Wirtschaft

einhorn bikes Samerberg: Unikate statt Massenradhaltung

Ob bei der Ernährung, in Sachen Kosmetik, Mode oder Training – der Trend geht heute ganz klar in Richtung Individualität. Alles personalisiert und ganz genau auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten. Wieso soll das bei einem Fahrrad anders sein? Mit dieser Philosophie gingen Christoph Lindner, seine damalige Freundin und jetzige Frau Solvejg sowie sein bester Kumpel Georg Gemeinhardt im Jahr 2008 an den Start. Damals verlegten immer mehr Radl-Bauer ihre Produktionsstätten nach Fernost, die Bikes wurden immer austauschbarer und zur seelenlosen Stangenware. Da wollten die drei einen Gegenpol schaffen und gründeten ihren Betrieb „einhorn bikes“, der seit 2011 am Samerberg beheimatet ist.

Ihre Grundidee: Jedes Bike soll ein Einzelstück sein. Genau zugeschnitten auf den jeweiligen Radler. Wie Lindner einst in einem Interview mit einem Mountain-Bike-Forum gestand, sei das nicht einfach gewesen. Denn: „Wir waren und sind keine Rahmenbauer.“ Und so ging das Trio auf die Suche nach geeigneten Handwerkern in Deutschland und Italien, die Rahmen genau nach den Wünschen ihrer Kunden individuell fertigen. Das war nicht leicht und ging auch nicht über Nacht, denn neben der Qualität muss für die drei Einhörner auch das Menschliche stimmen. Inzwischen arbeiten mehrere Rahmenschmieden für die Spezialisten und Idealisten vom Samerberg, die nach einer jahrelangen Testphase nun die perfekten Bikes aus Stahl, Alu, Titan oder Carbon anbieten können.

Dabei gilt für die Kunden: Einfach mal in der Werkstatt in Samerberg vorbeigehen und sich schnell mal ein Rad kaufen, das geht nicht. „Wir haben noch nie das gleiche Rad zweimal verkauft“, sagt Lindner. Wer bei ihm ein Rad will, braucht Zeit. Und Geld. Denn dass die High-End-Bikes aus ihrer Werkstatt nicht zu Dumping-Preisen auf die Piste gehen, versteht sich von selbst. Dennoch gibt es genügend Radler, die sich hier das Bike fürs Leben gönnen. Inzwischen sind über 300 Einhörner in den Rad-Revieren der Region sowie im In- und Ausland unterwegs – eines wurde sogar zu einem Kunden nach Japan geliefert.

Wer sich bei Christoph Lindner und seinem Team ein Rad bauen lassen will, wird ganz am Anfang zuerst einmal interviewt. Für welche Ansprüche wird das Rad gebaut? Was sind die Wünsche und Vorstellungen? In welchem Preisrahmen soll es sich bewegen? Aus welchem Material soll es sein? Fast alles ist bei einhorn bikes möglich, doch wenn es einmal aus welchen Gründen auch immer nicht passen sollte, dann haben die Radl-Experten kein Problem damit, potenzielle Kunden an andere Hersteller weiterzuempfehlen. Denn eines macht den Laden ebenfalls so besonders: Im Team sind keine hauptberuflichen Bike-Schmiede – sie müssen nicht vom Rad-Verkauf leben und können ihre Unikate so ohne finanziellen Druck fertigen.

Die gibt es in fast jeder erdenklichen Kombination und Art. Rennräder in allen Varianten, Mountainbike-Hardtails und Gravel-Bikes gehören zum Standard. Eine Besonderheit ist das in Deutschland hergestellte Pinion-Getriebe nebst Riemenantrieb, eine echte Alternative zur herkömmlichen Kettenschaltung. Dazu liefern die Einhörner maßgeschneiderte Rahmen aus Stahl, Aluminium, Titan oder auch Carbon. Letztere werden besonders gerne aufwändig nach Kundenwunsch in den Originalfarben bekannter Sportwägen lackiert.

Gut Rad will allerdings Weile haben. Mehrere Monate nach der Auftragserteilung müssen Kunden dann auf ihre Unikate warten. Nach Aussagen des Einhorn-Trios ist das aber keine Spaßbremse. „Unsere Kunden empfinden das eher wie einst das Warten aufs Christkind“, schreiben Lindner und Co. auf ihrer Homepage. Dort wenden sie sich auch entschieden gegen „Bike Fast Food“ oder „Massenradhaltung“ und versprechen zudem, dass niemals auf einem Rahmen aus Fernost der Name „Einhorn“ prangen wird.

Für Biker, die dennoch einen Radl-Quickie haben wollen, bieten die Bike-Spezialisten dann doch noch etwas an: Ihre „Certified Pre Owned Bikes.“ Das sind entweder Testräder, Ausstellungsstücke oder gebrauchte Bikes – alle durchgecheckt und mit zwei Jahren Garantie. Damit der Ritt ins Einhorn-Abenteuer sofort stattfinden kann.

Text: af – Fotos: Einhorn Bike

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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