Kirche

Die Kirche von Söllhuben: Ein besonderes Bauwerk

Die Kirche St. Rupert im Ort Söllhuben der Gemeinde Riedering steht unmittelbar gegenüber der Traditionsgaststätte Hirzinger und sie steht für eine wahrlich reiche Geschichte. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie in Zusammenhang mit der Urpfarrei Söllhuben im Jahr 924, also vor nunmehr fast 1.100 Jahren. Den Geschichtsforschern zufolge bestand jedoch schon im 8. Jahrhundert eine grundherrschaftliche Eigenkirche. Die Kirche Söllhuben gehörte zum Erzbistum Salzburg (ab 1218 zum Suffranganbistum Chiemsee) und blieb bis zur Säkularisation im Jahr 1803 bei diesem. Aus dieser Verbindung zu Salzburg resultiert auch das Patronat des Salzburger Diözesanpatrons St. Rupert.

Ein Besuch der Kirche lohnt sich in Söllhuben immer. Und wer Glück hat, kann sich einer Kirchenführung mit Gemeindereferent Tobias Gaiser vom Pfarrverband Riedering anschließen. Ihn konnten wir vor den Corona-Zeiten begleiten und viel Interessantes und wichtige geschichtliche Zusammenhänge erfahren. So beginnt Gaiser mit der selbstgestellten Frage: Warum steht in Söllhuben eine solche Kirche von einem so bedeutenden Baumeister? „Söllhuben stand zuerst unter der Herrschaft der Hirnsberger und nach deren Umzug nach Hohenaschau unter dem Einfluss der Hohenaschauer, aber in Söllhuben blieb die Gerichtsbarkeit. Dazu kam die Zugehörigkeit zum Suffraganbistum Chiemsee als letzte Kirche, die Pfarreien Riedering, Rohrdorf u.a. wurden dann dem Fürsterzbichof direkt unterstellt.“, so Gaiser. „Daher war es „angebracht“ – so Gaiser weiter – auch eine repräsentative Kirche zu bauen.  Die Entscheidung hierfür fiel im Jahr 1757 auf „den“ Baumeister seiner Zeit, Johann Michael Fischer, der zuvor unter anderem schon für Rott am Inn, „St. Michael“ in Berg am Laim, sowie Kloster Altomünster verantwortlich zeichnete.  Johann Michael Fischer begann den Bau in Söllhuben mit 73 Jahren, konnte es allerdings nicht mehr selbst vollenden. Söllhuben war somit sein letztes Bauwerk.

Die besondere Architektur der Kirche von Söllhuben

Im zweiten Abschnitt seiner Führung widmet sich Tobias Gaier der Architektur der Kirche: „Hier handelt es sich um einen Zentralbau mit Altarraum und Eingangsbereich, aber der zentrale Raum ist genau so lang wie breit in einem ungleichseitigen Oktogon. Fischer bricht die Begrenztheit des Raumes quasi auf – überdimensionale Fenster und angedeutete Säulen, die einen Umgang andeuten.  Damit bricht er auch die Begrenztheit der menschlichen Existenz auf.“   Wichtig ist bei den weiteren Betrachtungen, dass auf dem Oktogon eine Kuppel liegt, eine Kuppel auf Ecken, etwas an sich Unmögliches. Baumeister Fischer konnte das statisch berechnen. Da er aber zu früh verstarb, haben seine weiteren Baumeister seinen Berechnungen nicht getraut und statische Ableitungszwickel in die Ecken eingebaut, die es statisch eigentlich nicht gebraucht hätte. Somit hat die Kirchen einen kleinen, aber charmanten Baufehler.

Als die Führung zur Ausstattung der Kirche kam, konnten die Teilnehmer etwas Besonderes erfahren, denn: „Die Kirche wurde anfangs nie ausgestattet, da Rechnungen nicht bezahlt wurden. Dadurch wirkt die Architektur aber mehr aus sich heraus. Man kann aber die vorbereiteten Felder für Malerei erkennen. Vermutlich biblische Szenen die in einer Vision im Kuppelraum enden sollten. Der Kirchenraum   wurde in den 40er Jahren im Sinne von Baumeister Fischer von Prof. Rudolf Esterer ausgestattet.“

Einzelne wichtige Austattungsmerkmale sind die Figuren an den Seitenaltären von Felix Pämer (vermutlich aus der Werkstatt von Ignaz Günther), der Hl. Josef, der Hl. Johannes Nepomuk und der Hl. Franz Xaver – sowie die Hl. Barbara und die Hl. Katharina. Die Mutter Gottes wurde später ergänzt.

Abschließend erläutert der Gemeindereferent noch die Prozessionslampen von der Bruderschaft vom Guten Tod (werden heute noch bei Beerdigungen mitgetragen) sowie das Pestkreuz, das aus dem Jahr 1603 stammt. Der Hochaltar ist der ehemalige frühbarocke Hochaltar in der Streichenkirche, so dass der Altar rund hundert Jahre älter ist als die Kirche selbst.

Mit diesen Kenntnissen ist ein betrachtender Besuch in der Kirche „St. Rupert“ von Söllhuben noch schöner und wertvoller. Wann wieder Kirchenführungen möglich sind, hängt von der Corona-Entwicklung ab. Unabhängig davon ist die Kirche zu den üblichen Zeiten für Gebet und Besinnung offen.

Weitere Informationen zur Kirche von Söllhuben: https://www.erzbistum-muenchen.de/PV-Riedering/pfarrkirche-st-rupert/94543.

Text und Fotos: Hötzelsperger

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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