Kultur

„Chiemgauer Musikfrühling“ im Kloster Seeon

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Nacht und träume“ als Titel beim 21. „Chiemgauer Musikfrühling“ war trotz Sonntagsmatinee im sehr gut besuchten Festsaal von Kloster Seeon ein durchaus begründet, denn ein durchweg romantisch geprägtes Programm kam zu Gehör, das die Zuhörer in die schönsten Träume wiegen konnte. Vor der Pause kamen ausschließlich wunderschöne Stücke von Franz Schubert (1797 bis 1828) zu Gehör, im zweiten Teil auch ein sonst nie gespieltes.

Das langsame, verträumte und Titel gebende Stück „Nacht und träume“ für Viola und Klavier, D 827,  spielten einleitend Diana Ketler am Klavier und Razvan Popovici mit der Bratsche. Es folgte die Sonate für Violoncello und Klavier, Arpeggione, D 821, von Franz Schubert, wobei der 1986 in München geborene Cellist rumänischer Abstammung, Valentin Radutiu, den führenden Part des Cellos übernahm. Obwohl erstmals beim Musikfrühling dabei, überzeugte er das staunende Publikum schon bei den ersten Klängen durch seine wunderschön weiche, dennoch kraftvolle, technisch virtuose Spielweise. Voll harmonierend begleitete ihn Diana Ketler auf dem Flügel. Das dritte, wegen seinem hohen Schwierigkeitsgrad selten gespielte Schubert Stück, dem „Adagio e rondo concertante“ für Klavierquartett in F-Dur, D 487,  spielten diesmal Jose´ Gallardo am Klavier, Tatiana Samouil, Geige, Razvan Popovici, Bratsche und Thomas Carroll am Cello. Bezeichnend für den Musikfrühling, dass sie eingangs diese durchweg zu Herzen gehenden Stücke wählten, die das begeisterte Publikum hoch gestimmt in die Pause entließen.

Nach der längeren Unterbrechung, die viele Besucher bei der sehnlich erwarteten Sonne im Freien genossen, erklang die in neuerer Zeit wohl noch nie gespielte Romanze für Klarinette und Klavier von Elisabeth von Sachsen-Meiningen (1681 bis1766). Die für ihre Zeit absolut ungewöhnliche Musikerin und Komponistin war eine Prinzessin von Sachsen-Meiningen und von 1717 bis1766 Äbtissin des Kaiserlich freien, evanglischen Stifts Gandersheim. Schon als Jugendliche immer an Literatur und Kunst interessiert, baute sie zusammen mit dem Stiftskapitel durch viele Ankäufe eine umfangreiche Bibliothek in Gandersheim auf, die bis heute von Bedeutung ist. Am Heiligabend 1766 starb die hoch betagte Äbtissin nach 53 Amtsjahren. Razvan Popovici las zur Einstimmung des Stücks aus ihren Briefen vor, in denen sie – stets ihrer minderen Rolle als Frau bewusst – sich gleichsam dafür entschuldigte, es als Frau überhaupt zu wagen, Kompositionen zu schreiben. Der Vortrag der viersätzigen, vergleichsweise kurzen Romanze für Klarinette (die Elisabeth selbst gerne blies) und Klavier aber begeisterten Publikum und Interpreten. Die virtuos gespielten, herrlich weichen Klänge der Klarinette von Thorsten Johanns harmonierten kongenial mit der Tastenkunst von Jose´ Gallardo am Klavier. Ein großartig, virtuos komponiertes Werk, das den Stücken männlicher Komponisten der Zeit sicherlich in nichts nachsteht.

Als letztes Stück des Vormittags erklang das Streichquartett in B-Dur, opus 87, von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847), sein letztes, komponiert 1845, für zwei Violinen, Nicolas Dautricourt und Tatiana Samouil, zwei Violen, Razvan Popovici und Tomoko Akasaka, sowie Thomas Carroll am Cello.

Das wunderschöne Werk trägt durchweg lyrische Züge, spiegelt aber ebenso Lebhaftigkeit und Frische, die die Interpreten in vollendeter Harmonie, mit voller Hingabe und tief konzentriert zu vermitteln wussten. Wieder zeigte sich bei den vielen Musikern aus den unterschiedlichsten Nationen wie gut ein Zusammenspiel klappen kann, wenn es nur um die gemeinsame Sache geht. Mit Hinweis auf die kommenden Konzerte des Musikfrühlings gab es wieder keine Zugabe. Mit Ausnahme des Konzerts am heutigen Dienstag in der Kirche St. Walburg gibt es für jedes der bis nächsten Sonntag dauernden Konzertreihe noch Restkarten an der Tages/Abendkasse. 

Bericht und Fotos: Christiane Giesen – Bei „Nacht und träume“ des 21. Chiemgauer Musikfrühlings im Festsaal von Kloster Seeon spielten im Streichquintett von Felix Mendelssohn (von links) Nicolas Dautricourt, Tatiana Samouil,  beide Violine, Razvan Popovici und Tomoko Akasaka, beide Viola, sowie Thomas Carroll, Violoncello.

 

 

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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