Ein Beitrag des Bayerischen Handwerkstages (BHT) -in Kooperation mit dem Bayernbund und dessen Mitgliederzeitschrift Weiß-Blaue Rundschau – Corona hat die Digitalisierung enorm vorangetrieben.
- Wie ist Ihre persönliche Sicht auf die Pandemie?
Die Arbeitswelt hat sich in einem nie dagewesenen Tempo gewandelt. Homeoffice steht als Beispiel hierfür. Aber nicht nur der Ort der Arbeit hat sich verändert. Besonders einschneidend ist der Wegfall des persönlichen Gesprächs, des Austauschs an unterschiedlichen Orten und eine Verlagerung in den digitalen Raum. Der Verlust vieler Veranstaltungen wiegt schwer. Vieles wurde geplant und dann doch abgesagt.
- Welche Auswirkungen der Coronakrise sehen Sie in Ihrem Bereich als besonders gravierend an?
Für das bayerische Handwerk gilt es, regional und gewerkspezifisch zu differenzieren. Befindet sich das Baugewerbe immer noch in einer recht guten Verfassung, sind zahlreiche Dienstleistungsbranchen kurz vor dem Abgrund. Die zugesagten Staatshilfen sind oft noch nicht angekommen oder stehen den Unternehmen aus formalen oder rechtlichen Gründen nicht zu. Zahlreiche Handwerkerinnen und Handwerker sind unverschuldet in Schieflage geraten. Oft wird die Betriebsschließung unvermeidbar sein. Dies schmerzt sehr.
Hatten wir vor Jahresfrist noch darüber diskutiert, ob das Handwerk digitaler werden müsse, steht heute fest: Die digitale Transformation hat in rasantem Tempo stattgefunden. Der verstärkte Einsatz moderner Kommunikationsmittel wurde schnellstens bewältigt, die entsprechenden Geschäftsprozesse angepasst. Videokonferenzen sind auch im Handwerk nicht mehr wegzudenken. Besprechungen finden ebenso online statt, wie die Kurse zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung oder die Neuwahl von Ehrenamtsträgern in Innungen. Kurzum: Corona hat die Digitalisierung enorm vorangetrieben.
- Welche Folgerungen und Konsequenzen müssen wir nach Ihrer Meinung ziehen?
Zuletzt hat die Politik in unserem Land verlässlich den Blick auf den Schutz der Menschen gelenkt. Das war richtig! Nun gilt es aber auch, die Wirtschaft wieder auf die Schiene zu setzen. Das Handwerk muss in seiner ganzen Breite erhalten bleiben. Schließlich zeichnet es unser Land aus, dass wir immer gut durch Krisen kommen, weil wir die Vielfalt in der Wirtschaft haben. Und Hand aufs Herz: Unser Leben in Bayern ist deshalb so lebenswert, weil wir die Meisterinnen und Meister haben, die uns die Ausrüstung für unser Brauchtum liefern, egal ob es die Büchsenmacher oder die Trachtenschneider sind.
Gott erhalte das ehrbare Handwerk!
Dieter Vierlbeck, Geschäftsführer des Bayerischen Handwerkstages (BHT) und ehrenamtlich engagiert in der evangelischen Landeskirche und im Schützenwesen als stellvertretender Landesschützenmeister. Daneben ist er Mitglied des Landesbeirates des Bayernbunds. (Foto: Schuhmann)
Bericht und Interview: Bayernbund, Fritz Lutzenberger, www.bayernbund.de