Vor kurzem wurde der sogenannten „Priener Hut“ als einer von einhundert Heimat-Schätzen durch das Bayerische Finanz- und Heimatministerium in München ausgezeichnet. Diese Ehrung bewegte den Aschauer Hutmacher Martin Bliemetsrieder, sich näher mit dem besonderen Trachtenstück auseinander zu setzen, denn allzu leicht werden Trachtenhüte von Frauen als „Priener Hut“ bezeichnet, was aber so nicht ganz stimmt.
„Der Original Priener Hut ist nur fünf Centimeter hoch und hat links und rechts jeweils zwei Quasten, hat eine gebogene Krempe und war ursprünglich ohne Quasten nur mit einem Samtband. Die originalen Priener Hüte werden schon lange nicht mehr hergestellt!“ so der langjährige Hutmacher beim Herzeigen eines etwa 70 Jahre alten Hutes, der noch in echtem Seidenplüsch erstellt worden ist. „Die seidenen Stoffbahnen kamen damals aus Lyon, sie waren schweineteuer und es gibt sie in dieser Qualität trotz internationaler Nachfragen so nicht mehr“ erklärt Martin Bliemetsrieder, der seine Tätigkeit in sechster Generation ausübt, denn schon im Jahr 1777 wurde erstmals in Aschau von einem Hutmacher berichtet. Als junger Lehrling lernte Martin Bliemetsrieder die Priener Modistin Gusti Brunnhuber kennen und er erinnert sich gut daran wie es damals war: „Wir stellten die Grundformen für die Hüte her, diese wurden dann unter anderem nach Prien geliefert. Dort wurden die Hüte dann garniert und bestückt“. Heute gibt es – so Martin Bliemetsrieder- kaum noch Neuanschaffungen, vielmehr gilt das Augenmerk der Auffrischung von alten Hüten in Form von Saubermachen, Futtern und Aufdämpfen. Denn ein Priener Hut muss mehrere Generationen halten. Aber nicht alle Priener Hüte sind ein Priener Hut. Vor diesem gab es den sogenannten Inntaler Quastenhut, von diesem wurde dann in Prien von Anna Brunnhuber die Priener Fassung kreiert. Der erste von Anna Brunnhuber kreierte Original Priener Bauernhut ist ein Modehut aus Stroh. Erst später um 1895 wurden Quasten angebracht. „Der Inntaler Quastenhut ist im bayerischen Modell 8 bis 8,5 Centimeter und im tirolerischen Modell 9 Centimeter hoch und hat je nach Verein unterschiedliche Quasten, beim Frasdorfer Trachtenverein zum Beispiel zwei Quasten rechts und zwei links“, erklärt Martin Bliemetsrieder und er legt dabei nochmals Wert darauf, dass der Priener Hut etwas Besonderes ist. Als Beispiel zeigt er den Original Priener Hut mit innwendigen Eintragungen und den Inntaler Quastenhut in Velours von seiner Großmutter. Vor drei Jahren widmete das Priener Heimatmuseum dem Priener Hut anlässlich des Gautrachtenfestes vom Chiemgau-Alpenverband in Prien eine eigene Ausstellung, im Museum sind auch heute noch rare Ausstellungsstücke zu sehen und die damalige Dokumentation ist noch zum Preis von 5 Euro dort erhältlich (dienstags bis sonntags von 14-17 Uhr).
Fotos: Hötzelsperger