Auf eine beschwingte und intensive musikalische Reise durch die Jahrhunderte und über die Kontinente nahmen die vier Musikerinnen des „Clarinetti Noricum“ die Besucher mit. Ort des Geschehens war hoch über dem Achental, in der kleinen Streichenkirche Sankt Servatius. Der Anlass war das Chiemgau Almfestival, das die Almen und Gasthöfe entlang der Chiemgauer Gipfel in Konzertbühnen verwandelt.
Begonnen wurde das Konzert mit einer biblischen Geschichte „Ankunft der Königin von Saba“ musikalisch umgesetzt im 18. Jahrhundert von Georg Friedrich Händel. Weiter ging es mit Händel und seiner wohl berühmtesten Arie „Lascia ch´io pianga“ aus dem Kreuzzugdrama „Rinaldo“.
Die Musikerinnen des Klarinettenquartetts stellte Marlene Noichl vor und erzählte, dass die vier aus dem Gebiet des keltischen Noricum stammen, zu dem gehörten Südtirol (Anita Unterthiner), Slowenien (Gabriele Oder) und Bayern (Stefanie Menter und Marlene Noichl). Erklärend, interessant, amüsant und aufschlussreich waren die Ausführungen der Musikerinnen zu jedem Musikstück.
In dem nächsten Stück schickte Stefanie Menter die Zuhörer gedanklich auf ein Tanzparkett, je nach Fantasie auf einen Dorfplatz oder in höfische Gefilde. Die vier Tänze des „Early Hungarian Dances from the 17th Century“ von Ferenc Farkas entführten die Gäste mal leichtfüßig und mal kraftvoll – in jedem Fall beschwingt aufs Parkett.
Beim nächsten Stück von Johann Sebastian Bach „Schafe können sicher weiden“ machte sich Stefanie Menter Gedanken, was Bach wohl mit dieser weltlichen Kantate dem Zuhörer sagen wollte. „Wo ein guter Hirte wacht – wo Regenten wohl regieren…“ein Hinweis zur Politik?
Ein großer Sprung ins 20. Jahrhundert und nach Amerika erfolgte mit Mike Curtis und der jüdischen Volksmusik bei „Klezmer Wedding“. Auch hier sollten sich die Zuschauer eine schöne Hochzeit vorstellen, wobei die Klänge in Moll anzeigten, dass der Himmel in der Ehe halt nicht immer voller Geigen hängt.
Mit Astor Piazzolla und „Adios Nonino“ ging es mit der traurigen Geschichte vom Tod seines Vaters weiter. Gabriele Oder erzählte dazu die Geschichte von der Hochzeit von Maxima, Königin der Niederlande, die dieses Lied bei ihrer Hochzeit spielen ließ. Außerdem jährte sich auf den Tag genau der 32. Todestag von Astor Piazzolla.
Mit dem nächsten Stück wurde es glamourös, es ging nach New York an den Broadway. Ziemlich ungewohnte Klänge wehten durch die Kirche mit George Gershwin und dem Lied „Liza“ sowie „Oh, Lady Be Good!“, wo man in Gedanken Fred und Adele Astaire durch den Mittelgang der gut besuchten Kirche schweben sah.
Die vier Künstlerinnen bekamen reichlich Applaus für ihr vielseitiges Repertoire und das mitreißende Spiel. Ohne zwei Zugaben „Hochzeitsjodler“ und „Blondinenwalzer“ wollten die Besucher nicht gehen, erst dann waren sie zufrieden und konnten auf dem geschichtsträchtigen Platz vor der Kirche ein letztes Getränk und den schönen Blick auf die umliegende Gebirgswelt als Abschluss nach einem wunderbaren Konzertabend genießen.
Bericht und Bilder: Sybilla Wunderlich