Natur & Umwelt

Bund Naturschutz zum Ausbau B 307

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Der Bund Naturschutz, Ortsgruppe Achental, hatte seine Mitglieder und Interessierte zu einer Darstellung und Diskussion des aktuellen Planungsstandes des Ausbaus der B 307 im Rahmen der Jahreshauptversammlung eingeladen.

Die B 307 soll zwischen Marquartstein und Donau mit einem Radweg ausgebaut werden „Die B 307 zweigt in Marquartstein von der B 305 ab und verläuft über Raiten und Schleching zur österreichischen Landesgrenze. Die Bundesstraße ist bis auf den Bereich zwischen Marquartstein und Donau gut ausgebaut. Im Bereich von Donau entspricht der Straßen- und Gradientenverlauf der B 307 nicht dem Standard einer Bundesstraße. Die Fahrbahnbreite ist mit teilweise unter 5,0 m viel zu schmal; es gibt keine Bankette oder Entwässerungseinrichtungen. Durch den geplanten Ausbau sollen die Trassierung und der Verkehrsablauf verbessert werden.“ (Quelle Staatliches Bauamt Traunstein)

2018 wurden drei Varianten der Straßenführung vorgestellt

Nach einer Voruntersuchung wurden 2018 drei Varianten des Straßenverlaufs vorgestellt. Die Gemeinde Marquartstein stimmte keiner der drei Varianten zu, sondern forderte eine noch wesentlich bestandsorientierte Trassierung. Die Gemeinde Schleching stimmte der grünen und jetzt vorliegenden Variante zu. Bei einer Informationsveranstaltung des Staatlichen Bauamtes im Februar 2023 stellten Bernadette Wallner und Christian Rehm vom Staatlichen Bauamt diese Variante der Öffentlichkeit vor.

Fakten vom Staatlichen Bauamt Traunstein

Ulrich Penzkofer, Vorsitzender der Ortsgruppe Achental, informierte zum Stand der Planung, auf Basis der Daten vom Staatlichen Bauamt Traunstein. Er zeigte den geplanten Verlauf der neuen Straße, die durch wichtige Schutzgebiete laufen wird. Die Rahmenbedingungen sind nicht einfach, da diverse Faktoren Berücksichtigung finden müssen, wie FFH-Gebiet (Fauna-Flora Habitat) LSG (Landschaftsschutzgebiet), sehr bewegte Topographie (Höhenrücken), Unstetigkeitsstellen, Trinkwasserschutz und besonders die Hochwassersituation an der Tiroler Ache. Ulrich Penzkofer zeigte Zahlen, wobei nach einer Verkehrszählung aus dem Jahr 2019 in vierundzwanzig Stunden 4 352 Autos und 125 Fahrzeuge aus dem Schwerverkehr die Straße befahren. Bei einer Hochrechnung auf das Jahr 2035 wurde nur eine geringfügige (4 672 Autos) Erhöhung erwartet. Er befürchtete aber, dass sich die Belastung durch den Schwerverkehr deutlich erhöhen könnte, wenn die Straße ausgebaut ist. Der Vorsitzende ging noch auf Details im Lageplan und Straßenquerschnitt ein sowie über weitere schwerwiegende Eingriffe zur Kompensation der Hochwassersituation.

Der Bund Naturschutz unterstützt einen reduzierten bestandsorientierten Ausbau

Bei der abschließenden Beurteilung der geplanten Strecke, stellte Ulrich Penzkofer klar, dass der Fokus einer generellen Notwendigkeit zur Sanierung der Straße unbestritten ist. Sollte die Straße jedoch wie beschrieben saniert werden, befürchtete er eine Zunahme des Verkehrs, insbesondere des Schwerverkehrs, was die Gefahr von Unfällen erhöht, auch durch die dann mögliche höhere (100 Km/H) Geschwindigkeit. In der Vergangenheit wurden nur wenige und wenn dann eher leichte Unfälle registriert. Eine Zeitersparnis sei nicht zu erwarten und aufgrund der kurzen Strecke -selbst bei Tempo 100 Km/H- nur wenige Sekunden. Der Ausbau eines Fahrradweges wird befürwortet, aber die positiven Auswirkungen bei dieser Planung sind beschränkt, da die Radfahrer die B 307 zweimal queren müssen, was die Gefahr von Unfällen birgt und der Fahrradweg würde vor Raiten enden.

