Natur & Umwelt

Das Inntal-Gymnasium Raubling wird Klimaschule

Ein großes Ziel hat sich das 2022 frisch getaufte Inntal-Gymnasium Raubling auf die Fahnen geschrieben: Die Zertifizierung zur Klimaschule schaffen. Saskia Glaser, Englisch- und Geografielehrerin, hat den Prozess vor zwei Jahren auf die Schiene gesetzt. Sie erläutert: „Wir möchten unsere Schule über den ganzen Schulalltag hinweg klimaneutral gestalten und haben uns deshalb beim Projekt ‚Klimaschule Bayern‘ beworben,“ einer gemeinsamen Initiative des Umwelt- und des Kultusministeriums. Die Schulfamilie steht voll hinter dem Ziel, auch im neuen Leitbild ist dieses verankert. Der eigens gegründete AK ‚Nachhaltigkeit‘, der sich aus allen Teilen der Schulfamilie zusammensetzt, hat die Absicht, Klimabotschafter und Leuchtturm für die Region aber auch für andere Schulen zu werden.

Um die Zertifizierung zu erhalten, wird die Schule einen individuellen Klimaschutzplan erstellen, der auf zwei Säulen basiert. Einerseits muss man den individuellen CO2-Fußabdruck der Schule in zwei oder mehr Bereichen, wie zum Beispiel Strom, Mobilität oder Ernährung konkret verringern. Andererseits soll auf breiter Front in der Schule ein fundiertes Bewusstsein für den Klimaschutz entwickelt werden.
Für die erste Säule installierten Schüler des P-Seminars einen speziellen Rechner, den jeder einzelne Schüler mit seinen persönlichen, klimaspezifischen Daten füttern musste. So konnte ermittelt werden, dass die Haupt-CO2-Last zum einen in der Mobilität, also dem Schulweg zu liegt. Daher: Lieber mit dem Rad oder den „Öffis“ zur Schule kommen als mit dem „Mamataxi“. An dieser Stelle gebe es nicht nur das Einsparpotential des Treibhausgases, es würde sich auch die Sicherheit aller Schüler verbessern, wenn die Anzahl der Privat-PKW vor der Schule verringert werden könnte, so Projektleiterin Glaser.

Zweiter Punkt ist das Thema Ernährung, speziell der Fleischkonsum. Leberkäs auf der Pausensemmel und Rindergulasch im Mensaessen haben eine sehr schlechte Klimabilanz.

Diese beiden Bereiche liegen im Fokus des Klimaschutzplanes.

Und weil Kleinvieh bekanntlich auch Mist macht, werden Ansätze, wie das Bauen von Hochbeeten, das Anlegen eines Blühstreifens oder verbesserte Mülltrennung angeschoben.

PV-Anlage

Besonders stolz ist die Projektleiterin, dass sie beim LRA Rosenheim erreicht hat, dass das Gymnasium, eine PV-Anlage aufs Dach montieren kann – und zwar, wie sie stolz betont, eine „richtig große“, Leistung von bis zu 130 kW/h. Damit wird nicht nur der Stromverbrauch der Schule – jedenfalls bei Sonnenschein – CO2-neutral, sondern es können per Ladesäule auch die E-Autos der Lehrerkräfte geladen werden.

Um das Bewusstsein für den Klimaschutz bei möglichst der ganzen Schulfamilie zu wecken, finden Ausstellungen, Vorträge und Projekttage statt. Mit der Wanderausstellung „Klima.Faktor.Mensch“, die zu diesem Thema bereits im Februar 2022 in der Aula der Schule gastierte, wurden die Schüler, aber auch Eltern und Lehrer thematisch eingestimmt. Interaktive Module wie „Klimagerecht wohnen“ oder „Was hat meine Weißwurst mit dem Klimawandel zu tun?“ luden zum Ausprobieren ein. Der stellvertretende Landrat Josef Huber und Prof. Dominikus Bücker, Spezialist für Umwelttechnik an der TH Rosenheim, unterstrichen, dass viel versäumt wurde und man jetzt Vollgas geben müsse.

Unter diesem Aspekt stand der erste Projekttag im April, bei dem von Astrophysikerin Frau Dr. Cecilia Scorza, ein Workshop für Lehrkräfte angeboten wurde. Mit ihrem speziellen Klimakoffer, eigens für solche Projekttage entwickelt, sollten anschauliche Versuche gemacht und Ideen entwickelt werden, um das Thema in den Unterricht aller Fachbereiche zu tragen. Außerdem konnte Dr. Scorzas Ehemann, der bekannte Prof. Dr. Harald Lesch als besonderes Highlight gewonnen werden.

Prominente Unterstützung durch Prof. Harald Lesch.

Als besonderes Schmankerl für die ganze Schulfamilie hielt der Astrophysiker der LMU und bekannte Wissenschaftsjournalist einen beeindruckenden Vortrag. Er erläuterte eindringlich den Dominoeffekt, der beim Erreichen von Klimakipppunkten eintritt. Diese, wie zum Beispiel das Abschmelzen des Polareises oder Versteppung fruchtbarer Zonen durch Erhitzung der Erde lösen Effekte aus, die nicht mehr zu stoppen sind. Er schilderte mögliche Szenarien eindrücklich und mit vielen anschaulichen Beispielen. Gleichzeitig macht er Mut, dass wir, wenn alle zusammenhelfen, noch immer die Chance auf eine nachhaltige Industriegesellschaft haben. Die Schüler*innen forderte er auf, sich für Berufe in den zukunftsträchtigen MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Natur und Technik zu engagieren.

Um die große Aufgabe „Klimaschule“ auf mehrere Schultern zu verteilen und damit auch das Bewusstsein dafür in der Breite zu stärken, wird für die Oberstufe des Inntal-Gymnasiums unter anderem das Projekt-Seminar „Nachhaltigkeit“ angeboten. Ein sogenanntes P-Seminar absolvieren Oberstufenschüler auf dem Weg zum Abitur, um im Rahmen ihrer persönlichen Interessen eine Studien- oder Berufsorientierung zu bekommen. So veranstaltete das P-Seminar im November 2022 eine Kickoff-Woche für die Schüler*innen, um im neuen Schuljahr nochmal alle auf den neuen Weg einzuschwören. Es galt Aufgaben wie fleischlose Pause, klimafreundlicher Schulweg oder Brotzeit ohne Einwegplastik zu bewältigen.

Glaser, fasst zusammen: „Den größten Erfolg haben wir, wenn wir begreifen, dass etwas Großes erreicht werden kann, wenn viele im Kleinen etwas beitragen.“

Text: ks – Bild: Inntal Gymnasium Raubling

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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