In den letzten Monaten gibt es viel Verwunderung und Verärgerung über die Deutsche Bahn. Züge fallen komplett aus, fahren verspätet oder brechen ihre Fahrt vor dem Ziel ab. Für den Ärger sind aber nicht nur die unglaublich vielen Verspätungen und Zugausfälle der Grund.
Am Priener Bahnhof hat die Bahn die unter Denkmalschutz stehenden Bahnsteigdächer -ohne Ankündigung- abgebaut. Auch dort stehen die Kunden jetzt nämlich bei Niederschlägen buchstäblich im Regen.
Wie ist das möglich?
2012 wollte die Bahn die Bahnsteigdächer durch einen lieblosen Neubau ersetzen. Damals pochten viele auf einen Erhalt der historischen Dächer; auch der Gemeinderat war gegen einen Neubau. Die Bahn ist von ihrem Plan jedoch nicht abgerückt.
August 2017 wurde auf Antrag der Gemeinde die Bahnsteigüberdachung vom Landesamt für Denkmalschutz in die Denkmalliste aufgenommen.
Am 23. März dieses Jahres teilte die Bahn dem Landesamt für Denkmalschutz, Vertretern der Denkmalbehörde am Landratsamt Rosenheim und dem Priener Bürgermeister mit, dass die Dachhaut aus Sicherheitsgründen abgebaut werden muss – die Konstruktion sei nicht mehr standsicher.
Am 27. März fand ein Folgetermin statt, bei dem offene Fragen zwischen Bahn und Denkmalschutz geklärt werden sollten, z.B. ob es Alternativen für einen Rückbau gäbe oder ob die Einschätzungen zur Standsicherheit überhaupt für eine Zustimmung zum Rückbau reichen. Über das Ergebnis dieser Besprechung wurde der Priener Bürgermeister auch auf Nachfrage bis heute nicht informiert. Ihm erreichte im Nachgang aber das Protokoll einer Besprechung vom 25. April zwischen Bahn und Landesamt für Denkmalschutz. Dabei ging es darum, wie die Stützen nach einem Rückbau der Dachhaut zu sichern sind. Auch soll die Bahn die einzelnen Stützen begutachten, ob noch eine Sanierung möglich ist. Mit dieser Prüfung und Aussagen zum weiteren Vorgehen ist laut Bahn nicht vor Jahreswechsel zu rechnen.
In den Augen des Priener Bürgermeisters sei dies eine Frechheit, aber der Gemeinde und ihm seien die Hände gebunden – vor allem, weil wohl das Landesamt für Denkmalschutz dem Rückbau der Dächer zugestimmt hat. Interessant ist, dass dieses Vorgehen der Bahn bundesweit zu beobachten ist: „Starnberg, Kaub, meines Wissens seit ein paar Wochen auch Übersee und nun in unserer Gemeinde: Überall das gleiche Bild an den Bahnsteigen. In Starnberg z.B. wartet man seit 2011 auf eine neue Überdachung – das alte Dach kam weg, weil die denkmalgeschützten Pfeiler der Schneelast nicht standhalten könnten. Ich hoffe nicht, dass die Bahn jetzt ihre Kunden bei uns auch viele Jahre im Regen stehen lässt!“ so der Priener Bürgermeister.