Mit großer Aufmerksamkeit hörten die Mitglieder des Aschauer Gemeinderats bei ihrem Besuch im Fundmuseum Höhenberg Wast Aringer, Gründer und Leiter, zu. Mit Leidenschaft und Hingabe gab er seinen Besuchern Einblicke in die Fundgeschichte seiner Sammlung und vermittelte Erkenntnisse zu den Fundzusammenhängen – wie hier im Bild, vor dem 2011 entdeckten sensationellen 3000 Jahre alten Urnengrab, datiert aus der Bronzezeit.
Die vielschichtige archäologische Sammlung umfasst Objekte verschiedenster Epochen, darunter Keltenzeit, Bronzezeit, Römerzeit, Mittelalter oder Neuzeit. Die oft mit sehr hohem Zeitaufwand unter dem Mikroskop aufbereiteten Artefakte (manchmal bis zu 60 Std.) geben eindrücklich Aufschluss über die damals herrschenden kulturellen Bräuche und Traditionen im Priental.
Insbesondere die aus dem römischen Provinzleben (1.-3. Jahrhundert n. Christus) stammenden Freilegungen (erstmals 2006) sind zu erwähnen. Aktuell wurde eine Vielzahl der Artefakte aus der römischen Zeit durch Archäologin Frau Dr. Cordula Nagler-Zanier ausgewertet. Als Einzelprojekt und von der Gemeinde Aschau i.Chiemgau bei der LAG Chiemgauer Alpen beantragt und erfolgreich mit 50% finanzieller Unterstützung bewilligt, wurde diese umfangreiche wissenschaftliche Arbeit (Materialaufnahme-Wissenschaftliche Fundanalyse-Fundabbildungen) von der LAG Chiemgauer Alpen mit Mitteln aus dem LEADER-Programm der europäischen Union gefördert. Darüber hinaus beteiligte sich die Aschauer Gemeinde an dem gemeinsam mit 11 Gemeinden und 2018 erfolgreich ins Leben gerufenen, ebenfalls aus LEADER Mitteln geförderten Kooperationsprojekt (LAG Chiemgauer Seenplatte und LAG Chiemgauer Alpen) „Römerregion Chiemsee“. Hier fand von 2018 bis 2021 fachliche Vertiefung und intensiver Austausch zur römischen Geschichte rund um den Chiemsee in Form von zahlreichen Arbeitstreffen, Erstellungen von Informationstafeln zur jeweiligen Historie der beteiligten Kommunen, Online- und analogen Konferenzen sowie anderen Aktionen statt. Ein Netzwerk, das auch in Zukunft für Erhalt und Pflege der römischen Geschichte in der Region bedeutend sein wird.
Ein Glanzlicht dieser „Römerregion Chiemsee“ ist die Entdeckung der sogenannten Aschauer „Fluchthöhlen“ und deren Fundmaterial aus dem 3. Jhd. n.Chr. Als Zeugnis der sogenannten „Krisenjahre“ lassen sie auf den Rückzug der damals um den Chiemsee angesiedelten Bevölkerung schließen, als diese sich aus strategischen Gründen vor den germanischen Feinden ins Hinterland auf Aschauer Gebiet zurückzog. Der Stellenwert dieser Höhlen ist nicht nur für das gesamte Priental bedeutend bezüglich der Erkenntnis der damaligen Lebensumstände, sondern stellt zugleich eine deutschlandweite Besonderheit als historische Kultstätte in der Provenienzforschung dar. Das Fundmuseum Höhenberg Aschau i.Chiemgau nimmt mit seiner archäologischen Sammlung eine weit überregionale Bedeutung in der archäologischen Fachwelt ein und leistet einen bedeutenden Beitrag zum kulturellen Erhalt und zur Pflege heimatlicher Kulturschätze.
Auf welchem historischen Boden man sich hier alltäglich bewegt – sei es als Gast, sei es als Einheimischer – dem sei der Besuch des Fundmuseums als spannende Zeitreise wärmstens empfohlen!
Das Museum ist geöffnet jeden Donnerstag von 18 Uhr bis 20 Uhr, eintrittspflichtig.
Besuch nur möglich unter Berücksichtigung und Einhaltung der aktuellen Corona Hygienevorschriften (FFP 2 Maske, GGG- Formel). Anmeldung erforderlich unter Telefon: 08052/2596.
Bericht und Foto: Herbert Reiter