Kirche

Die Wanderschaft von drei Audorfern im Heiligen Jahr 1775 nach Rom

Es war im sogenannten Heiligen Jahr 1775, als es zu einer einzigartigen Reise von drei Gläubigen aus dem oberbayerischen Inntal nach Rom kam. Anlass für die Herren Sebastian Pichler, Joseph Knoll (Vicarius) und Peter Achleitner waren die Folgen des Österreichischen Erbfolgekrieges, der das Dorf Oberaudorf und die Pfarrkirche arg verwüstete. Ziel des Pilgerns waren die Wiederherstellung der Kirche und die Neugestaltung des Presbyteriums mit neuen Altären, was durch den Erwerb von Reliquien eines Heiligen in Rom ihren Höhepunkt erfahren sollte.

Die Wanderschaft, die vom 25. August bis 28. Oktober dauerte und zum Teil mit Eselsbegleitung erfolgte, führte zu interessanten religiösen Plätzen. Ehe Rom erreicht wurde, waren Padua, die Stadt des Heiligen Antonius und der Markus-Dom in Venedig beeindruckende Stationen. Rom war dann der Höhepunkt, denn Papst Pius VI. gewährte den drei Oberaudorfern alle päpstlichen Gnaden. Zu diesen gehörten ein persönlicher Empfang, eine gemeinsame Mahlzeit, eine gemeinsame Heilige Messe sowie ein Ablassbrief für die persönlichen Audorfer Anliegen. Die drei Wallfahrer bekamen jeweils noch ein „Agnus Die“, was ein im Christentum verbreitetes Symbol für Jesus Christus ist. Die wichtigste Mitgabe aus Rom waren die Reliquien des Heiligen Donatus. Mit diesen, seinem Segen und allen guten Wünschen entlässt der Papst die drei Audorfer.

220 Jahre später: Illustrationen von Wolfgang Wright

Die gesamten Begebenheiten wurden von Sebastian Pichler, einem der drei Wallfahrer aufgezeichnet, so dass es einen detaillierten Reisebericht gibt. 1995, also 220 Jahre nach der Rom-Reise war es der Künstler Wolfgang Wright, der sich in Oberaudorf niedergelassen hatte und auch heute dort noch wirkt, der recht angetan war von der Leistung der drei Männer und von deren besonderen Beitrag zur Audorfer Kirchengeschichte. Er entschloss sich, die Reise in zehn Bildern wieder aufleben zu lassen. Die Illustrationen von Wolfgang Wright kamen in verschiedenen Ausstellungen, unter anderem im Heimatmuseum von Prien a. Chiemsee zur Geltung.

Für Josef Obermayer, wie sein Vater langjähriger Sammler und Kenner der Oberaudorfer Gegebenheiten, hat die besagte Reise nach Rom noch einen ganz besonderen Stellenwert. In seiner Sammlung befindet sich nämlich eines der drei Agnus Dei, das kleine Wörterbuch, das sich die drei Pilger für ihre Verständigung anlegten, sowie der damalige Bericht in der Oberaudorfer Zeitung „Heimgarten“.

Weitere Informationen unter www.oberaudorf.de.

Text und Fotos: Hötzelsperger

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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