Der Leonhardiritt zählt zu den Höhepunkten im Bauern- und Kirchenjahr. Eine der größten Prozessionen zu Ehren des heiligen Ross- und Viehpatrons St. Leonhard fand am gestrigen Sonntagvormittag im Landkreis Rosenheim statt. Rund 200 festlich herausgeputzte Rösser, 34 mit Girlanden verzierte Gespanne und Motivwagen machten dieses Brauchtum wieder zu einem besonderen Erlebnis für rund 1000 Besucher am Wegesrand.
Die Segnung der Pferde in Leonhardspfunzen hat eine lange Geschichte. Erste schriftliche Aufzeichnungen finden sich im Jahr 1436. Irgendwann wurde diese Tradition aber eingestellt, wann genau lässt sich nicht mehr so genau ermitteln. Dagegen ist Fakt, dass im Jahr 1976 einige Leonhardspfunzener bei einem Stammtisch spontan beschlossen, einen Verein zu gründen, um dieses alte bayerische Brauchtum wieder aufleben zu lassen. Seitdem findet der Umzug der Pferde dort jedes Jahr statt. Die Vorbereitungen dafür fordert dem Leonhardiverein Leonhardspfunzen viel ab. Denn das Problem ist, in Leonhardspfunzen selbst gibt es kaum noch Rösser. „Wir müssen also schauen, dass Pferde und Reiter zu uns kommen“, erzählt Vorstand Theo Mayer. Sinn macht der Leonhardiritt aber dennoch nach wie vor, ist er überzeugt: „Es geht dabei um Glauben und Tradition. Der Leonhardiritt ist der Höhepunkt im Jahr und das soll auch so bleiben“. Heuer kamen Pferde und Reiter aus vier Landkreisen. Viele sind schon seit vielen Jahren mit dabei. Eine Premiere war das Mitwirken dagegen für Ehepaar Susi und Raimund Oberhuber vom Trachtenverein „Immagrea Griesstätt“., die in einem Gespann mitfuhren. Auch sie wollten so dazu beitragen, diese alte Tradition weiter am Leben zu erhalten. Für Wast Ruhsamer ist es ebenfalls wichtig, dass der Leonhardiritt eine Zukunft hat. Er war zusammen mit seinen Shetlandponys Maxima, Cindy und Philly mit dabei. Zwei von ihnen zogen brav eine Kutsche. „Gestern habe ich sie gestriegelt. Heute in der Früh wurden sie dann nur noch ausgiebig gefüttert. Denn ohne Fressen geht natürlich gar nichts“, schmunzelte ihr Besitzer.
Den Gottesdienst auf freiem Feld zelebrierte Pfarrer Guido Seidenberger zusammen mit der Gemeindereferentin Katharina Hauer. Im Mittelpunkt stand die Geschichte des Heiligen Leonhard, der auch der Schutzpatron der Gefangenen ist. Ohne Hoffnung könne sich jeder gefangen fühlen. Und Hoffnungslosigkeit mache handlungsunfähig. „Hoffnung ist lebenswichtig. Sie bringt die Freude ins Leben und ist Motor, um etwas zu bewirken“, so Katharina Hauer. Nach dem Gottesdienst stand die Segnung der Rösser auf dem Programm. Drei Mal zogen Pferde, Reiter und Gespanne an Pfarrer Guido Seidenberger vorbei. Nach dem offiziellen Teil gab es für die Reiter dann noch ein gemeinsames Mittagsessen.
Am heutigenMontag endet das Festprogramm ab 18 Uhr mit einem Kesselfleischessen im Feuerwehrhaus Leonhardspfunzen.
(Quelle: Artikel: Karin Wunsam / Weitere Impressionen auf Innpuls.me)