Bayerns Heilbäder und Kurorte haben eine Digitalisierungsoffensive im Gesundheitstourismus gestartet. Der Bayerische Heilbäder-Verband (BHV) hat dazu vier Projekte mit Gesamtinvestitionen von rund einer halben Million Euro entwickelt, von denen Kurgäste, Patienten und Einheimische profitieren sollen. Knapp 380.000 Euro davon finanziert die Bayerische Staatsregierung. „Digitale Angebote sind nicht nur in Corona-Zeiten mit Kontaktbeschränkungen nötig und hilfreich. Sie sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft im Gesundheitstourismus“, so der Vorsitzende der BHV-Vorsitzende Alois Brundobler.
Projektleiter ist der Vorsitzende des Marketingausschusses und Bad Aiblinger Kurdirektor Thomas Jahn. Das erste Projekt, die neue Homepage der BHV-Marke „Gesundes Bayern“, ist abgeschlossen. Die Seite wurde thematisch neu aufbereitet, der Blog „Gsunde Gschichten“ mit wertvollen Tipps zur Prävention, Bewegung und Ernährung ist integriert. Unter www.gesundes-bayern.de ist auch das zweite Projekt gelistet – der Gesundheitsfinder. Mit Hilfe einer neuen Suchmaske kann jeder Gesundheitsexperten, Ärzte, Kliniken, aber auch Pauschalangebote für einen Gesundheitsurlaub suchen und finden. „Hier haben wir eine umfangreiche Graphen-Datenbank installiert, die stetig neu befüllt wird. Bereits jetzt enthält sie 1.600 Datensätze“, so Jahn. „Die Verantwortlichen in den Heilbädern und Kurorten stellen ihre Daten selbst ein – die Datenbank wächst also stetig an.“ Die Graphen-Datenbank ist in der Lage zu lernen und anhand der Anfragen neue Verknüpfungen zu erstellen. „Früher erschienen beim Stichwort Rückenleiden nur Kliniken und Ärzte“, erläutert Jahn. „Jetzt können wir unsere Daten besser miteinander vernetzen, so dass die Interessierten auch buchbare Angebote finden.“
Drittes Projekt ist ein Chatbot, mit dem Internet-User 24 Stunden an 7 Tagen kommunizieren können. Dank künstlicher Intelligenz bekommt man auf seine Fragen sofort eine Antwort – bis hin zur Buchung von Pauschalangeboten, wie etwa einer Präventionswoche. Zu guter Letzt ist der Bayerische Heilbäder-Verband auch im Projekt „Smart Health City“. Auf Basis des Gesundheitsfinders sollen Heilbäder und Kurorte in naher Zukunft ihr gesamtes Netzwerk an gesundheitlicher Kompetenz online sichtbar und nutzbar machen. Das Projekt soll sich auch an Einheimische richten. „Ein Beispiel: Ein Diabetiker braucht nicht immer einen Arzt zur ständigen Betreuung. Das kann auch eine Apotheke übernehmen“, erläutert Jahn. „Auf der Homepage ihrer Gemeinde sollen die Bürger sofort sehen können, welche Betreuung für sie infrage kommt.“ Für die Heilbäder und Kurorte ergeben sich aus den neuen digitalen Angeboten die Möglichkeit, Patienten und Gäste über eine längere Zeit zu binden. Beispiel Adipositas: Zwölf Monate vor einer Magen-OP ist eine Ernährungsumstellung nötig, nach der OP eine Reha und eine weitere Beratung und Betreuung, um den Erfolg auf Dauer zu sichern. „Das lässt sich gut kombinieren“, betont Jahn. „Den Ernährungsplan stellen unsere Ärzte und Experten hier vor Ort zusammen, danach wird der Patient monatelang online betreut, auch mit Videosprechstunden. Dann kommt er zur Operation, macht seine Reha, und zuhause erfolgt wieder eine längere digitale Betreuung. Derartige Angebote verlängern für unsere Heilbäder und Kurorte die Wertschöpfungskette. Digitalisierung heißt für uns: 24 Stunden an 7 Tagen die Woche mit unseren Bürgern, Kurgäste und Patienten zu kommunizieren. Der Gesundheitstourismus von morgen ist ein Mix aus Gesundheitsurlaub oder Kur vor Ort und digitalem Urlaub von zuhause aus mit unseren Experten.“ Bis 2022 sollen alle neuen digitalen Projekte abgeschlossen sein.
- Der kommissarische Vorsitzende Alois Brundobler/Copyright Brundobler
- Projektleiter und Vorsitzender des Marketingausschusses Thomas Jahn/Copyright Aibkur
Bericht: Bayerischer Heilbäderverband