Für die Anwohner befürchtete der Vorsitzende höhere Belastung durch Lärm und Abgase bedingt durch das zu erwartende höhere Verkehrsaufkommen. Heute ist die Straße harmonisch in die Natur eingebettet, die Ausführung der aktuellen Planung würde das Landschaftsbild stark beeinträchtigen. Auch Nachteile für das FFH-Schutzgebiet, unerwünschte Flächenversiegelung und Verschlechterung der CO2-Bilanz wurden befürchtet. Der Hochwasserschutz fand Berücksichtigung in der Planung, wird aber nur durch größere bauliche Maßnahmen erreicht. Die vermutlich hohen Kosten für die Maßnahme sind noch nicht bekannt.

Zusammenfassend ist nach Meinung des Bund Naturschutz die Planung überdimensioniert. Gründe für die massiven Eingriffe in die Natur und die entsprechend hohen Kosten wurden nicht gesehen. Lösungsmöglichkeiten sah Ulrich Penzkofer in einer Umwidmung der Straße oder eine Ausnahme von formalistischen Gründen, die auf Vorschriften für Bundesstraßen basieren (Tempo 100 Km/H, Kurvenradius). In Zeiten des Klimawandels und der Budget-Knappheit sah der Vorsitzende die Planung wie „aus der Zeit gefallen“. Der Bund Naturschutz unterstützt einen reduzierten, bestandsorientierten Ausbau dieser Strecke.

Bürgermeister von Marquartstein sieht Probleme

Der Bürgermeister von Marquartstein, Andreas Scheck, äußerte ebenfalls seine Bedenken zu der Planung. Probleme sah er besonders in der Linienführung ab dem Ortsteil Donau aufgrund der großen Kurvenradien zu einer nahezu gradlinigen Durchdringung der dortigen Geländeerhebungen. Die erforderlichen Geländeeinschnitte stellen einen massiven Eingriff in die Natur dar und beeinträchtigen das intakte Landschaftsbild. Er favorisierte eine Planung und bestandsorientierte Sanierung auf Basis einer geringeren zulässigen Fahrgeschwindigkeit und reduzierter Haltesichtweiten. Ein weiteres Problem sah er bei möglichen negativen Auswirkungen auf das Wasserschutzgebiet. Die Befahrung mit Gefahrgut auf der dann ausgebauten Straße könnte bei einem Unfall die Wasserversorgung von Marquartstein gefährden. Andreas Scheck berichtete, dass der Vorentwurf für die Planung (7-2023) im letzten Oktober genehmigt wurde. Im April 2024 erhielt die Gemeinde auf Anfrage die Mitteilung, dass derzeit die Planfeststellungsunterlagen erstellt werden und bis Ende des Jahres bei der Regierung Oberbayern eingereicht werden. Die Einleitung des eigentlichen Planfeststellungsverfahren ist dann für das erste Halbjahr 2025 geplant.

Unterschriftensammlung gegen die Planung

Hier hakte Ulrich Penzkofer ein, denn ab diesem Zeitpunkt läuft eine Frist für Vorschläge, Einwände oder auch rechtliche Schritte gegen die Planung. Der Bund Naturschutz will die Mitbürger sensibilisieren, Medienpräsenz zeigen und die Diskussion anregen, um auf diesem Weg Entscheidungen vorzubereiten und zu beeinflussen. Dafür hatte der Bund Naturschutz Formulare zur Unterschriftensammlung für einen Widerspruch vorbereitet.

Bei der anschließenden Diskussion stellten die Besucher folgende Fragen:

Warum der doch eher unbedeutende Straßenabschnitt nicht auf eine Kreisstraße herabgestuft werden kann? Andreas Scheck wies darauf hin, dass dann die Kosten von der Gemeinde getragen werden müssten.

Warum muss die Straße eine Breite von 15 Metern aufweisen? Ulrich Penzkofer erklärte, dass zu den sieben Metern Straßenbreite noch der Fahrradweg, das Bankett, ein Grünstreifen und Entwässerungseinrichtungen kommen.

Weitere Besucher kritisierten die Entscheidung der Gemeinde Schleching für die Planung, sie sahen speziell für den Ortsteil Mettenham, wo eine Verbreiterung der Straße durch die seitliche Bebauung nicht möglich ist, erhebliche Mehrbelastung durch einen zu erwartenden Schwerverkehr, weitere Besucher befürchteten, dass die Straße nach einem Ausbau zur Rennstrecke wird.

Ein Besucher warf die Idee einer „Unterführung für den Radweg“ auf.

Die stellvertretende Landesvorsitzende des Bund Naturschutz, Beate Rutkowski, begrüßte den Widerstand der Bürger und der Gemeinde gegen den geplanten Ausbau. Sie ermutigte zum Einspruch und konnte aus ihrer Erfahrung berichten, dass Petitionen auch an anderen Stellen schon erfolgreich waren.    wun

Bericht und Foto: Sybilla Wunderlich  – von links Ulrich Penzkofer, Beate Rutkowski, Andreas Scheck

 

 

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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