Natur & Umwelt

Chieming: Freie-Wähler-Klausurtagung zu Klima und Tourismus

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Der Klimawandel macht auch vor Bayerns Seen nicht halt – so das Ergebnis einer Langzeitstudie der Technischen Universität München. Im Rahmen ihrer Winterklausur hat die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion bei einem Vor-Ort-Termin auf der Fraueninsel im Chiemsee daher über klimabedingte Veränderungen und frühzeitige Schutzmaßnahmen diskutiert. „Die Belastungen durch den Klimawandel sind schleichend, am Chiemsee jedoch weniger stark ausgeprägt als an anderen Seen. Die ökologischen Zusammenhänge werden in mehreren Forschungsprojekten durch wissenschaftliche Institute untersucht“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Florian Streibl. 

Laut Umweltminister Thorsten Glauber ist die Dynamik vieler Seen durch den Klimawandel verändert. „Der Klimawandel bringt unsere Seen zum Schwitzen. Steigende Temperaturen können die Gewässer aus dem Gleichgewicht bringen.  Wärmeliebende Organismen verdrängen dabei heimische Arten. Das Wasserschilf als Kinderstube vieler Tierarten ist gerade am Chiemsee durch wechselnde Wasserstände besonders gefährdet. Wir brauchen einen intakten Chiemsee als gesunden Lebensraum für Fische und Pflanzen“, so Glauber.  Mit der Gesamtstrategie Wasserzukunft Bayern 2050 kümmere sich der Freistaat auch um die Gewässerqualität. „Wir tun alles für den Schutz unserer Gewässer: Bis 2027 investieren wir 600 Millionen Euro für saubere Gewässer. Um klimabedingte Veränderungen zu erkennen und frühzeitig Schutzmaßnahmen ergreifen zu können, unterstützen wir auch die Seen-Klimaforschung“, betont der Umweltminister.

Klausurreferent Florian Kirchmeier, 1. Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Chiemsee, zufolge sind die Erträge im Vergleich zu anderen bayerischen Seen trotz zurückgehender Nährstoffe aber noch gut. „Allerdings ist der Klimawandel, welcher zu deutlich veränderten Wasserständen und Temperaturen führt, eine große Herausforderung für die Fischerei“, erklärt Kirchmeier. Klausurreferent Thomas Lex, 2. Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Chiemsee, ergänzt: „Es ist jetzt schon abzusehen, dass sich durch schwankende Wasserstände und eine Veränderung der Temperaturen sowohl Fische als auch Fischer zukünftig umstellen müssen. Hier bedarf es Forschung und Beratung durch staatliche Stellen“, so Lex.

Der umweltpolitische Sprecher Benno Zierer zeigt sich erfreut darüber, dass der Chiemsee nach Europäischer Wasserrahmenrichtlinie mittlerweile einen guten ökologischen Zustand aufweist. „Die vormals durch Abwassereinträge stark erhöhten Phosphorkonzentrationen konnten durch Maßnahmen der Abwasserreinigung gesenkt werden. Der See ist heute wieder in einem nährstoffarmen Zustand, wie es der natürlichen Referenz entspricht“, so Zierer.

Auch für Klausurreferentin Christina Pfaffinger, Geschäftsführerin der Chiemsee-Alpenland Tourismus GmbH & Co. KG, prägen die hohe Wasserqualität und einzigartige Naturerlebnisse den Tourismus am Chiemsee. „Dank einer nachhaltigen Entwicklung rund um den See sowie eines achtsamen Umgangs mit Wasser und Natur ist der Chiemsee ein besonders attraktiver Lebens-, Freizeit- und Naturraum. Denn bei der Wahl des Urlaubszieles haben sauberes Wasser und eine intakte Ökologie eine entscheidende Bedeutung“, so Pfaffinger. So ziehe es laut Umfragen jeden zweiten Urlauber in Deutschland ans Wasser. „Aufgrund des Klimawandels wird die Bedeutung von sauberem Wasser weiterhin zunehmen. Von den Investitionen der Kommunen zur Reinhaltung und zum Schutz des Chiemsees und seiner Ufer profitiert somit auch der Tourismus, der wiederum Arbeitsplätze und die Freizeitqualität der Einheimischen sichert“, erklärt Pfaffinger.

Klausurreferent Prof. Dr. Herwig Stibor vom Fachbereich Aquatische Ökologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München betont: „Der Chiemsee ist sehr idyllisch und touristisch von großer Bedeutung. Aktuelle Probleme wie der Klimawandel oder die richtige Balance der Nährstoffe gehen aber auch an ihm nicht spurlos vorbei. Wir beobachten mit großer Sorge, dass die Spuren des Klimawandels bereits messbar sind. Folgen sind unter anderem veränderte Durchmischungs- und Schichtungsphasen, die weitreichende Auswirkungen haben“, so Stibor. Der Chiemsee sei ein gutes Beispiel dafür, wie schnell zu hohe Phosphoreinträge in der Vergangenheit eliminiert werden konnten. Jetzt müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um die Stickstoffeinträge weiter zu minimieren.

Bericht: Freie Wähler/Sepp Lausch – Foto: Andreas Gebert

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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