Für die Marktgemeinde Prien, die sich jährlich mit der Gemeinde Frasdorf mit der Ausrichtung des Volkstrauertages zusammen mit dem Veteranenverein von Wildenwart und mit der Blaskapelle Wildenwart abwechselt, hielt heuer Zweiter Bürgermeister Michael Anner junior folgende Rede am Friedensmahnmal in Prutdorf:
Sehr geehrter Herr 2. Bürgermeister Prankl aus Frasdorf, namens aller anwesenden Gemeinderäte aus den Gemeinden Prien und Frasdorf, sehr geehrter Herr Vorstand Bauer vom Veteranen- und Kriegerverein und deren Mitglieder, sehr geehrte Vereinsvorstände und Mitglieder der Ortsvereine, meine sehr geehrten Damen und Herren,
107 Jahre nach Beginn des 1. Weltkrieges – beziehungsweise 82 Jahre nach Beginn des 2. Weltkrieges und 76 Jahre nach dessen Ende sind wir heute – am frühen Sonntag – am Kriegerdenkmal in Prutdorf zusammen gekommen.
Warum stelle ich diese Daten an den Beginn meiner Rede? Diese beiden schrecklichen Kriege und das Gedenken daran geraten bei der jüngeren Generation immer mehr in Vergessenheit. Letzte Woche sagte ich ganz stolz zu einem jungen Kollegen von mir: Am Sonntag habe ich die Ehre am Volkstrauertag eine Rede zu halten. Darauf antwortete er mir: „Du sag mal, was ist eigentliche der Volkstrauertag?“
Ja was ist der Volkstrauertag und warum begehen wir ihn?
Seinen Ursprung hat er bereits in den 1920ern. Wie wir ihn heute kennen, wird er auf Anregung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge seit 1952 als nationaler Trauertag zum Gedenken an die Opfer des ersten und zweiten Weltkrieges begangen. Man erinnert dabei an die Gewaltopfer aller Nationen. Der Tag stellt auch die Bedeutung von Verständigung, Frieden und Versöhnung in den Blickpunkt. In der jüngeren Vergangenheit gedenken wir auch der gefallenen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und den aktuellen Krisenherden. Heuer stehen die Gedenkfeiern im Zeichen der Angriffs- und Vernichtungskriege in Ost und Südosteuropa vor 80 Jahren. Mit dem Überfall auf Rußland begann damals die blutigste Phase des 2. Weltkrieges mit einer unglaublichen Frontlänge von 1600 km, unermesslichem Leid und unzähligen Opfern auf beiden Seiten. Krieg ist das Schlimmste, was eine Generation erleben kann. Dies müssen wir nach 76 Jahren Frieden immer wieder kundtun. Und darum ist es auch so extrem wichtig, dass wir den Volkstrauertag als Erinnerung und Mahnung weiterhin und auch in Zeiten von Corona begehen. Es darf sich etwas Vergleichbares – wie diese beiden Weltkriege – nie mehr wiederholen. Zumal in anderen Teilen der Erde auch im vergangenen Jahr wieder in 29 Kriegen und Konflikten viel zu oft zu den Waffen gegriffen wurde und leider immer noch wird.
Was mich persönlich sehr nachdenklich macht – ist die Tatsache, dass in jüngster Vergangenheit, das Wort 3. Weltkrieg zu oft in den Mund genommen wird. Polens Regierungschef Morawiecki drohte der EU Ende Oktober im Streit um die Rechtsstaatlichkeit. Er sagte: „Versprochene Gelder für sein Land zurückzuhalten könne einen dritten Weltkrieg beginnen.“ Aber auch in Verbindung mit der Klimakrise ist das Wort Krieg aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt, weil das Leid, dass ein Krieg hervorruft für die „Friday for Future“ Generation gar nicht zu fassen ist.
Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte!!!
Dieser Satz stammt von Heinrich Heine. Unter jedem Grabstein eine ganze Welt. — Das stimmt für die Menschen, die das Glück hatten nach einem erfülltem Leben zu sterben. Heute gedenken wir aber jener, die nicht alt starben, die Ihr Leben noch vor sich hatten und noch nicht gelebt hatten.
Wir gedenken
der Menschen, die im Krieg starben, die Opfer des Krieges wurden. An die Kinder, Frauen und Männer.
Wir gedenken
-der Soldaten, die in den Weltkriegen starben. Hier vor Ort ganz speziell allen Gefallenen und Vermissten aus der ehemaligen Gemeinde Wildenwart.
-der Menschen die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge Ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer
-die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten
-Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde
Wir gedenken derer
-die ums Leben kamen weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben und derer die den Tod fanden weil sie an ihren Überzeugungen und Glauben festhielten
Wir trauern
Um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage
Um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung
Um die Bundeswehrsoldatinnen und Soldaten und andere Einsatzkräft, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir trauern mit allen die Leid tragen um die Toten.
Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung und Versöhnung unter den Menschen und Völkern. Ich bin deshalb hoffnungsvoll, dass sich die Menschheit der Verantwortung dem Frieden gegenüber stets bewusst ist.
Fotos: Hötzelsperger