Sie ist fester Bestandteil im Jahreskalender vieler Bruckmühler und natürlich des Bürgermeisters: die „Tour de Bruckmühl“ alias die rollende Bürgerversammlung. Alles andere als rosig sah das Wetter am Morgen noch aus, doch pünktlich um 9.30 Uhr klärte der Himmel auf und der Platzregen stoppte. So konnte Bürgermeister Richard Richter mit einer 70-köpfigen Gruppe um 10 Uhr vom Rathaus in Heufeldmühle aus gen Bad Aibling und das B&O-Gelände in die Pedale treten.
Die Bürgermeisterradltour stand heuer ganz unter dem Motto „Rettungsdienste“. Als erstes Ziel stand der künftige ZED-Standort des Polizeipräsidium Oberbayern Süd auf dem Programm. Auf dem Areal werden die Zentralen Einsatzdienste Rosenheim (ZED) ihren Dienstsitz vom Polizeicampus in Rosenheim einrichten. Rund 75 Beschäftigten werden dort künftig arbeiten. Die ZED unterstützen schwerpunktmäßig die örtlichen Polizeidienststellen bei der täglichen Arbeit und bei besonderen Einsätzen, zudem sind sie neben der Stadt Rosenheim auch für die Landkreise Rosenheim und Miesbach zuständig. Zu den ZED gehören unter anderem auch die Reiter- und die Hundestaffel. Die Polizeidienststelle an der Grassingerstraße bleibt davon unberührt in ihrer jetzigen Form bestehen. Wichtiger Unterscheid zur normalen Polizeiinspektion: Auf dem B&O-Gelände gibt es keinen Parteiverkehr.
Weiter ging es dann über das Radwegenetz teils mit Hilfe von Absperrungen durch die örtlichen Feuerwehren. Station 2 war die Feuerwehr Heufeld. „Wir sind eine von sieben Freiwilligen Feuerwehren. Frei nach dem Motto „Helfen in der Not, ist unser Gebot“ stellen wir in enger Zusammenarbeit mit den Feuerwehren Bruckmühl, Götting, Högling, Holzham, Kirchdorf und Waith den Brandschutz und die technische Hilfeleistung in unserer Gemeinde sicher“, erklärte Kommandant Florian Glück den Radlern. Anschaulich ermöglichten die Aktiven Einblicke in die Arbeit der Wehren, die Funktionsweise der Einsatzfahrzeuge sowie den Umgang mit dem Rettungsspreizer und veranschaulichten durch Anprobieren, wie es ist, Atemschutzgeräteträger zu sein. Überörtlich leiste man zusammen mit der Feuerwehr Bad Aibling auch Hilfe bei Gefahrgutunfällen. „Mit beiden Löschfahrzeugen und unserem Mehrzweckfahrzeug sind wir für unsere Aufgaben technisch gut aufgestellt“, so Glück. Großes Lob zollte Richter den Einsatzkräften für ihren Ehrenamtlichen Dienst und weiter „Ihr seid für die Bürger da und steht ihnen in schweren Zeiten helfend zur Seite.“
Nur wenige Meter weiter musste der Tross fahren, um die Station 3, das THW zu erreichen. Vor über 60 Jahren entstand die Aiblinger Truppe als Ortsverband Bad Aibling der Bundesanstalt THW. Als Katastrophenschutzorganisation des Bundes unterstützt das THW mit umfangreicher Ausstattung und vielfältigen Möglichkeiten bei der Gefahrenabwehr im In- und Ausland. In Bruckmühl ist ein Technischer Zug stationiert. Dieser besteht aus zwei Bergungsgruppen und der Fachgruppe „Elektroversorgung“. Darüber hinaus ist umfangreiches Gerät mit spezieller Ausrichtung auf die regionalen Gegebenheiten vorhanden. Ortsbeauftragter Bernd Reinartz erläuterte zusammen mit seinen Kollegen anschaulich den interessierten Besuchern die technischen Gerätschaften und schilderte Einsatzlagen dazu.
