Natur & Umwelt

Die wilden Urwaldkäfer sind nun 16

Veröffentlicht von Günther Freund

Kinderbuch von Thomas Michler und Susanne Zuda erschienen

 Nach dem Kinderbuch „Die wilden 14“ und „Wo die wilden Biber nagen“ gibt es nun ein neues Werk von Nationalpark-Mitarbeiter Thomas Michler und Illustratorin Susanne Zuda. Und zwar „Die wilden 16“. In dem Buch geht die abenteuerliche Geschichte der Urwaldreliktkäfer aus dem Nationalpark weiter.

Im Interview erzählen die beiden, warum sie die Urwaldreliktkäfer des Nationalparks so in ihren Bann gezogen haben:

Das ist nun Ihr drittes Kinderbuch. Wann war klar, dass es eine Fortsetzung von den wilden 14 geben muss?

Thomas Michler: Weniger als ein Jahr nach der Veröffentlichung der „Wilden 14“ war mit der Entdeckung von Neomida haemorrhoidalis – also dem Urwaldreliktkäfer Nummer 15 – die Zahl 14 für die Urwaldreliktkäfer im Nationalpark bereits überholt. Da war klar, dass es eine Fortsetzung geben muss. Wichtig war uns, dass es keine neue Auflage des ersten Buches, sondern eine komplett neue Geschichte wird, die dort anfängt wo „Die Wilden 14“ endete – am Lusen.

 

Wer sind die beiden neuen Zeitgenossen der Urwaldkäfer?

 

Susanne Zuda: Neo, der Gehörnte Zunderschwamm-Schwarzkäfer, Urwaldreliktkäfer Nummer 15. Er wurde 2016 entdeckt und lebt – wie der Name schon sagt – im Holzpilz Zunderschwamm und ist mit seiner roten Farbe und den Hörnern natürlich eine Steilvorlage für ein Bilderbuch.

Thomas Michler: Und der zweite Zugang ist Urwaldreliktkäfer Grossi, der Raue Flachkäfer. Er wurde 2019 im Nationalpark entdeckt und auch er lebt auf einem Holzpilz, dem Rotrandporling. Er ist zwar optisch nicht so toll wie Neo – aber auch er hat eine ganz eigenartige und besondere Schönheit, die sich vielleicht erst bei näherem Hinsehen erschließt.

 

Was ist bei den wilden 16 im Vergleich zu den wilden 14 anders?

 

Thomas Michler: Die Geschichte ist spannender und dramatischer. Diesmal gibt es zwei parallele Handlungsstränge, was uns bei der Erstellung des Buches deutlich mehr gefordert hat als beim Vorgänger. Von Anfang an war klar, dass es diesmal eine grenzüberschreitende Geschichte sein soll und unser Nachbar-Nationalpark Šumava ein wichtiger Handlungsort wird.

Susanne Zuda: Wir verarbeiten in dem Buch auch aktuelle Themen, wie Waldsterben, und solche, die es normalerweise nicht in Kinderbücher schaffen. Wir erklären zum Beispiel, wie tote Tiere im Wald beerdigt werden. Die Illustrationen sind dadurch nochmal aufwändiger und lebendiger geworden als bei den „Wilden 14“.

Thomas Michler: Und es gibt unglaublich viele Details zu entdecken. Insgesamt haben wir uns mehr getraut und die Geschichte – aber auch die Illustrationen – sind verrückter, frecher und wilder geworden. Beim Humor haben wir uns ein bisschen von Cartoonist Gary Larson inspirieren lassen.

 

Dann lernen die Kinder ganz nebenbei auch viele Dinge über die Natur?

 

Susanne Zuda: Genau, wir wollen auf unterhaltsame Weise Wissen vermitteln. Wichtig ist uns auch, den Blick der Leser auf Unscheinbares und Verborgenes zu lenken und vor allem Wertschätzung dafür zu schaffen. Im Anhang des Buches gibt es einen Informationstext, der ist übrigens nicht nur für Kinder, sondern auch für erwachsene Leser gedacht. Dort werden Arten und Zusammenhänge erklärt.

Tomas Michler: Die meisten der Urwaldreliktkäfer haben nur einen lateinischen, bestenfalls einen komplizierten deutschen Namen wie Harzporling-Ozellenkäfer. Das wirkt auf viele Leute erst mal wenig spannend, sondern distanzierend. Viele denken sich, dass das sicher nur für Fachleute und Wissenschaftler interessant ist. Die vermenschlichende Darstellung unserer Protagonisten durch die fantasievollen Zeichnungen von Susanne, aber auch ihre Namen wie Matze, Mike oder Linus spielen eine wichtige Rolle, um eine Beziehung zu ihnen aufzubauen zu können.

 

Wie entstehen die Bücher?

 

Thomas Michler: Ich erstelle am Anfang eine Art Drehbuch, eine wilde und rudimentäre Mischung aus Fotos, Beschreibungen und ersten Textbausteinen. Das ist mein erster Vorschlag zum Inhalt und Verlauf der Geschichte und zur Aufteilung der jeweiligen Seiten. Susanne beginnt in der Regel mit dem Titelbild und zeichnet und gestaltet dann die einzelnen Doppelseiten.

Susanne Zuda: Erst dabei merken wir, ob die Ideen als Bilderbuch funktionieren oder nicht. In dieser Phase mache ich dann häufig Vorschläge, wie man Inhalte optisch darstellen kann. Wir ändern manchmal dann das ursprüngliche Drehbuch. Manchmal kommen auch ganz neue Szenen dazu, andere fallen weg und wieder andere benötigen mehr Platz.

Thomas Michler: Immer wenn eine Szene fertig gestaltet ist, kann ich daran arbeiten, die bisherigen Textfragmente auszuformulieren. Wenn Susanne dann zum Schluss den Text setzt, wird noch mal kritisch über einige Formulierungen und Sätze diskutiert.

 

Sollten die Forscher des Nationalparks wieder neue Urwaldkäfer finden, gibt es dann eine Fortsetzung von den wilden 16?

 

Thomas Michler: Ideen gibt es immer und wenn neue Urwaldkäfer gefunden werden, stehen wir natürlich unter Zugzwang, irgendwann die „Wilden 16“ fortzusetzen. Aber Urwaldkäferarten gibt es nicht in x-beliebiger Zahl. Die sind extrem selten und viele sind vom Aussterben bedroht. Konkrete Pläne für eine Fortsetzung gibt es daher noch keine, auch nicht für neue Themen. Jetzt ist erst mal eine kreative Pause angesagt, um in Ruhe Ideen sammeln und entwickeln zu können.

 

 

 

Die Schöpfer von „Die wilden 16“, Susanne Zuda und Thomas Michler, mit ihrem Werk samt dem dazugehörigen Plakat. Das wurde von einer Szene im Buch inspiriert, in der die Urwaldkäfer einen Bericht zum Waldsterben entdecken und das angehängte Bild gleich als ihre Heimat identifizieren. (Foto: Gregor Wolf/Nationalpark Bayerischer Wald)

Das Buch im Freyunger Verlag Edition Lichtland erschienen und ab sofort für 16,80 Euro im Handel erhältlich. Herausgeber ist die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald.

 

Pressemeldung Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald.

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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