Land- & Forstwirtschaft

Dialog: Freie Wähler – Landwirte

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Die aktuellen bundespolitischen Entwicklungen im Tierschutzrecht bewegen die Nutztierhalter in der Region. Vor allem die traditionellen Betriebe mit den Milchkühen in der Anbinde- und Kombihaltung steht vor einem schnellen Aus. Das beunruhigt viele Landwirtinnen und Landwirte. Die Landtagsabgeordneten der Freien Wähler, Josef Lausch, Johann Groß und Nikolaus Kaus suchten daher das Vor-Ort-Gespräch mit Betroffenen und Verbandsvertretern auf einem traditionellen Milchviehbetrieb im Landkreis Miesbach. Das Fazit: Die traditionelle Milchviehhaltung in der Region soll idealerweise in Kombihaltung erhalten bleiben.

Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Rosenberger in Bayrischzell diskutierten die Politiker gemeinsam mit den Vertretern der landwirtschaftlichen Verbände. Moderator MdL Josef Lausch begrüßte daher die Verbandsspitzen des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) und des Bayerischen Bauernverbands und die beiden Mitglieder des Landwirtschaftsausschusses Johann Groß und Nikolaus Kraus. „Wir brauchen dringend eine Lösung für die bäuerlichen Familienbetriebe mit Milchviehhaltung in der Region. Ein grundsätzliches Aus der Anbinde- und Kombihaltung bedeutet auch das Aus für unsere vielen kleinen Milchviehbetriebe in der Region,“ so Lausch, der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler aus Tattenhausen.

Diese Sorge ist berechtigt: Die Bundesregierung plant ein Verbot dieser Tierhaltung. Hier hieße es für die Landwirte: Massiv in neue, meist größere Milchviehställe investieren – oder die Milchkühe abschaffen. Zudem verhindern nicht nur wirtschaftliche Rahmenbedingungen, sondern auch viele Bau- und naturschutzrechtliche Vorgaben und Auflagen oftmals einen Neubau eines Milchviehstalls in den Dörfern oder im Außenbereich. „Unsere vielen kleinstrukturierten Betriebe helfen, durch die Beweidung mit Rindern oder die Grasmahd, die Almen offen zu halten. Wir werden in Bayern, Deutschland und der Welt für unsere idyllische Voralpenlandschaft, mit Ihren grünen Tälern und Almen bewundert. Unsere schöne Kulturlandschaft ist einer der Erfolgsgaranten für die Tourismuswirtschaft in Bayern“, erläutert Groß, tourismuspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Landtag und selbst Milchbauer aus dem Landkreis Dachau.

Auch Nikolaus Kraus schaut besorgt nach Berlin: „Die Übergangsfristen von fünf oder 10 Jahren für unsere traditionellen Milchviehbetriebe in Anbinde- und Kombihaltung ist keine Lösung.  Wird hier nicht im Sinne der Praxis entschieden, wird es zu einem großen Strukturbruch in unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft in Bayern kommen. Das wäre eine Katastrophe.“

Der Bundesrat hat in seiner Sitzung Anfang Juli 2024 über den Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes beraten. Die Bundesländer haben sich hier für die längere Übergangsfrist von 10 Jahren entschieden. So haben die Milchviehhalter mit Anbinde- und Kombihaltung mit bis zu 50 Tieren nun Zeit für eine Umstellung auf einen Laufstall. Die abschließende Diskussion und finale Beschlussfassung des Tierschutzgesetzes erfolgt noch im Plenum des Bundestags. Der Bundesrat hat jedoch dem Bundestag über 84 Punkte als „Hausaufgabe“ wieder zurückgespielt.

Der gastgebenden Betriebsleiter Martin Rosenberger aus Bayrischzell steht nun vor der Entscheidung, ob und wie es weitergehen soll. Er hält seine Milchkühe in Kombihaltung. Er sieht im Falle einer Umstellung immense Kosten durch den Neubau auf ihn und seine Familie zukommen, und die Frage, wo er diesen Stall tatsächlich bauen soll. Die möglichen Grundstücke für einen Laufstall seien begrenzt. Der Miesbacher Kreisobmann Josef Huber bringt es auf den Punkt: „Wir fühlen uns von der Politik alleine gelassen. Wir liefern als Fachleute konkrete Lösungsmöglichkeiten und Argumente, aber wir haben das Gefühl, dass sie auf taube Ohren stoßen,“ beklagt Huber.

Auch weitere Bedrohungen der traditionellen Milchviehhaltung sprechen die Verbandsvertreter an. „Der Wolf breitet sich immer weiter in unserer Region aus. Immer mehr Wolfsrisse werden behördlich festgestellt und dokumentiert. Gerade die Almen können wir nicht mit Zäunen schützen“, so Kreisbäuerin Brigitta Regauer. „Wir brauchen die Feststellung des ausreichenden Erhaltungszustands des Wolfes von staatlicher Seite und das Aufnehmen ins Jagdgesetz“, so die Miesbacher Kreisbäuerin. „Wolf und Weide funktioniert nicht“, so das Fazit bei der Diskussion über den großen Beutegreifer Wolf.

Die Landtagsabgeordneten versicherten den Verbandsspitzen und betroffenen Landwirten ihre uneingeschränkte Unterstützung beim Erhalt der traditionellen Milchviehhaltung im bayerischen Landwirtschaftsausschuss und im Landtag.

Bericht und Bilder: Freie Wähler, Sepp Lausch

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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