Das Achentaler Heimathaus in Rohrdorf, ein 300-jähriges historisches Anwesen, ist ein absolutes Kleinod. Es hat eine bewegte Geschichte hinter sich und ist wirklich einen Besuch wert.
Der denkmalgeschützte Bauernhof aus dem Jahr 1723 stand ursprünglich in der Einöde Grasweg bei Albaching im Wasserburger Land im nordwestlichen Ende des Landkreises Rosenheim. Hier wurde das Gebäude vor über 40 Jahren unter denkmalpflegerischer Aufsicht abgetragen und auf ein gemeindeeigenes Grundstück hinter das Rohrdorfer Rathaus versetzt. Eine großartige Leistung vieler Museumsliebhaber und Trachtler mit vielen, vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden.
Absolut beachtenswert ist auch die historische Haustüre mit ihrer feinen Reliefschnitzerei. Sie ist in sechs gleich große quadratische Felder unterteilt, jeweils zwei mit dem gleichen Motiv. Im oberen Abschluß ist ein verziertes Monogramm eingearbeitet: Ch * St – vermutlich die Initialen des einstigen Besitzers – das von zwei Weinranken mit Weintrauben eingerahmt wird. Der Türstock wurde neu dazu angefertigt, aber aus alten Eichenbalken aus dem Fundament vom Originalstandort, sodass alles wieder eine Einheit bildet. Sogar eine dazu passende einfache Schnitzerei wurde eingearbeitet.
Nach Fertigstellung wurde dann 1988 das Bauernhausmuseum (Heimathaus) mit historischen Möbeln eingerichtet, sowie einer Sammlung von Arbeitsgeräten und Alltagsgegenständen ergänzt. Erwähnenswert ist die Trachten- und Lesestube. Hier kann sich der Besucher ein Buch aus dem Bestand entnehmen und sich vor Ort über einen bestimmten Gegenstand – alte Handwerksberufe und -techniken, sowie Bräuche – informieren und nachlesen. Sehenswert und lehrreich ist auch eine einmalige Holzbibliothek mit 39 Bänden von Museumsgründer Peter Reisner. Hier wird jeder Baum in Form eines Buches, das aus dem jeweiligen Holz gefertigt ist, vorgestellt. Klappt man das Buch auf, sind im Inneren noch Blätter, Samen und Früchte erklärt. Ein gut verständliches Nachschlagewerk.
Im hinteren Teil des Gebäudes, dem ehemaligen Stall, hat der Trachtenverein jetzt seine Heimat. Im Saal mit Theaterbühne finden Plattlerproben, Musikanten- und Theateraufführungen statt. Nach und nach wurde das Heimathaus um einen alten Bundwerkstadl mit Getreidekasten, einem Sägewerk mit Venezianergatter und einem Backhäusl zu einem kleinen Museumsdorf erweitert. Im Backhäusl wird sporadisch zu den Museumsöffnungen Brot gebacken, das die Besucher auch gleich im Museumsgarten verzehren können. Ein Angebot, das gerne angenommen wird. Auch die Blütenpracht im Bauerngarten, der kleine Kräutergarten, und der sommerliche Blumenschmuck am Balkon wirken einladend und vermitteln Heimat in unserer schönen voralpenländischen Kulturlandschaft.
Ausstellung „gut behütet“
Zur Zeit ist im Achentaler Heimathaus auch eine interessante Sonderausstellung mit dem Titel „gut behütet“ zu besichtigen. Diese Hutausstellung wurde von der Museumsbetreuerin Marianne Osterhammer, in Zusammenarbeit mit Veronika Schmidt mit viel Zeit und Liebe aufgebaut. Hier kann man neben faszinierenden Goldhauben aus den verschiedensten Regionen, auch Brautkronen und Festtagshüte, sowie Bergwerkskappen mit ihren bunten Federbuschen sehen.
Alle Exponate wurden von privaten Leihgebern aus der näheren und weiteren Umgebung zur Verfügung gestellt, ebenso von Trachtenvereinen, auch aus den benachbarten Gauverbänden.
Einen großen Raum nehmen natürlich die Bandlhüte ein, die zur Chiemgauer Festtracht unserer Frauen gehören mit den schön gestickten langen schwarzen Samtbändern, der goldbestickten Hutunterseite und den festlichen Goldquasten, sowie die Trachtenhüte der Männer mit dem verschiedenen Hutschmuck wie Gockelfedern, Adlerflaum, Spielhahnstoß, Roagaspitz und die aus Holz geschnitzten Edelweiß.
Selbstverständlich sind auch die Gamsbarthüte unserer Frasdorfer Trachtler zu bewundern.
Diese sehenswerte Ausstellung ist noch bis Ende Oktober jeweils samstags 14.00 Uhr – 17.00 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite: www.achentaler-heimathaus.byseum.de.
Text und Bildmaterial: Hildegard und Franz Osterhammer (Nach Erzählungen von Marianne und Hans Osterhammer Thansau, Peter Fortner jun. Geiging sowie schriftlichen Aufzeichnungen im Achentaler Heimathaus in Rohrdorf und dem Buch Faszination Tracht von Walter Weinzierl und Rainer Nitsche)