Leitartikel

Diamantene Hochzeit Ober-/Niederbayern

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Seit sechs Jahrzehnten gehen Gerdi und Adolf Kröll wohnhaft in Wetzling, Vilsgemeinde Taufkirchen als Eheleute gemeinsam durchs Leben. Mit der gesamten Familie und Verwandschaft  hat das Jubelpaar am vergangenen Samstag, 26. Oktober im Gasthof Waldschänke in Untersteppach gemeinsam ihre Diamanterne Hochzeit gefeiert. Der stellv. Landrat Franz Hofstetter des Landkreises Erding und auch der 2. Bürgermeister der Vilsgemeinde Taufkirchen Dr. Christoph Puschmann überbrachten den beiden Eheleute Kröll’s zum Jubeltag ihnen jeweils die besten Glück- und Segenswünsche.

Als Adolf Kröll in Wöllkam, Gemeinde Irschenberg aus dem Landkreis Miesbach 1938 auf die Welt kam, ahnte noch keiner, dass er als Geschäftsführer einer Genossenschaftsbank Karriere machen würde. Die Eltern hatten einen Bauernhof und neun Kinder. Adi war der jüngste Sohn, bei sieben Buben und zwei Dirndln. Dass Adi von Geburt an kurzsichtig war, kam erst in der Schule auf. „Ich musste deshalb immer in der ersten Bank sitzen.“ Als die Sehschwäche erkannt wurde, bekam er eine Brille, als einziger in der ganzen Klasse und von da weg ging es in der Schule besser, erzählt er. Auch nach der Volksschule zeichnete sich noch keine Banker-Karriere ab. Denn er half bis zum 20. Lebensjahr daheim auf dem Hof mit. Als der damalige Bürgermeister einmal seine Eltern besuchte, kam der Jubilar mit ins Gespräch, und dieser empfahl den jungen Adolf für eine Lehrstelle bei der Genossenschaftsbank in München. Diese trat er dann in Feldkirchen bei Westerham an. „Erst dann habe ich überhaupt mit dem Lernen angefangen“, stellt er fest. Während der Ausbildung hatte er bei einem Bauern „oberhoib vom Kaibestoi“ eine kleine Kammer für 20 Mark. Aber fast jeden Tag gab es noch ein Abendessen dazu, was erfreulich war bei einem Monatsgehalt von nur 96 Mark. Danach packte ihn der Ehrgeiz.

Der junge Wöllkamer absolvierte vier Semester an der Akademie in München, jeden Tag nach der Arbeit fuhr er dorthin und kam meistens erst kurz vor Mitternacht wieder heim. Seine Ehefrau Gerti, geborene Miller wartete dort schon. Seine bis heute „große Liebe“ hatte er beim Tanzen eines Trachtlerballes in Irschenberg kennengelernt. Als sie 23 und er 25 Jahre alt waren, wurde geheiratet. 1967 kam Tochter Julia, ein Jahr später Sohn Philipp zur Welt. Bei ihren Eltern hatten sie eine eigene Wohnung. „Wir haben alles selber hergerichtet und dabei viel gelernt“, sagt der Jubilar. 1968 ist die Familie dann in Taufkirchen an der Vils gelandet, nachdem er sich als Geschäftsführer bei der dortigen Raiffeisenbank beworben hatte und „die Nachfolge von der Bürger Resi“ antrat. Die Bank war damals noch in der Erdinger Straße und hatte nur sechs Mitarbeiter, die auf zwei Stockwerke verteilt arbeiteten. Seine Ehefrau Gerti war als Vorstandssekretärin und Leiterin der Werbeabteilung dort angestellt und erstellte alljährlich zu ihrer Arbeit den Heimatkalender, als festen Bestandteil der Förderung der örtlichen Kultur. Mit Adolf Krölls Ankunft kam rasant Bewegung in das Unternehmen. Er trieb die „Verschmelzung“ mit den Banken in Hohenpolding, Hofkirchen, Inning, Moosen und Steinkirchen voran. Auf seine Initiative wurde auch 1974 ein großzügiger Neubau an der Landshuter Straße gleich neben dem heutigen Rathaus errichtet  und auch die Lagerhäuser, die Vorgänger der Raiffeisen Waren GmbH (RWG), kamen hinzu. Die Zusammenführung vom Warengeschäft und die Eröffnung des Lagerhauses in Kirchlern war 1980. Weitere Umbau- und Erhaltungsmaßnahmen der neuen Filialen wurden ebenfalls unternommen.

Privat erfüllte sich Kröll einen Traum, als er 1983 ein altes Anwesen in Wetzling erwarb, dort ein neues Haus errichtete und mit der Schafzucht und der Schnapsbrennerei begann. Schon immer fuhr er mit seiner Familie in den Urlaub, gerne auch mit Freunden. Halb Europa bereiste er, genächtigt wurde mit den Kindern im Hauszelt. „Das war schön.“ Seit über zehn Jahren sind Adi und seine Gerti mit dem Klepper-Paddelboot oft auf dem Chiemsee unterwegs. Fast täglich geht er auch mit seinem Hund zum Walken und mit dem großen Freundeskreis unternimmt er immer noch sehr viel. Adolf und Gerti Kröll haben ihr Leben nie alleine nach der Arbeit gerichtet, sondern immer schon darauf ge

achtet, dass es noch etwas anderes gibt, was ihnen eine innere Balance gewährt. Von daher wird es sicher kein sinnentleertes Leben sein, das die beiden führen werden. Sie haben viel vor: Reisen, die Geselligkeit pflegen und am Lagerfeuer sitzen, draußen in ihrer herrlichen Oase in Wetzling. Doch auch hier wie im Geschäftsleben gab der Erfolg den beiden Recht. Heute genießen die beiden ihre Sauna, keltern Most, backen Brot, gehen zum Eisstockschießen und Adolf Kröll brennt seinen eigenen Schnaps. Langeweile wird da nicht aufkommen, eher Zeit zum Verweilen, dort, wo man es will, und ein Leben in einer selbst geschaffenen, auf die persönlichsten Bedürfnisse und Vorstellungen zugeschnittenen Atmosphäre. Auch in Ehrenämtern, sei es im gesellschaftlichen oder kulturellen Bereich, kann man sich kaum vorstellen, dass die beiden „Ruheständler“ ihr bisheriges Engagement zurückschrauben. Eine Idylle, die Ruhe und stille Heiterkeit ausstrahlt. Ein Platz, wo „die Banker“ ihren Ausgleich suchten und fanden, mit der Beschäftigung im Garten, mit den Tieren, mit sinnlich wahrnehmbaren, lebendigen Dingen anstatt der Zahlen und abstrakten Themen der Arbeit. Beide unternehmen  täglich Spaziergämge oder fahren mit dem Rad in der Natur umher um fit zu bleiben, denn ein bekanntes altes Sprichwort sagt schon: „Wer rastet, der rostet“. Zudem lesen sie täglich ihre Heimatzeitung und die fünf Enkel – alle sehr musikalisch –  sind ihr ganzer Stolz.

Bericht und Bilder: Hans Kronseder – Gerdi und Adolf Kröll feierten Diamanterne Hochzeit, damit 60 Jahre Freud und Leid geteilt – von links nach rechts: Dr. Christoph Puschmann 2. Bürgermeister der Vilsgemeinde Taufkirchen, das Jubelpaar Gerdi und Adolf Kröll zusammen mit dem stellv. Landrat Franz Hofstetter, Landkreis Erding

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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