Brauchtum

Die Freude am Jodeln

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

An Jodler sing i gern”  – Ein Samerberger Sänger und die Freude am Jodeln  – Volksmusikpfleger Leonhard Meixner im Gespräch mit Hans Sattlberger

Für Hans Sattlberger aus Grainbach ist Singen Lebenselixier. Für ihn sind Jodler Balsam für die Seele und Lebenslust pur.[1] Die Leidenschaft zum Jodeln begleitet den Ehrenvorstand des Grainbacher Trachtenvereins GTEV Hochries-Samerberg schon sehr lange. Im Jahr 1998 war Hans Sattlberger – damals noch als Erster Vorstand des Trachtenvereins – Mitbegründer des Almsingens auf dem Moserboden am Samerberg, welches jedes Jahr am ersten August-Sonntag stattfindet. Sattlberger war im Jahr 1997 auch Gründungsmitglied der Samer Sänger, die zusammen mit dem Trachtenverein das Almsingen ins Leben gerufen haben. Die Liebe zum Singen und zur Volksmusik hat Hans Sattlberger auch innerhalb seiner Familie weitergegeben.
Im Gespräch erzählt Sattlberger über seine Leidenschaft und die Bedeutung des Jodelns.

Lieber Hans, du engagierst dich sehr für Brauchtum und Volksmusik. Besonders das Singen von Volksliedern und Jodlern ist dir ein großes Anliegen. Was bedeutet für dich Jodeln und wie bist du dazu gekommen?

 Wenn i mi gfrei, dann möcht i jodeln. Dann suach i jemand zum Mitjodeln. Dass Jodeln etwas Besonderes ist, das habe ich bereits von meinen Eltern mitbekommen. Jodler haben mich schon immer fasziniert, besonders die, die ineinandergehen. Früher habe ich gedacht, dass Jodler sehr schwierig zu singen sind, dabei geht manchmal alles wie von alleine, wenn die Melodie einen mitreißt.

 Wann hast du angefangen zu singen?

Als Jugendlicher bin ich oft auf eine Alm gegangen, wo gesungen und gejodelt wurde. Ich war sehr gierig auf Lieder und Jodler und hab dann von den Geschwistern Hartbichler, dem Fanderl Wastl und den Riederinger Sängern erfahren, was gute Lieder und Jodler sind.

Wie hast du die Lieder oder Jodler gelernt? Hat dich jemand angeleitet?

Ich habe später viele Seminare besucht: Beim Wastl Fanderl auf dem Ritten in Südtirol, beim Bayerischen Dreiklang in Herrsching, auf der Glentleiten, auf der Stadlberg-Alm und viele mehr. Dazu bin ich auf viele Veranstaltungen gegangen und hab dort, wenn sich die Gelegenheit geboten hat, mit ganz vielen Sängerinnen und Sängern gesungen und gejodelt. 20 Jahre war ich bei den Samer Sängern und bin immer noch bei einer Sing- und Jodlergruppe vom Tegernsee. Sehr oft habe ich mit gemischten Zwei-, Drei- und Viergesängen gesungen und gejodelt und mache es immer noch.

Wie siehst du die Bedeutung von Singen und Jodeln in unserem Alltag?

Überliefertes bairisch-alpenländisches Jodeln soll den Stellenwert bekommen, den es verdient. Das Jodeln des Alpenvolkes ist meiner Meinung nach vollkommen unterrepräsentiert. Obwohl es so viel Energie und Kraft in sich birgt, Emotionen auslösen kann und unendlich viel Freude bereitet.

Was kannst du uns über das Almsingen am Samerberg erzählen?

Auf Anregung vom Bauer Konrad – dem Hartbichler Koni – haben wir, die Samer Sänger und der Trachtenverein Hochries-Samerberg das Almsingen durchgeführt. Seit über 20 Jahren kommen Anfang August 15 bis 20 Gruppen zum Singen und Weisenblasen. Dabei will ich mich auch verstärkt wieder um das „Offene Jodeln“ kümmern.

Welche Rolle spielen Trachtenvereine bei der Weitergabe des Jodelns?

