Nach zwei Jahren Zwangspause schon wieder Urlaub in der Heimat? Auch wenn die Reisepläne bei vielen anders waren, lassen 9-Euro-Ticket versus hohe Preise an der Tanksäule und Chaos an den Flughäfen einen Heimaturlaub doch wieder attraktiv erscheinen. Zum Glück ist bei 360.000 Quadratkilometern und einem Bilderbuchsommer die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es noch den ein oder anderen versteckten Schatz zu bestaunen gibt, von der längsten Burg der Welt bis zur Nordsee und allem, was dazwischenliegt. Die besten Reisen, die diesen Sommer Lust machen, das unbekannte Good Old Germany zu entdecken.
Ab in den Süden: München und Oberbayern
Wer nach Bayern kommt, wird unweigerlich das Rufen der bayerischen Landeshauptstadt München hören. Zu Recht, denn mit der imposanten Architektur, den legendären Biergärten, einer jungen Craftbeer-Szene, dem Englischen Garten und der Isar, die als Pulsgeber und Feierzone durch die Stadt mäandert, kann sich die 1,5-Millionen-Metropole auch zum x-ten Mal noch gut (an-)sehen lassen. Vier Nächte sollte man sich für die Fahrt in den Süden Zeit nehmen und davon mindestens zwei für Tagesausflüge einplanen.
Im Südosten, knapp zwei Stunden mit der Bahn, liegt an der Grenze zu Österreich die Stadt Burghausen. Ein verstecktes Juwel, denn hoch über der Salzach thront hier die längste Burg der Welt. Wer sich mit Blick auf die Hauptburg linkerhand den Abhang hinunterbegibt, stößt auf die Altstadt mit ihren bunten hohen Stadthäusern und schmalen Gassen. Rechterhand lädt der Wöhrsee zu einem Bad oder einem Spaziergang ein. Und quasi mittig wartet am Stadtplatz schon das nächste Gelato.
Südlich von München liegt Garmisch-Partenkirchen und damit die Hausberge der Münchner. Kenner biegen aber schon vorher ab und fahren vorbei am Kloster Ettal mit seiner Klosterstube gen Schloss Linderhof. Die kleine Schwester von Neuschwanstein war der Lebensmittelpunkt des Märchenkönigs Ludwig II. Seinen Ruf hat der letzte bayerische Monarch zu Recht. So findet sich im Schloss ein waschechtes Tischleindeckdich und wer in den Gartenanlagen die Augen offenhält, kann das romantische Marokkanische Haus bestaunen. Über eine 50-minütige Fahrt lässt sich der Besuch wahlweise mit einem Ausflug nach Schloss Neuschwanstein oder einer Fahrt zur rauschenden Partnachklamm und dem glasklaren Eibsee verbinden.
Übernachtungstipp: Sofitel München Bayerpost (ab 279 Euro im Doppelzimmer), Mercure Hotel München am Olympiapark (ab 79 Euro im Doppelzimmer), ibis Styles München City West (ab 99 Euro im Doppelzimmer)
Ab in den Westen: ins „Ländle“ am Wasser – Baden-Württemberg
Am Bodensee kommen Kulturinteressierte, Naturliebhaber, Sportler und Feinschmecker gleichermaßen auf ihre Kosten. Im Sommer lässt sich das Ufer des „Schwäbischen Meeres“ wunderbar mit dem Fahrrad oder vom Wasser aus mit Kanu, Kajak, Tretboot oder SUP-Board erkunden. Im Frühherbst geht es zu Fuß durch bunt gefärbte Weinberge zu gemütlichen Gasthöfen und zur großen Apfelernte. Konstanz empfiehlt sich für einen Tagesausflug und birgt neben historischen Schätzen jede Menge Überraschungen. Während im Stadtteil Niederburg eine bestens erhaltene Altstadt entdeckt werden will, warten an der Uferpromenade nebenan Cafés mit Blick auf den See und Sehenswürdigkeiten wie die imposante Imperia.
