Von Reinhard Rolle – Der Wendelstein ist die markanteste, aber nicht die höchste Erhebung zwischen Inntal und Tegernsee. Geologisch hat sein Umfeld einiges zu bieten. Neben der bekannte Wendelsteinhöhle existieren weiter unten Höhlen, die ihre Existenz dem Karst verdanken. Karst ist eine Geländeform, in dem das Wasser meist nicht ober-, sondern unterirdisch verläuft. Seine besondere Gesteinsart löst sich leicht in Wasser auf, sodass oft Höhlen und Klüfte unter der Oberfläche entstehen. Wenn eine derartige Höhle in sich zusammenfällt, bildet sich auf der Oberfläche eine trichterartige Vertiefung – eine Doline.
Auch die Mitteralm liegt an einem Kessel, der in der Eiszeit entstanden ist. Ein geologischer Lehrpfad führt übrigens von ihr hinauf zur Soin-Hütte. Die freundliche Alpenvereinshütte hat den Vorteil, direkt an der Mittelstation der Wendelstein-Zahnradbahn zu liegen. Sie bildet den angenehmen Ruhepol zum hektischen Wendelsteingipfel, der täglich von den Turnschuhtouristen bevölkert wird. Deshalb ist die Alm, und nicht der Gipfel, das Ziel unserer Wanderung. Da wir auf ihr übernachten können, bildet sie einen idealen Stützpunkt für Touren auf die umliegenden Berge. Die Reindler Alm liegt eine knappe Stunde höher und kann über einen schattigen Wirtschaftsweg problemlos erreicht werden. Im Winter ist sie allerdings geschlossen, während im Sommer eine freundliche Sennerin für den Wanderer gerne einmal herzhafte Brotzeiten und Getränke bereitstellt.
Startpunkt:
St. Margarethen bei Brannenburg 630 m (GPS-Wegpunkt N47 43.519 E12 05.049).
Mit dem Pkw: Inntalautobahn Ausfahrt Brannenburg, bei der ersten Ampel in Brannenburg geradeaus weiterfahren in die Sudelfeldstraße (Richtung Bayrisch-Zell), bei der nächsten Straßengablung rechts einfahren in die Dientzenhoferstraße. Der geräumige Wanderparkplatz befindet sich in Margarethen.
Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Bahn über Rosenheim zum Bahnhof Brannenburg. Ab hier gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr (2,5 Kilometer, ca. 150 Höhenmeter, zu Fuß bis zum Wanderparkplatz ca. 1 Stunde).
Aufstieg:
Ab dem Wanderparkplatz St. Margarethen schlendern wir an der Straße zehn Minuten in südlicher Richtung bis zum Waldrand, dort bei einem Wegweiser rechts steil hinauf und biegen nach 40 Metern nochmals rechts ab (Wegweiser „Breitenberghaus/Mitteralm“). Die darauffolgende Abzweigung zum Breitenberghaus nach rechts ignorieren wir und bald darauf steigt der Weg nur noch mäßig an, kurzzeitig ist er sogar eben. Nach einer halben Stunde unterqueren wir die Wendelstein-Zahnradbahn und steigen weiter durch lichten Wald empor. Nach einem längeren Marsch erreichen wir auf 980 m die Station Aipl, eine kleine Zwischenstation der Zahnradbahn. Hier überqueren wir die Gleise und haben danach zwei Möglichkeiten, um zur Mitteralm zu gelangen: Geradeaus verläuft der Sommerweg, der als steinige, steile Forststraße bis in das Almgebiet führt. Im Winter ist dieser wegen Lawinengefahr gesperrt. Linker Hand beginnt der Winterweg, der das ganze Jahr über begehbar ist. Er führt uns in wenigen Minuten zu einem bequemen Waldsteig, der uns zwar steil, aber durch Stufen entschärft in weniger als einer halben Stunde direkt zur Mitteralm (1200 m) und Mittelstation der Zahnradbahn bringt. Auf der sonnigen Terrasse mit Inntalblick oder in der heimeligen Stube lockt dann der Einkehrschwung zu einer ausgiebigen Pause. Wirtin Petra verwöhnt uns gerne mit ihrer gutbürgerlichen Küche oder schmackhaften Almbrotzeiten.
Abstieg:
Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg. Eine Abfahrt mit der Zahnradbahn ist möglich. Sofern wir nicht mit der Bahn aus dem Tal angereist sind, müssen wir dann allerdings vom Talbahnhof nach St. Margarethen einen Aufstieg von 25 Min. in Kauf nehmen.
Schwierigkeit:
Leicht bis mittel! Die erste Viertelstunde steil, Forststraße und einfacher Bergweg mit Holzstufen, für Hunde gut geeignet.
Höhenunterschied: 830 hm, höchste Höhe: 1200 m
Dauer: Aufstieg ca. 1 Std. 45 Min. Aufstieg ca. 1 Std. 15 Min., insgesamt ca. 3 Std.
Aus dem Wanderführer „Familienwandern – Bayerische Alpen und Tirol”, erschienen im Rosenheimer Verlagshaus. Erhältlich im Buchhandel sowie im Internet:
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