„Das Augustiner-Chorherrenstift auf Herrenchiemsee ist der Geburtsort des Verfassungskonvents vor 75 Jahren: Zum ‚Tag der Demokratie‘ am 15. September veranstalten wir daher zahlreiche Veranstaltungen rund um die neu konzipierte und vor wenigen Wochen eröffnete Dauerausstellung ‚Der Wille zu Freiheit und Demokratie – der Verfassungskonvent von Herrenchiemsee 1948‘. Hier wird historische und politische Bildung miteinander verbunden und für jedermann verständlich, modern und interessant aufbereitet. Nutzen Sie den ‚Tag der Demokratie‘ und erleben Sie diese einzigartige Ausstellung sowie interessante Führungen bei ganztägig freiem Eintritt!“, betont Finanz- und Heimatminister Albert Füracker.
Am internationalen „Tag der Demokratie“ am 15. September 2023 haben Besucherinnen und Besucher des Augustiner-Chorherrenstifts die Gelegenheit, die neue Dauerausstellung eigenständig zu erkunden, sich an spielerischen Medienstationen zu beteiligen und an interessanten Führungen sowie Vorträgen teilzunehmen. Im Rahmen des Motiontracking-Spiels „Der steinige Weg zur Verfassung“ müssen beispielweise Hindernisse auf dem Weg zur Verfassung mithilfe moderner Technologie überwunden werden. Ein weiteres Highlight ist das Föderalismus-Quiz, bei dem die Gäste für sich selbst in drei verschiedenen Räumen der Ausstellung Fragen zum Thema Föderalismus beantworten können. Zudem ermöglichen verschiedene interaktive Stationen in der Ausstellung, dass sich die Besucherinnen und Besucher ihren individuellen Interessen detaillierter widmen können. Dazu gehören unter anderem das „Verfassungsgepäck“ sowie die „Aktentaschen“ von wichtigen Protagonisten des Verfassungskonvents.
Anlässlich des „Tags der Demokratie“ werden die Kuratorinnen der Ausstellung um 11 Uhr, 12 Uhr, 13 Uhr sowie 14 Uhr Führungen durch die Museumsräume anbieten und dabei Einblicke in die Konzeption und Entstehung des Projekts gewähren. Zwischen 11 Uhr und 14 Uhr stehen Fachleute in verschiedenen Räumlichkeiten des Museums bereit, um die Fragen der Besucherinnen und Besucher zu beantworten. Beim Verfassungsspiel „Wer hat’s erfunden“ können Gäste ihr eigenes Wissen über die Verfassung testen. Die Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit informiert an einem Stand über ihre Tätigkeit.
Als Höhepunkt des Tages wird um 15 Uhr im Bibliothekssaal die Erstveröffentlichung einer außergewöhnlichen Kurzfassung der Geschichte des Verfassungskonvents und seiner Bedeutung bis in die heutige Zeit stattfinden. Der Onlinepublizist und Grimme Online Award-Preisträger Michael Sommer erzählt die Geschichte mit Playmobilfiguren nach und nennt sie „Fast forward: der Verfassungskonvent Herrenchiemsee 1948 to go“. Der kreative Bericht über den Verfassungskonvent wird künftig auch auf den Internetseiten der Bayerischen Schlösserverwaltung und der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit sowie im Museum zu sehen sein. Die gesamte Veranstaltung wird vom Arcis Saxophon Quartett mit Musik aus dem 19. und 20. Jahrhundert umrahmt. Das Augustiner-Chorherrenstift auf Herrenchiemsee hat am 15. September von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Letzter Einlass ist um 17 Uhr.
Die neu konzipierte Dauerausstellung wurde von der Bayerischen Schlösserverwaltung in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit erarbeitet. Auf rund 400 Quadratmetern auf zwei Etagen des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts wird der authentische Ort der Beratungen von 1948 wieder erlebbar gemacht. Vom 10. bis 23. August 1948 berieten auf Herrenchiemsee rund 30 Experten aus den elf Ländern der westlichen Besatzungszone über die Zukunft deutscher Staatlichkeit. Die Teilnehmer des Konvents setzten sich aus (Partei-) Politikern, Staatsrechtlern, Verwaltungsbeamten und Finanzexperten zusammen. Die Begriffe „Grundgesetz“ und „Parlamentarischer Rat“ statt „Verfassung“ sowie „verfassunggebende Versammlung“ gehen auch auf die Beratungen in Herrenchiemsee zurück. Nicht zuletzt wurde die überragende Bedeutung der Menschenwürde als vorstaatliches Recht im Herrenchiemseer Verfassungsentwurf an prominenter Stelle erstmals verankert. Ähnliche Themen wurden zu dieser Zeit auf UN-Ebene verhandelt und flossen im Dezember 1948 – ohne deutsche Mitwirkung – in die UN-Menschenrechtskonvention ein. Die Erarbeitung des Herrenchiemseer Entwurfs innerhalb von nur zwei Wochen stellt eine immense Leistung dar, die die Grundlage unserer Demokratie bildet.
Bericht: Bayer. Heimat- und Finanzministerium – Foto: Hötzelsperger