Ein imposantes Bild bot dann der lange Tross der Radler, die angeführt von Bruckmühls Radverkehrsbeauftragtem Andreas Wieser und Bürgermeister Richter gen Höglinger Weiher fuhren. Die Schlusslichter waren in ihren gelben Warnwesten unverkennbar Lisa Brossmann und Jennifer Steinberger (beide Ordnungsamt Bruckmühl). Die Beiden sorgten dafür, dass keiner der Teilnehmer auf der Strecke verloren ging. Als Hilfe bei technischen Schäden, kleinen Verletzungen oder Versorgungssachen begleitete Silvia Mischi (Stadtmarketing) die Tour als „Besenwagen“ mit einem Bauhof-Pritschenwagen.
An den Badegästen vorbei ging es hinab zum Wasserwachthaus, denn an den Höglinger Weihern befindet sich die Wachstation der Wasserwacht Bad Aibling. „Hier haben wir im Sommer von Ende Mai bis Anfang September, von 12 bis 18 Uhr jeden Samstag und Sonntag, sowie an Feiertagen Wachdienst und achten darauf, dass die Badegäste ein sicheres Badeerlebnis haben“, schilderte Vorsitzender Marius Dunker. Die Wache sei nur bei schönem Badewetter besetzt. Demnächst stehen größere Investitionen an, die Wache muss neugebaut werden, da eine Sanierung nichts mehr bringe. Zur Neugestaltung gehöre der Einbau von Toilettenanlagen sowie getrennte Umkleiden et cetera.
Den Berg hinauf ging es dann zurück zur Straße an der Kieslände über den Kreisel an der Wernher-von-Braun-Straße übers Schwimmbad zum BRK am Krankenhausweg. Leiter Thomas Autenzeller zufolge besteht seine First Responder-Gruppe aus ausgebildeten, im Rettungsdienst erfahrenen, ehrenamtlichen Mitgliedern der BRK Bereitschaft Bruckmühl, die bei Notfällen von der Rettungsleitstelle zusätzlich zu dem entsprechenden Rettungsmittel gerufen werden, um die Erstversorgung in der Marktgemeinde Bruckmühl durchzuführen. Der First-Responder kann den Rettungsdienst nicht ersetzen. Der Sanka und der Notarzt seien elementare Teile der Erstversorgung. Die Bereitschaften sind auf alle Arten von Notfällen und Einsätzen vorbereitet. Mit rund 700 ehrenamtlichen Helfern tragen die Bereitschaften im Landkreis Rosenheim dazu bei, dass sich jeder auf die geschlossene Hilfekette aus Beraten, Vorsorgen, Retten, Betreuen, Pflegen und Nachsorgen verlassen kann. Die Ehrenamtlichen der Bereitschaften stellen unter anderem den Sanitätsdienst bei Großveranstaltungen, versorgen Verletzte nach einem Verkehrsunfall. Fehlt es an Notunterkünften oder müssen Mahlzeiten zubereitet werden, sind die Bereitschaften zur Stelle. Am Krankenhausweg zeigten sie ihre Fahrzeuge, deren Ausstattung und schilderten den Radfahrern die Abläufe bei einem Notfall.
„Viel erfahren und einiges gelernt haben wir bei der diesjährigen Bürgermeisterradltour“, betonte abschließend Rathauschef Richter. Die Wertschätzung für das Ehrenamt und in den aufgezeigten Fällen für den ehrenamtlichen Dienst am Nächsten müsse hervorgehoben und den Bürgern noch mehr bewusst werden. „Getreu dem Werbeslogan bei der Mitgliederwerbung der Feuerwehr ,Stell‘ dir vor es brennt, und keiner kommt‘. Dieses Szenario mag sich keiner vorstellen“, so Richter. Abschließend ging es in den Bürgerbiergarten am Bruck an der Leitha-Park. Dort erwarteten die SVB-Fußballer die Radler mit einer stärkenden Brotzeit. Und kaum hatten alle ihr Getränk und ihr Grillfleisch oder ihre Grillwurst auf dem Teller, ging ein Platzregen nieder, so dass alle unter Regenschirme, Regenponchos und die Dächer der Markthütten flüchteten. Das tat aber der guten Stimmung keinen Abbruch und alle waren sich einig: „Wir sehen uns nächstes Jahr wieder“.
Foto & Text: Silvia Mischi