Klingendes Jubiläum bei Traumwetter

Gerade noch rechtzeitig änderten sich in den vergangenen Tagen die meteorologischen Vorzeichen von Regen zu Sonnenschein, was erheblich für das Gelingen eines Musikfestes beiträgt. So stand einer ausgelassenen Feier des 160-jährigen Jubiläums der Musikkapelle Nußdorf mit dem 57. Bezirksmusikfest nichts im Weg.

Die Musikkapelle Nußdorf gedachte vor der Pfarrkirche St. Vitus der verstorbenen Vereinsmitglieder

Erste schriftliche Erwähnung im Jahr 1862

Woher weiß die Musikkapelle Nußdorf überhaupt, dass sie 160 Jahre alt sei? Dies erläuterte die Bürgermeisterin am Festabend: Die ersten Einsätze der damals noch etwa zehnköpfigen Musikkapelle fanden um das Jahr 1862 statt, hauptsächlich bei sonntäglichen Gottesdiensten, Beerdigungen und geistlichen Prozessionen. Der erste schriftliche Beleg darüber stamme vom Dachboden des Pfarramtes. Es handle sich um einen Zahlungsbeleg für die Tätigkeit am Fronleichnamstag mit dem musikalischen Weck- bzw. Aufruf der Bevölkerung zur Prozession und der musikalischen Begleitung des Prozessionsgangs. Nachdem die Entlohnung nicht besonders üppig gewesen sein dürfte, ging die Musikkapelle anschließend von Haus zu Haus, um ihre Kasse ein wenig aufzubessern. Bis Ende der 60er Jahre habe es diesen Brauch zu Fronleichnam gegeben, danach wurde er vom Neujahrsanblasen abgelöst.

Der Vorsitzende der Musikkapelle, Franz Schober, und Bürgermeisterin von Nußdorf, Susanne Grandauer, empfingen Landtagspräsidentin Ilse Aigner vor dem Festzelt

Somit gestaltete man in Nußdorf am Samstag einen Festabend, um diese 160 Jahre würdig zu begehen. Zunächst gedachte man vor der Pfarrkirche St. Vitus der verstorbenen Vereinsmitglieder. Zum Festabend war auch die Bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner gekommen. Die Moderation des Abends hat der aus dem Bayerischen Rundfunk bekannte Blasmusikexperte Georg Ried humorvoll-souverän übernommen. Er führte durch einen Blasmusikabend mit all seinen Facetten: Traditionell, modern, bayerisch-böhmisch oder konzertant.

Vorstand der Musikkapelle Nußdorf, Franz Schober und Nußdorfs Bürgermeisterin Susanne Grandauer begrüßen die Gäste beim Festabend.

Mit dabei am Festabend die Musikkapelle Meeder aus Oberfranken, mit der eine langjährige Freundschaft besteht, die auf den Nußdorfer Sepp Brunner zurückgeht. Außerdem ist die Musikkapelle Sankt Martin aus Südtirol mit dabei. Dort waren im vergangenen Jahr die Nußdorfer zu deren 150-jährigen Jubiläum eingeladen.

Die Landtagspräsidentin Ilse Aigner wird von der Musikkapelle Nußdorf ins Festzelt geleitet.

Zum Auftakt spielte die Jugendkapelle Nußdorf unter Leitung von Stephan Bruchhäuser das Stück mit dem Kunstwort „Supercalifragilisticexpialidocious“ nach dem gleichnamigen Lied im Filmmusical Mary Poppins, einer Walt Disney Produktion. Musikalischer Höhepunkt des Abends war sicherlich der gemeinsame Auftritt aller aktiven Musikanten des ganzen Dorfes mit den Stücken „Segeneswünsche“ von Florian Fürle, dem „Ruetz Marsch“ von Erwin Trojan sowie „Weiß Blau im Wind“ von Hans Obermayer.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Vorstand der Musikkapelle Nußdorf, Franz Schober und Nußdorfs Bürgermeisterin Susanne Grandauer beim Festabend vor der Bühne des Festzeltes

Festgottesdienst und Festumzug am Sonntag

Der Festgottesdienst, an dem Musikanten aus 27 Musikkapellen und weiteren 400 Personen aus Trachten- und Ortsvereinen sowie unzählige Gäste teilnahmen, wurde von Pfarrer Christoph Rudolph zelebriert.

Beim Festgottesdienst im Waldpark

Unter den Ehrengästen befanden sich der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner, die Stv. Landrätin Alexandra Burgmaier, Kreisrat Sepp Hofer und Bezirksrat Wast Friesinger sowie der Nußdorfer Altbürgermeister Johann Dettendorfer.

Die Musikanten aller 27 Kapellen zeigen den Musikantengruß zu Ehren des 160-jährigen Jubiläums der Musikkapelle Nußdorf

Den klangewaltigen Höhepunkt des Musikfestes bildete der gemeinsame Auftritt aller 27 Musikkapellen. Alle Musikanten fanden sich zu einem großen Orchester zusammen, um gemeinsam als ein Chor drei Musikstücke aufzuführen: In einem imposanten Gesamtklangbild spielte man den Choral „Fest der Freude“ von Hans Hartwig unter Leitung von Bezirksdirigent Christoph Danner, den Kaiserjäger-Marsch unter Leitung des Nußdorfer Dirigenten Sepp Maurer, sowie die Bayernhymne unter Leitung von Benedikt Paul.

