Kultur

Buchtipp:  Malin Stehn, Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum

Veröffentlicht von Günther Freund

Als während einer Silvesterfeier eine 17-Jährige spurlos verschwindet kommen die problematischen Beziehungen, Sorgen und Befindlichkeiten zweier Familien an den Tag.

Die befreundeten Familien Nina und Fredrik Andersson und Lollo und Max Wiksell in Malmö feiern traditionell Silvester zusammen. Heuer findet die Feier im Haus von Lollo und Max statt. Dabei ist auch Malena, die jedes Jahr einen anderen Partner mitbringt, diesesmal ist es Adde, ein Muslim. Smilla, die Tochter von Nina und Fredrik und Jennifer, die Tochter von Lollo und Max machen erstmals ihre eigene Party im Haus der Wiksells am anderen Ende der Stadt. Vilgot und Anton, die beiden jüngeren Kinder der Anderssons sind bei den Eltern dabei. Nina und Fredrik sind beide Lehrer und können finanziell keine großen Sprünge machen. Der Idealist Fredrik hat für den Lehrerberuf sogar eine gutbezahlte Karriere als Ingenieur aufgegeben. Max ist ein geltungssüchtiger, angeberischer Immobilienmakler und Lollo ist Innenausstatterin mit eigenem Blog, beide sind recht betucht und stellen das auch gerne zur Schau. Die Familien haben nicht mehr viel gemeinsam, nur noch alte Gewohnheiten verbinden sie. Man trinkt viel Alkohol, Konflikte kochen hoch, Missgunst und Schuldzuweisungen kommen hinter den perfekten Fassaden an die Oberfläche und Max offenbart seine rassistische Einstellung. Als Fredrik das alles nicht mehr anhören will und nach draußen geht, erhält er einen Anruf von Jennifer, Die 17-jährige hat nach einem Streit mit Smilla noch vor Mitternacht die Party verlassen und ist mit dem Bus zum Haus ihrer Eltern gefahren, wo sie sich mit Fredrik treffen will. Fredrik geht ihr zur Bushaltestelle entgegen, es kommt zu einer Auseinandersetzung und Jennifer verschwindet in der Dunkelheit. Fredrik kommt zurück zur Party, verschweigt aber sein Treffen mit Jennifer. Als die Wiksells am nächsten Tag verkatert aufwachen, stellen sie fest, dass ihre Tochter nicht nach Hause gekommen ist und auch nicht, wie geplant, bei den Anderssons übernachtet hat. Sie hoffen zunächst, dass es eine jugendliche Trotzreaktion oder Ähnliches ist, aber dann vergeht immer mehr Zeit, und die Hoffnung, dass Jennifer noch lebt, wird immer kleiner. Was ist wirklich in dieser Silvesternacht passiert?

In ihrem neuen Roman widmet sich Malin Stehn vor allem den verzwickten Beziehungen, Sorgen und Befindlichkeiten ihrer Hauptcharaktere und den Abgründen, die sich dahinter auftun. Die schwedische Autorin erzählt ihre gut konstruierte, spannende Geschichte in kurzen Kapiteln aus den jeweils wechselnden Perspektiven der beiden Elternpaare, verliert sich jedoch gerne in wiederholten Beschreibungen theatralischer Alltagshandlungen. Insgesamt ein gelungener, tiefgründiger Psychothriller für Leser und Leserinnen psychologisch motivierter Darstellungen sehr empfohlen. (Aus dem Schwedischen von Maria Poets)

 Buchprofile-Rezension von Günther Freund 


Stehn, Malin,  Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum, FISCHER TASCHENBUCH, 2023, 12,00 €

ISBN/EAN: 9783596707812

 

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Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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