Brauchtum

Der Aschauer Gaufest-Triumphbogen

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Es war seit der Gründung der Trachtenvereine um die Jahrhundertwende Brauch, dass bei einem Trachtenfest über die Straße ein Triumphbogen aufgestellt wurde, durch den die Gastvereine ins Festzelt einziehen konnten. Der Bogen – festgezimmert und mit Daxen geschmückt – stellte den offiziellern Willkommensgruß für alle Fest- und Ehrengäste dar. Genauso sollte es auch 1959 beim einem 75jährigen Gründungsfest des Gebirgstracht-Erhaltungsvereins „D` Griabinga“ Hohenaschau sein.

Aber dieses Mal wurde mit dem Bau des Triumphbogens die Rechnung ohne das Straßenbauamt Rosenheim gemacht. Mitten unter der schönsten Arbeit hieß es, er darf nicht aufgestellt werden, weil damit der Straßenverkehr gefährdet sein könnte; es könnte etwas herunterfallen und anderes mehr. Jede Partei glaubte ihr Standpunkt sei der Richtige, was so oft im Leben nicht gut ist. Der Vorsitzende der „Griabinga“ Hans Jäger und Bürgermeister Georg Bauer fuhren ins Straßenbauamt doch anstatt die erwünschte Genehmigung für den Bau zu erhalten, wurde ihnen erklärt, wenn der Triumphbogen nicht niedergelegt werde, komme ein Bauzug aus Rosenheim, der den Bogen abreißen werde. Der Bauzug kam tatsächlich, das halbe Dorf stand jedoch um den Bogen herum und die Arbeiter konnten nicht zum Abriss an den Triumphbogen herankommen. Sie hatten auch keine besondere Begeisterung für diese Arbeit und fuhren unverrichteter Dinge wieder ab. Doch damit war es noch lange nicht abgetan. Ein zweiter Bauzug wurde für den nächsten Tag angekündigt. Sogar Landrat Georg Knott schaltete sich beim Straßenbauamt noch ein, aber auch er blieb erfolglos. Eine Abordnung von Frauen wurde als „letztes Aufgebot“ in das Straßenbauamt geschickt. Man glaubte, sie hätten eine bessere Redegewandtheit, wie sie Männer meistens haben und könnten die Verantwortlichen im Amt zur Genehmigung bringen. Statt einer Zusage, kam jedoch wie angekündigt der zweite Bauzug und mit ihm vier Polizeibeamte aus Rosenheim. Das erschüttert die Bevölkerung allerdings sehr, weil niemand mit der Polizei in Konflikt kommen wollte. Doch auch dieses Mal war der Triumphbogen von Trachtlern belagert. Für den Bauzug war ein Herankommen ohne Gewaltanwendung nicht möglich. Ein kleiner Bub stand dabei, schaute hinauf zu den Polizisten und den Arbeitern und meinte weinerlich: „Aber warts no, wenn unsere Holzknecht vom Berg owa kemman, dö helfn Eich scho“. Die Polizeibeamten waren vernünftig, sie haben jedenfalls die Sache nicht so bedeutungsvoll betrachtet und sind nach längeren Hin und Her abgezogen und mit ihnen auch der zweite Bauzug. Der Triumphbogen blieb stehen und stolz marschierte am Festsonntag der Festzug unter ihm hindurch. Der „Wider-Gust“ blinzelte hinauf zum Bogen und meinte: „Unser Siegestor“.

Erstmals wurde 50 Jahre danach beim 125-jährigen Gründungsfest 2009 auf Initiative des ersten Vorsitzenden Claus Reiter wieder ein Triumphbogen über die Staatsstraße aufgestellt. Dieses Mal verliefen die Genehmigungen weitgehend reibungslos.

Auch 2024 wird anlässlich des 140-jährigen Gründungsfestes, verbunden mit dem 86. Gaufest des Chiemgau-Alpenverbands, wieder ein Triumphbogen auf der Staatsstraße 2093 Richtung Hohenaschau aufgestellt werden. Die erforderlichen Genehmigungen wurden beim Straßenbauamt eingeholt und liegen dem Verein vor.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg – Aschauer Triumphbogen

 

 

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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