 Jodeln – als sehr altes Kulturgut – passt sehr gut zu den Aufgaben der Trachtenvereine. Die Mitglieder können damit viel Freude bei Veranstaltungen und Festen verbreiten, sogar bei Staatsempfängen. Vereine, in denen gejodelt wird, sind meiner Meinung nach attraktiver – auch für neue Mitglieder.

… und besonders in der Kinder- und Jugendarbeit spielt doch das Singen eine große Rolle.

Natürlich. Schon Kinder können Jodler lernen. Zum Anfangen ist das genau richtig. Sie sind stolz und freuen sich, wenn sie was gelernt haben. Sie können gleich miteinander jodeln: mit Geschwistern, den Eltern, Großeltern, im Kindergarten, in den Schulen, Vereinen – mit allen und ein Leben lang.

Dir liegt die Weitergabe des alpenländischen Jodelns sehr am Herzen. Wie möchtest du deine Begeisterung weitergeben?

Zum miteinander Jodeln sollten ein paar Dutzend Jodler für einen großen Kreis bekannt gemacht werden. Dazu möchte ich ein Buch herausgeben. In diesem ist auch Interessantes und Wichtiges über das Singen, Jodeln und Juhizen enthalten. Viele Erlebnisse von mir, die ich aufgeschrieben habe, können begeistern und anregen, um auch viel Freude zu erleben und weiterzugeben.
Ich bin noch auf der Suche nach Leuten, die mich bei diesem Buchprojekt unterstützen wollen – Wer mich unterstützen will kann mich unter meiner E-Mail-Adresse hans@sattlberger.de kontaktieren.

Gibt es besondere Erlebnisse aus den letzten Jahren, die du mit dem Jodeln hattest?

Eine große freudige Erinnerung bleibt das Jodeln mit Rosi Mittermaier. Auf der Piste haben Theresa Bergold, eine Sängerin der Riederstoana Sing- & Jodlergruppe, und ich mit der Gold-Rosi mehrere Jodler gesungen. Sie kannte alle Jodler und jodelte voller Freude und Begeisterung. Wir trafen uns in der Gondel vorher auch mit Christian Neureuther. Auf der Olympia-Abfahrt sind sie uns dann aber davongefahren. Eine andere Begebenheit war bei der Almbegehung 2017. Im Hochriesgebiet durfte ich mit der Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Staatsministerin Ulrike Scharf beim Abstieg von der Pölcher Schneid zur Doagl Alm ein paar Jodler üben. Es war ein sehr nettes Erlebnis mit zwei großartigen Frauen.

Ist Jodeln etwas für jeden?

Viele meinen, sie können nicht singen und schon gar nicht jodeln. Sie sind dann schnell begeistert, wenn sie in zehn Minuten einen Jodler zweistimmig mitjodeln können.

Singen wirkt bekanntlich sehr positiv auf Körper und Geist. Welche Erfahrungen hast du selbst damit gemacht?

Dies erfahre ich stets selbst, da ich schon 20 Jahre lang mit Parkinson belastet bin. Wenn mit Singen und besonders mit Jodeln was „z’sammgeht“, da bin ich fit. Eine weitere Erfahrung war, als meine Tochter nach einem schweren Fahrradunfall zwei Wochen im Koma lag. Da hat sie im Koma mit mir an Jodler, den sie gut kannte, leise mitgejodelt. Zwei Tag später ist sie aus dem Koma erwacht.

Liaba Hans: Doan ma no an Jodler?

 A Jodler geht allerweil.

Herzliches Vergelts Gott

 

Bericht entnommen dem Volksmusikheft ZeMuLi des Bezirks Oberbayern

 Fotos: Hötzelsperger

 1.: Hans Sattlberger mit den Sennerinnen Rosi Vinzenz und Birgit Blöchl (von rechts) beim Almbauernheimatabend 2017 in der Samerberger Halle

 2.Die Gesangsgruppe D‘ Hochrieser (v.l.: Christl Paretzke, Hans Sattlberger und Moni Wiesholzer)  – bei einer Wiesn-Pause

 3.Almsingen 2001 mit Samer Sängern (Hans Sattlberger 2. v.re.)

4.Leonhard Meixner und Hans Sattlberger beim Jodeln in Grainbach

 5.Hans Sattlberger beim Almsingen 2024

 


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Toni Hötzelsperger

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