Die Lust und die Fähigkeit Geschichten zu erzählen, möglichst in überzeugend lesbarer Form, das sollten wir in diesen Zeiten nicht verlernen. Als Motiv steht das hinter dem Kurzgeschichten-Wettbewerb „Grassauer Deichelbohrer“, den die Chiemgauer Marktgemeinde Grassau heuer zum dritten Mal ausgelobt hat.
Teilnehmen können alle deutschsprachige Autorinnen und Autoren, ob routiniert oder ganz neu dabei, jeder und jede darf sich beweisen. Beim letzten Preis kamen rund 600 Einsendungen in Grassau an, auch aus Österreich, der Schweiz und Südtirol. Die Jury aus sechs Fachleuten hatte über Wochen richtig gut zu tun.
Der ungewöhnliche Name des Preises ist eine Anspielung auf die hölzerne Rohrleitung, durch die im 19. Jahrhundert flüssige Salzsohle von Reichenhall über Traunstein und Grassau bis zur Saline in Rosenheim gepumpt wurde. Diese historische Pipeline bestand aus sogenannten Deicheln, der Länge nach durchbohrten Fichtenstämmen, die zu einer Rohrleitung zusammen gesteckt wurden. Das Deichelbohren war ein anspruchsvolles Handwerk, das Konzentration und Augenmaß verlangte, um am Ende etwas in Fluss zu bringen.
Schreiben verlangt zwar anderes Werkzeug, aber eben auch Konzentration und Augenmaß, damit etwas in Fluss kommt. Gute Kurzgeschichten zu schreiben gilt allgemein als anspruchsvoll, deshalb sah man in Grassau den Deichelbohrer als griffiges Symbol und machte ihn zu einer begehrten Trophäe.
Der Preis für die beste Kurzgeschichte ist mit 1.000 Euro dotiert, es gibt einen zweiten und dritten Preis und Ende April 2022 eine festliche Preisverleihung in der Grassauer Sawallisch-Villa. Einsendeschluss ist der 30. November 2020, alle Details zum Preis findet man unter www.grassau.de/literaturpreis.
Text und Bildmaterial: Klaus Bovers