Brauchtum

Eindrucksvolles Berchtesgadener Adventssingen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Hochkarätige Musiker und Sänger beleuchteten das Geschehen um Christi Geburt bei den vier Aufführungen des diesjährigen Berchtesgadener Adventssingens im Alpenkongress-Saal von allen Seiten – aus der Perspektive eines Kindes oder des Heiligen Josef, aber auch des Wirts, der dem Heiligen Paar den Einlass verwehrte (Sprecher Albert Heinrich), musikalisch mit vielen Volksweisen und entsprechenden biblischen Texten, durch die Augen des Nikolaus und seiner Kramperl, sowie der Weinfelder Buttnmandln, im Hirtenspiel durch die Augen der Hirten und nicht zuletzt durch Maria und Josef selbst.

Eva-Maria Schwab hatte die Organisation des Adventssingens im Jahr 2000 aus den Händen ihres Vaters übernommen und hatte die Gesamtleitung inne.

Wie in einer szenischen Darstellung entwickelte sich ein Aspekt aus dem anderen, wobei jeder sängerische Auf- und Abtritt musikalisch begleitet wurde, so dass die Besucher ein großes, ganzheitliches Singspiel vor Augen hatten, in dem sich die Texte der Lesungen und die musikalischen Darbietungen aufeinander bezogen – zum Beispiel bei der Herbergsuche, die in Texten, Liedern und Instrumentalmusik besonders eindrucksvoll dargestellt wurde. Auch die Szenerie um das reizende Hirtengeschehen (Riederinger Hirtenkinder) lief auf mehreren Ebenen ab. „Besinnt euch auf die eigentliche Bedeutung des Advent als Zeit der Erwartung auf die Ankunft unseres Herrn, um der Menschheit den Frieden zu bringen, den die Welt heute so notwendig braucht wie vor 2000 Jahren“, appellierte der Heilige Nikolaus an das Publikum.

Die Dramatik wurde von Paukenschlägen und Fagottklängen eingeleitet und entwickelte sich vom ersten Stück des Chores an mit dem Solo von Harald Wurmsdobler „Die Erde zerfällt“, in dem über das irdische Geschehen geklagt wurde: „Von Machtgier zerfressen, von Übel besessen“. Die Überleitung zum himmlischen Geschehen klang im nächsten Chorlied an: „In einer kalten Winternacht, da ist die Sehnsucht aufgewacht“. Der Sprecher rief dazu auf, sich in die Weihnachtsgeschichte hineinzudenken und aus der realen Welt hinein in die Fantasie zu treten. Im Wechsel traten das Blechbläserquartett der Mitterberg Weisenbläser, die Ganghofer Musikanten mit Querflöte, Geige, Oboe, Fagott, Steirische Harmonika, Klarinette, Kontrabass und Harfe und die Antoniberg Musi mit Zither, Hackbrett, Gitarren und Kontrabass auf und spielten die bayerischen Volksweisen der Gesangsensembles ein: das Männerquartett der Waldramer Sänger und den Frauen-Dreigesang der Barmstoana Sängerinnen, die bekannte, aber auch weniger bekannte Adventsweisen wunderschön intonierten. Pauken und Orgelportativ (Hans Eder) ergänzten den feierlichen Charakter.

Die Herbergssuche mit Eva-Maria Schwab und Harald Wurmsdobler, das Hirtenspiel der Riederinger Hirtenkinder und der Nikolaus mit seinen Kramperln und Buttnmandln trugen zur Dramatik der Aufführung bei und ließen das Weihnachtsgeschehen vor dem geistigen Auge ablaufen. Hier wurde echtes Brauchtum in seiner ursprünglichen Form gezeigt – der Heilige als Verkörperung des Guten, der den Menschen ins Gewissen redet und seine Kramperl als ein Gegenpol mit hässlichen Masken, um das Böse zu personifizieren. Beides sind grundlegende Aspekte für die Freiheit des Menschen. Aber dieser Auftritt hatte etwas Heiliges an sich, das seine Deutung nicht nur aus der Tradition heraus erhielt, sondern auch  durch den Chorgesang („Ganz staad is scho draußn“) und die Musik der Instrumentalisten („da Zwerkste“). Zum äußeren Zeichen dafür knieten sich die Kramperl in Ehrfurcht nieder. Dies hatte nichts, gar nichts, zu tun mit dem Auftritt von Höllenfürsten, wie er andernorts beschrieben wurde.

Johannes Franz als Bandlkramer (ohne „o“) mit seiner Kraxn voller Bänder und mit anderen Haushaltsartikeln vertrat als Klöpfler auf der Bühne das gewöhnliche Volk. Die Riederinger Hirtenkinder mit ihren frischen Stimmen, sowohl beim Sprechen als auch beim Singen, zeigten auch auf ihren Instrumenten Ziach, Gitarre, Blockflöte und Geige, welche Talente in ihnen stecken. Komödiantisch  erwiesen sie sich als treuherzige Hirten der Ehre würdig, die Engelsbotschaft von der Geburt Christi als erste zu erfahren.

Beim abschließenden Andachtsjodler vereinten sich alle Sänger und Musiker auf der Bühne zu einem großen orchestralen Klang. Die Zuhörer erhoben sich und wurden mit Sätzen wie „Bring die Gutheit in dein Leben, dann kannst auch du das Beste für den Herrgott geben“, mit Gebeten, Erzählungen  oder dem Mut des Joseph, trotz aller Zweifel zu Maria zu stehen, tief berührt in die Advents- und Weihnachtszeit entlassen.

Bericht und Fotos: Brigitte Janoschka


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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