Der Wolf ist zurück im Alpenraum und in ganz Deutschland. Am Samstag haben Rund 1500 Bäuerinnen und Bauern bei einer Demonstration in der Münchner Innenstadt auf die dramatischen Folgen für die Weidehaltung aufmerksam gemacht und einen konsequenten Schutz ihrer Weidetiere gefordert.
„Im letzten Monitoringjahr wurden in Deutschland rund 4.000 Nutztierrisse gemeldet. Die Rückkehr des Wolfes gefährdet die Landwirtschaft und Tierhaltung in den Bergen sowie die Weide- und Freilandhaltung in allen anderen Regionen“, sagte der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl bei der Kundgebung „Ausgebimmelt? – Gemeinsam für den Schutz der Weidetiere“ am Odeonsplatz in München. „So kann und darf es nicht weitergehen. Sonst wird das Bimmeln von Kuhglocken schon bald verstummen, dann ist es vorbei mit der Weidehaltung, auch zum Beispiel in Nordbayern oder Norddeutschland.“
Der Bauernverband fordert deshalb die Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfes. „Die Wolfspopulation wächst momentan jährlich um 30 Prozent, alle drei Jahre verdoppelt sich der Bestand. Jetzt sind endlich die Anerkennung eines günstigen Erhaltungszustandes und ein konsequentes Wolfsmanagement nötig“, fordert Heidl. „Um die Weidehaltung zu schützen, muss sich die Politik jetzt vor die Bauernfamilien stellen, statt sich hinter Wolf, Bär und Co. zu verstecken!“
Mit dabei bei der Demo in München waren auch zahlreiche Bäuerinnen und Bauern aus Österreich und Südtirol – und damit aus Regionen, wo die Rückkehr des Wolf bereits spürbare Auswirkungen hat.
„Jahr für Jahr spitzen sich die Probleme mit großen Beutegreifern weiter zu, Jahr für Jahr werden dringend notwendige Lösungen weiter hinausgeschoben. Abschüsse wird es in Zukunft ohnehin brauchen, die Frage ist bloß, ob es bis dahin noch Almen in Tirol gibt“, sagt Josef Hechenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol.
„Die Wahrheit ist: Nirgendwo funktioniert es mit dem Wolf. Wolf und Weidewirtschaft sind nicht kompatibel. Wer unsere Almen und Weiden im Alpenraum kennt, weiß, dass Herdenschutz keine Lösung ist. Er ist auf unseren unwegsamen Almen schlicht nicht durchführbar – und auch nicht finanzierbar“, sagte Leo Tiefenthaler, Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes. In einigen italienischen Provinzen sei die Tierhaltung bereits auf dem Rückzug. Und damit verschwindet über kurz oder lang auch die von den Bäuerinnen und Bauern geprägte Landschaft – und damit die Grundlage für den Tourismus. „Meine Botschaft lautet: Handeln wir, bevor es für die Weidetierhaltung, die Almen und unsere Landschaft zu spät ist“, so Tiefenthaler.
Deshalb fordert der Bayerische Bauernverband:
- Senkung des Schutzstatus´ des Wolfes auf EU-Ebene, damit eine bessere Regulierung der Wolfbestände möglich wird,
- Praktikables Management, um die Population regional angepasst zu steuern,
- Unverzügliche Ausweisung der nicht zumutbar zäunbaren Flächen durch die Weideschutzkommission,
- Sämtliche Herdenschutzmaßnahmen sind unabhängig von Raum und Zeit zu 100 Prozent zu fördern (inklusive der laufenden Kosten und Fremdleistungen),
- Schnelle Hilfe für betroffene Tierhalter und fachlich fundierte ordentliche Aufarbeitung des Sachverhalts.
Text: Bayerischer Bauernverband
Fotos: Egon Lippert (www.lippert-egon.de)