In einem imposanten Gesamtklangbild spielte man den Choral „Fest der Freude“ von Hans Hartwig unter Leitung von Bezirksdirigent Christoph Danner

Der anschließende Festzug führte nach der Heiligen Messe in zwei großen Schleifen entlang der Neubeurer und Brannenburger Straße zurück ins Festzelt. Viele Hundert Zuschauer säumten die Straßen. Einige Kapellen nahmen an einer Marschmusikwertung im Rahmen des Festzuges teil. Sie wurden von den Zuschauern für die Perfektion des optischen und musikalischen Auftretens besonders beklatscht. Diese Kapellen konnten einfach durch die musikalische Exaktheit, kultivierte Interpretation und einheitlichen Bewegungsabläufe ganz besonders überzeugen.

Imposanter Festzug durch Nußdorf

Den vielen Zaungästen und Zuhörern des Festzuges dürfte beim Erleben dieser dargebotenen, vielfältigen Klangwelten klar geworden sein, dass es wohl kein Hobby und kein Freizeitvergnügen gibt, wo Männer und Frauen aller Stände in einer so engen Gemeinschaft so viel Freude für sich und gleichzeitig für andere erzeugen wie in einer Blaskapelle. Und jede Kapelle hat ihren eigenen, typisch-unverwechselbaren Klang: ein Sinnbild für bayerische Lebensart und Lebensfreude.

160-jähriges Jubiläum der Musikkapelle Nußdorf und 57. Bezirksmusikfest Inn-Chiemgau: Ein Höhepunkt: Schiffleutverein Nußdorf am Inn nimmt mit einer Plätte am Festzug teil.

An diesem Musikfest wird einfach jedem klar: Blasmusik ist mehr als nur heiße Luft. Es ist Gemeinschaft, verbindet Generationen und schenkt Freude! Demzufolge auch ein mahnender und dennoch begeisterter Zaungast: „Manche der Eltern, die am Straßenrand mit ihren Kindern den vorbeiziehenden Blaskapellen zuhörten, mögen vielleicht verstehen, dass es gut sein könnte, ihren Kindern nicht nur ein iPad, sondern auch ein Musikinstrument zu kaufen, damit ihr Kind auch ein Teil dieser großen Gemeinschaft werden kann“.

Den klangewaltigen Höhepunkt des Musikfestes bildete der gemeinsame Auftritt aller 27 Musikkapellen.

Im Festzelt erklang abermals Blasmusik und der Tag klang mit kulinarischer Einkehr, mit Besuch der Kaffeestube oder der Bar und mit vielen Gesprächen aus. Wer mochte, konnte sich zudem in einer Ausstellung im Festzelt über das Werden und Wachsen der Musikkapelle Nußdorf in einer bilderreichen Chronik informieren. Es war ein Tag der Begegnung für Musikanten und Blasmusikfreunde, mit der seltenen Gelegenheit, unterschiedlichste Kapellen unmittelbar zu erleben, zu erfahren, was in der „Szene“ los ist und um ganz nebenbei zünftige und festliche Musik zu erleben, von Konzertmarsch und Walzer über Polka und Potpourri.

Schon am frühen Morgen marschieren die Musikkapellen Neubeuern, Rohrdorf und Samerberg durch Nußdorf zum Festzelt.

Die Nußdorfer Festwochen gehen am Montag, 22. Mai mit einem Kesselfleisch- und Spanferkelessen und musikalischer Begleitung der Musikkapelle Erl zu Ende. Im nächsten Jahr ist das Bezirksmusikfest am 9. Juni 2024 in Bad Aibling geplant, gefolgt von Rohrdorf im Jahr 2025.

Beginn des Festzuges im Waldpark mit der Musikkapelle Nußdorf

Ergebnis der Marschmusikwertung

Die Musikkapelle Neubeuern belegte in der Marschwertung den 1. Platz (92 Punkte), dicht gefolgt von der Musikkapelle Samerberg und Musikkapelle Rohrdorf, die beide punktgleich waren (jeweils 91 Punkte). Den vierten Platz belegte die Musikkapelle Flintsbach mit 88 Punkten.

Fotos: Rainer Nitzsche









Redaktion

Rainer Nitzsche

Als Webseiten-Entwickler bin ich für die Gestaltung und den technischen Betrieb dieser Plattform verantwortlich und versuche, die Seite ständig aktuell und zeitgemäß zu halten.

Als Reportage-Fotograf möchte ich mit wenigen Bildern wiedergeben, was als geschriebener Text vielleicht Bände füllen würde. Es geht um Ereignisberichte in Bildern. Es gilt, schrittweise und in den richtigen Momenten Entwicklung und Ablauf von Ereignissen festzuhalten, die schließlich in einem Höhepunkt gipfeln. Das bedeutet, meine Fotografien sind sehr oft weniger formell und zeigen den Charakter der Menschen eher in einer pose-freien, authentischen Weise, die nicht inszeniert ist.
Mehr Fotos finden Sie auch auf meiner Webseite unter www.rainernitzsche.de

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