Ein Tagesausflug in die wunderschöne Stadt Meersburg sollte beim Kurzurlaub nicht fehlen. Sie liegt nur eine 15-minütige Fahrt mit der Fähre von Konstanz entfernt. Hier kann die älteste bewohnte Burg Deutschlands besichtigt werden sowie eine Altstadt voller Fachwerkhäuser. Ein Abstecher auf die Blumeninsel Mainau ist ebenfalls ein Muss. Das diesjährige Insel-Motto lautet „Schlossjuwel & Gartenrausch“ und zollt der Inselgeschichte Tribut. Nicht verpassen: die übergroßen barocken Blumenkleider. Sie warten darauf von den Besuchern „getragen“ zu werden – dienen als außergewöhnliches Fotomotiv. Weiter nordöstlich wartet an der Grenze zu Österreich die romantische Inselstadt Lindau auf Ausflugsgäste.
Übernachtungstipp: ibis Styles Friedrichshafen (ab 107 Euro im Doppelzimmer), ibis Styles Singen (Eröffnung voraussichtlich Oktober 2033. Ab 92 Euro im Doppelzimmer)
Ab durch die Mitte: Cityhopping durch Franken und die Oberpfalz
Beim Cityhopping stehen die geschichtsträchtigen Städte Nürnberg, Bamberg und Regensburg auf dem Plan. Alle drei lassen sich hervorragend mit der Bahn verbinden. Starten wir in der nördlichsten der drei historischen Städte: Bamberg. Auf sieben Hügeln wurde die mittelalterliche Residenzstadt mit ihren vielen Kirchen erbaut; deshalb trägt die Stadt auch den Beinamen „Fränkisches Rom“. Die Altstadt zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO und den schönsten spätmittelalterlichen Stadtkernen Deutschlands. Gleichzeitig ist Bamberg ob seiner Brauereidichte die heimliche Hauptstadt des Bieres – Gäste können sogar ein Bierdiplom erwerben.
Nur eine Zugstunde südlich wartet ein Paradies für Städtereisende: Nürnberg. Bei einem Streifzug durch die von Fachwerkhäusern gesäumten Gassen und unterirdischen Felsengänge taucht man tief ins Mittelalter ein. Der 15-minütige Aufstieg zur Kaiserburg lohnt allein schon wegen des Ausblicks. Gleich nebenan warten Künstlerviertel und hippe Cafés als herrliches Kontrastprogramm. Zur Stärkung gibt‘s Nürnberger Bratwürste und gerne auch ein Glas Frankenwein – am besten mit Blick auf einer der Terrassen mit Blick auf die Pegnitz. Wer nach „Drei im Weckla“ Süßes ersehnt: Nürnberger Lebkuchen schmecken zu jeder Jahreszeit – und es gibt sie auch als Sommervariante.
Rund anderthalb Stunden dauert von hier die Zugfahrt nach Regensburg mit seinen zahlreichen Spuren der Römer. Die Altstadt gilt als herausragendes Beispiel einer mittelalterlichen Handelsstadt und zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Unbedingt einplanen: eine buchstäblich aussichtsreiche Schifffahrt zum Kloster Weltenburg. Es liegt direkt an der Donauschleife in einer der schönsten Flusslandschaften Deutschlands.
Übernachtungstipp: ibis Styles Bamberg (ab 93 Euro im Doppelzimmer), Novotel Regensburg (ab 105 Euro im Doppelzimmer), Novotel Nuernberg Centre Ville (ab 107 Euro im Doppelzimmer)
Ab in den Osten: Berlin, Brandenburg und Dresden
Die quirlige Hauptstadt Berlin hält stets neue Entdeckungen bereit. Die „Öffis“ bringen Stadtbesucher entspannt durch die Stadt und in die Umgebung. Berlin-Kenner schätzen Entdeckungen nahe der Hauptstadt. So ist die nur 35 Kilometer entfernte Landeshauptstadt Brandenburgs, Potsdam, ein perfektes Tagesziel. Das einstige Fischerdorf avancierte im Lauf der Jahrhunderte zur prächtigen Residenzstadt. Ein Besuch von Schloss und Park Sanssouci ist ein Muss. Sightseeing mal anders lässt sich auf einer Havelrundfahrt genießen: viele Schlösser und Sehenswürdigkeiten befinden sich in Ufernähe.
