Leitartikel

Der Stopselhut – eine Hohenaschauer Geschichte

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Die besondere Geschichte des Trachtenvereins Hohenaschau: sein Stopslhut wurde 120 Jahre und ist Zeugnis einer andauernden Freundschaft mit der Barons-Familie von Cramer-Klett

Der älteste Trachtenverein innerhalb des Chiemgau-Alpenverbandes, der GTEV „D´Griabinga“ Hohenaschau hat in seinen Reihen eine eigene Geschichte: der Stopslhut des Vereins wird nämlich 120 Jahre alt. Die vereinsmäßige Einführung des Trachtenhutes geht auf das wohlwollende Zutun der Familie von Cramer-Klett zurück. Die Barons-Familie ist seit Anbeginn der Aschauer Trachtenbewegung ein Förderer dieser Gemeinschaft. Beim heurigen Gautrachtenfest des Chiemgau-Alpenverbandes kam der Stopselhut wieder zu besonderen Ehren.

Der Trachtenverein Hohenaschau ist der drittälteste in ganz Bayern. Begonnen hatte die Freundschaft zur Familie von Cramer-Klett 1895, als Theodor Freiherr von Cramer-Klett bei einer Feier zu Ehren seiner Volljährigkeitserklärung erstmals die jungen Burschen und Dirndl platteln und tanzen sah. Hiervon war er so begeistert, dass er zum Hohenaschauer Bürgermeister Michael Osterhammer sagte, dass es schade wäre, wenn diese schöne Gebirgstracht immer weniger zu sehen sei. Der Baron bat dann den Bürgermeister, eine Versammlung der „Griabinga“ einzuberufen. Bei dieser wurde dann beschlossen, den Verein unter dem neuen Namen „D´Griabinga Hohenaschau“ weiterzuführen. Daraufhin entschied man noch, am 12. Oktober 1895 eine allgemeine Versammlung abzuhalten. In dieser sehr gut besuchten Zusammenkunft einigte man sich nach lebhafter und dreistündiger Diskussion auf die Vereinsstatuten und Bürgermeister Michael Osterhammer wählte man zum ersten Vorstand. Der junge Baron übernahm das ihm angetragene Amt eines Protektors. Von diesem Tag an hatten die „Griabinga“ mit der Familie von Cramer-Klett nicht nur großzügige Förderer, sondern auch idealistische Trachtler und Freunde an ihrer Seite. Letztlich wurde der mit großem Respekt als „Der Baron“ bezeichnete Reichsrat, der damals in Bayern hohes Ansehen und viel Einfluss hatte, zum Bindeglied aller Trachtler und des bäuerlichen Standes mit dem angestammten Königshaus. Ein besonderes Anliegen des Barons war es, dem Verein eine einheitliche Tracht zu geben und bei der Beschaffung des Trachtengewandes behilflich zu sein. So wurde in der Generalversammlung 1899 auf seinen Wunsch hin entschieden, für die weiblichen Vereinsmitglieder die sogenannte „Sachranger Tracht“ einzuführen. In der Generalversammlung 1904 wurde dann auf Vorschlag des Protektors beschlossen, den „Stopslhut“, wie ihn bereits ein Teil der Männer hatte, einheitlich zu tragen.

Stopslhut hat doppelte Spielhahn-Ausstattung

So ist der Stopslhut nunmehr 120 Jahre alt. Dieser zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er nicht nur eine schmückende Spielhahnfeder, sondern gleich zwei hat, die auch „Hakeln“ genannt werden. Als der Patenverein von Bergen bei einem Patenbitten mit den Hohenaschauer Trachtlern beisammen war, dann bezeichneten diese die Hohenaschauer Trachtler wegen der doppelten Hutausstattung als „wohlhabenden Göd“. Benedikt Freiherr von Cramer-Klett, ein Sohn von Theodor von Cramer-Klett, hatte die Eigenschaft, links und rechts am Hut Blumen anzubringen. Viele Trachtenfreunde können sich noch gut erinnern, dass Baron Benedikt von Cramer-Klett den Hut ganz bedächtig aufsetzte: er nahm ihn mit beiden Händen und zog ihn langsam zurecht. Auch dessen Sohn Rasso und dessen Enkel Ludwig – heuriger Schirmherr des Hohenaschauer Jubiläums – waren bekennende Trachtler und Förderer der Trachtensache sowie stolze Träger des Hohenaschauer Stopselhutes.

Angefertigt wurde und wird der Stopselhut vom Aschauer Hutmachermeister Martin Blimetsrieder. Bereits in der dritten Generation ist die handwerkliche Fertigung bis heute gesichert. Die besondere Form und die Ausführung des Aschauer Stopslhutes lassen die Hohenaschauer Trachtler bei allen Trachtenfesten leicht erkennen. Großen Wert legen die Hohenaschauer Trachtler darauf, dass der „Original Griabinga Stopslhut“ nur für den eigenen Verein hergestellt wird. Ähnliche Hüte der Gebirgsschützen von Aschau oder von anderen Gebirgsschützen-Vereinen unterscheiden sich bei näherer Betrachtung schon wesentlich von den Stopslhüten, die beim Hutmacher Blimetsrieder in Hohenaschau hergestellt werden. Ein wertvolles Exemplar der Stopslhüte hat Martin Blimetsrieder vor vielen Jahren dem Trachten-Informations-Zentrum des Bezirkes Oberbayern in Bendediktbeuern überlassen.  Dort ist ein rund 100jähriger Stopslhut nunmehr ausgestellt.

Fotos: Rainer Nitzsche – aktuell vom heurigen Gautrachtenfest in Hohenaschau  – u.a.:

  1. Erster Vorstand Claus Reiter mit Schirmherrn Baron Ludwig von Cramer-Klett
  2. Der Schirmherr mit Stopselhut
  3. Erster Bürgermeister Simon Frank
  1. Stefanie Sattlberger
  2. Teresa Schuster
  3. Tobias Frank, Sohn des Bürgermeisters

Fotos/Repros: Hötzelsperger

  1. Benedikt Freiherr von Cramer-Klett
  2. Stopslhut alleine

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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