Meister der Tarnung auf Kiesbänken – Gebietsbetreuung bittet um Rücksichtnahme bei Spaziergängen an der Isar
Mit den ersten warmen Tagen und den bevorstehenden Osterfeiertagen zieht es viele Menschen nach draußen. Spaziergänge entlang der Isar, gemütliche Stunden auf den Kiesbänken oder Ausflüge mit dem Hund stehen hoch im Kurs. Doch was für uns Erholung bedeutet, kann für seltene Tiere zur Gefahr werden – besonders für den Flussregenpfeifer, der nun wieder an der Isar bei Bruckberg brütet.
Ein unsichtbares Nest inmitten der Kiesel
Der Flussregenpfeifer hat eine besondere Strategie, um seinen Nachwuchs zu schützen: Er baut seine Nester direkt auf den Kiesbänken und verlässt sich dabei auf perfekte Tarnung. Seine Eier ähneln kleinen Steinen und sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Selbst mit einem Fernglas muss man genau hinsehen, um sie zu entdecken. Doch diese Tarnung wird ihm immer wieder zum Verhängnis. Wer eine Kiesbank betritt, kann – oft ohne es zu merken – ein Nest zerstören. Noch gefährlicher sind Störungen durch Menschen oder freilaufende Hunde: Wird der scheue Vogel aufgescheucht, verlässt er sein Gelege. „Wenn die Eier zu lange ungeschützt bleiben, können sie entweder überhitzen oder auskühlen – und die Brut ist verloren“, erklärt Fabian Hertrich, Gebietsbetreuer für die Isar.
Warum der Flussregenpfeifer so selten ist
Der Flussregenpfeifer ist eine bedrohte Art, die seit Jahren auf der Roten Liste steht. In Bayern wird der Brutbestand mit 400-600 Brutpaare angegeben; davon brüten nur noch neun Prozent an Flüssen mit Kiesbänken und -ufern. Im Landkreis Landshut gibt es aktuell nur eine Handvoll Brutpaare. Sein natürlicher Lebensraum sind ungestörte, wilde Flussabschnitte mit offenen Kiesbänken – doch genau diese sind selten geworden. Viele Flüsse wurden begradigt, mit Uferbefestigungen versehen oder reguliert, sodass die natürlichen Kiesflächen, auf denen der Vogel brütet, immer weiter verschwinden.
Da es kaum noch ursprüngliche Flusslandschaften gibt, weicht der Flussregenpfeifer zunehmend auf Ersatzlebensräume aus. Dazu gehören Kiesgruben oder Baggerseen, aber auch diese Gebiete sind oft von menschlicher Nutzung geprägt und bieten nur bedingt Schutz. „Umso wichtiger ist es, die verbliebenen Brutplätze an der Isar zu bewahren“, erklärt Hertrich.
Eine Bruttradition an der Isar
Trotz aller Herausforderungen gibt es auch gute Nachrichten: Im letzten Jahr konnten an der Isar bei Bruckberg wieder drei Brutpaare erfolgreich Küken aufziehen. „Das zeigt, dass sich eine richtige Bruttradition entwickelt hat. Die Vögel kommen jedes Jahr zurück“, freut sich Hertrich. Damit das so bleibt, wurden auch in diesem Jahr wieder Schutzmaßnahmen ergriffen. Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Landshut sowie Tom Großmann und Familie vom Landesbund für Vogelschutz hat Hertrich Schilder aufgestellt, die auf die Brutplätze hinweisen. „Die Regeln sind einfach: Markierte Kiesbänke bitte nicht betreten und Hunde unbedingt anleinen“, betont er.
Eine neue Generation kann heranwachsen
Wenn das Wetter stabil bleibt und kein Hochwasser die Nester zerstört, können die Küken in den kommenden Wochen schlüpfen und heranwachsen. Damit sie eine Chance haben, ist Rücksichtnahme gefragt. Jeder, der die Natur genießt, kann seinen Beitrag leisten – sei es durch das Einhalten der Wege oder das Anleinen des Hundes. „Die Isar gehört nicht nur uns – sie ist auch ein Zuhause für ihre gefiederten Bewohner“, sagt Hertrich. Und vielleicht gibt es in Zukunft noch eine weitere Erfolgsgeschichte: Die Hoffnung besteht, dass sich auch der noch seltenere Flussuferläufer wieder an den Kiesbänken bei Bruckberg ansiedelt. „Wenn wir es schaffen, die Brutplätze langfristig zu schützen, könnten diese wertvollen Lebensräume auch für andere seltene Arten wieder attraktiver werden“, sagt Hertrich. Ein kleines Stück Wildnis an der Isar – bewahrt durch achtsames Miteinander von Mensch und Natur.
Bericht und Bilder: Landratsamt Landshut / Fabian Hertrich / Irene Wagensonner