Ebenfalls nur gut 30 Kilometer von Berlin entfernt befindet sich im Süden eine der faszinierenden Urwaldlandschaften Mitteleuropas: das UNESCO-Biosphären-Reservat Spreewald. Noch heute sind die flachen Spreewaldkähne das traditionelle Transportmittel in dem Labyrinth aus Wasserläufen. Am besten erkundet man die beeindruckende Natur, Mystik und Ruhe der weiten, grünen Landschaft von einem dieser Kähne aus, den ein Fährmann gemächlich voran stakt.
Wer noch zwei Tage dranhängt, dem sei ein Abstecher nach Dresden samt Wanderausflug in die Sächsische Schweiz empfohlen. Die Barockstadt an der Elbe dient als Ausgangspunkt für eine beeindruckende Naturerfahrung: Nur einen Katzensprung entfernt, an der Grenze zu Tschechien, warten die eindrucksvollen Felsformationen des Elbsandsteingebirges, die berühmte Basteibrücke, dichte Wälder, schöne Wanderwege und charmante kleine Cafés.
Übernachtungstipp: Mercure Hotel Wittenbergplatz (ab 119 Euro im Doppelzimmer), Pullman Berlin Schweizerhof (ab 237 Euro im Doppelzimmer)
Ab in den Norden: Hamburg und das Meer
Hamburg ist der perfekte Ausgangspunkt für Abenteuern zu Land und zu Wasser– etwa für einen Ausflug nach Helgoland. Schon die Anreise mit dem Highspeed-Katamaran ist ein Erlebnis. Das Wahrzeichen von Deutschlands einziger Hochseeinsel ist die Lange Anna, ein fast 50 Meter hoher Brandungsfelsen. Den Blick von dort auf die unendliche Nordsee ist ungemein beruhigend.
Über Land erreicht man von Hamburg aus in nur einer Stunde die „Krone der Hanse“: Lübeck. Weltweit einzigartig ist die Vielzahl an Gängen, Torwegen und Hinterhöfen in der Altstadt. Ein Blick auf das Holstentor, es prangt auf vielen deutschen Zwei-Euro-Münzen, ist unverzichtbar. Gleich daneben erfahren Naschkatzen im Marzipanmuseum alles über die edle Süßigkeit aus Mandeln und Zucker.
Nur einen Katzensprung weiter liegt die „Stadt der sieben Seen“, Schwerin – viele kleine Lädchen und Cafés, Fachwerkhäuser, enge Gassen, Dom und Marktplatz laden hier zum Flanieren ein. Der idyllische Schweriner Stadthafen wartet dann mit malerischen Ausblicken – ganz ohne Industrie, dafür mit viel Segelbootidylle.
Eine Nacht an der Kieler Förde rundet die Norddeutschlandtour ab. Am Wasser, mit vielen Möwen, gemütlichen Parks, coolen Geschäften und Cafés lässt sich eine Städterundreise im nordisch noblen Kiel wunderbar ausklingen. Hier kann der Blick viele letzte Male über Schiffe, Segelyachten, Leuchttürme und Strände schweifen. In der Holtenauer Straße mit ihren vielen Läden, Bars und Cafés findet sich bestimmt noch das ein oder andere Souvenir.
Übernachtungstipp: Mövenpick Hamburg (ab 153 Euro im Doppelzimmer), ibis Styles Hamburg-Barmbek (ab 75 Euro im Doppelzimmer)
Text und Bilder: Accor Northern Europe