaten verarbeitet. Die regionale Nachfrage nach solch hochwertig erzeugten Lebensmitteln wächst, da immer mehr Menschen die Bedeutung von Qualität und Regionalität zu schätzen wissen.
Die Pflege der Streuobstwiesen gehört bei Andreas Kaindl zum täglichen Engagement. Feierabende verbringt er oft mit Astschere und Säge, um überflüssigen Bewuchs zu entfernen und die Bäume zu schneiden. „Ein regelmäßiger Schnitt ist wichtig, um die Hochstämme langlebig und ertragreich zu erhalten“, erklärt Kaindl. Auch das Mähen der Wiese gehört zur Pflege. Im Frühjahr und Herbst setzt er dabei auf einen Einachser Mulcher und ein Kreiselmähwerk, wobei das Gras als Heu weiterverwendet wird. Zwischendurch grasen die Ponys seiner Schwägerin auf der Wiese, die dank ihres geringen Gewichts den Boden schonen.
Aus den geernteten Früchten stellt Andreas Kaindl hochwertige Edelbrände her. Dafür hat er sich auf seinem Anwesen eine eigene Obstbrennerei eingerichtet. „Bis ein Destillat wirklich hochwertig ist, braucht es Zeit und Erfahrung“, betont Kaindl. Vom Ansetzen der Maische über die schonende Gärung bis hin zur kontrollierten Brenngeschwindigkeit – jeder Schritt ist entscheidend für die Qualität des Endprodukts und erfordert Geduld. Kaindls Hingabe und Sorgfalt tragen Früchte: Bei der renommierten Bayern-Brand-Prämierung wurde seine Arbeit mit vier Auszeichnungen in Edelmetall geehrt.
Nach einem gemütlichen Weißwurstfrühstück und der Besichtigung der Streuobstwiesen konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung vor Ort vom Genuss der Edelbrände überzeugen.
Wer Interesse an den edlen Bränden hat, kann Andreas Kaindl unter kaindl@gartenzeit.de oder telefonisch unter 0170 2036707 erreichen.
Bericht und Fotos: Sonja Aigner / ELF Oberbayern