Natur & Umwelt

Burgkirchen:  Achtung Tierkontrolle

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Wasserwirtschaftsamt Traunstein beauftragt Kartierung entlang der Alz – Wellbleche und Kunststoffmatten bitte in der Natur liegen lassen

Wenn Johanna Stegherr ihre Arbeit gemacht hat, sieht das manchmal aus als hätte sie Müll auf eine Wiese gelegt. Die Natur verschandelt. Dabei ist die Diplom-Biologin ganz im Sinne des Naturschutzes unterwegs: Sie spürt auf Wiesen sowie an Waldrändern geschützte Tiere auf. Sie zählt sie, unterscheidet sie nach Arten, um die Ergebnisse dann in einer Liste zu vermerken. Im Burgkirchener Ortsteil Gendorf ist diese sogenannte Kartierung gerade eine Vorarbeit im Genehmigungsverfahren zum Hochwasserschutz entlang der Alz.

Ein Platz an der Sonne auf dunklem Material

Wellbleche, Kunststoffmatten und Plastikröhren sind Stegherrs Arbeitsmittel. Den vermeintlichen Müll verwendet sie für das Aufspüren von Zauneidechsen, Schlingnattern und Haselmäusen. Die schwarzen Wellbleche und Kunststoffmatten am Boden sollen Reptilien anlocken. Denn sie nutzen das dunkle Material gerne als Platz an der Sonne und verstecken sich bei Gefahr ebenso gerne darunter. Mit Holz ausgekleidete Plastikröhren, die Stegherr an Äste hängt, bieten Haselmäusen willkommene Gelegenheit zum Nestbau. In den Röhren sind die Tiere in Sicherheit vor Fressfeinden, anders als am Boden. Insgesamt bringt Stegherr etwa 70 Verstecke für Zauneidechsen und Schlingnattern aus sowie rund 50 Haselmausröhren. Und nur wenn die Wellbleche, Kunststoffmatten und Plastikröhren nicht weggeräumt oder zerstört werden, kann die Kartierung erfolgreich verlaufen.

Sechs Kontrollen auf 13 Hektar großem Areal

Stegherr ist im Auftrag des Traunsteiner Wasserwirtschaftsamtes unterwegs, in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde. Wonach sie suchen muss, weiß die Diplom-Biologin dank einer Liste mit den geschützten Arten, die im Untersuchungsgebiet vermutet werden. Auf dem rund 13 Hektar großen Areal wird Stegherr bis Oktober/November dieses Jahres sechs Mal die ausgelegten Materialien kontrollieren und auswerten. Erst dann kann feststehen, wie viele Tiere ungefähr dort leben, zu welcher Art sie gehören und in welchem Entwicklungsstadium sie sich befinden. Ausschau hält Stegherr zudem nach Baumhöhlen, in denen Tiere nisten. Auch hier gilt es, die Lebewesen zu schützen.

Naturschutz und Hochwasserschutz im Einklang

Liegen alle Informationen vor, lassen sich daraus Handlungsempfehlungen für die weiteren Schritte auf dem Weg zum Hochwasserschutz-Projekt an der Alz bei Gendorf ableiten. Dazu kann auch gehören, möglichst viele der Tiere umzusiedeln. Oder für sie neue, passende Lebensräume zu schaffen – in der Hoffnung, dass die Tiere sie annehmen, ehe die Bauarbeiten beginnen. Der Schutz von Flora und Fauna ist dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein ein wichtiges Anliegen im Rahmen jedes Hochwasserschutz-Projektes.

In Gendorf plant die Behörde den Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser. Dabei wird der bestehende, rund 1,3 Kilometer lange Deich entlang der Alz saniert. Ihren Sanierungsvorschlag hat die Behörde der Regierung von Oberbayern zur Prüfung vorgelegt. Im nächsten Schritt kann dann die Genehmigung beim Landratsamt Altötting beantragt werden. 2028 soll die Sanierung umgesetzt und abgeschlossen sein.

Bericht und Bilder: WWA Traunstein

 Gendorf Kartierung Haselmausröhre: Rund 50 solcher Röhren hat die Diplom-Biologin Johanna Stegherr an Äste gehängt. Sie sind mit Spanplatte ausgekleidet und können von Haselmäusen als Nistplätze genutzt werden. Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

Gendorf Kartierung Kunststoffmatte: Mit Steinen fixierte Kunststoffmatten locken Reptilien an. Sie sonnen sich gerne auf dem schwarzen Untergrund. Bei Gefahr verschwinden sie flott unter den Matten. Foto: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

Gendorf Kartierung Wellblech: Was ein wenig aussieht wie achtlos weggeworfener Müll, ist tastsächlich Wellblech. Auch hier sonnen sich gerne Reptilien.

 

 

 

 

 

 

 

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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