Kultur

Buchtipp: LoveStar von Andri Snaer Magnason

Veröffentlicht von Günther Freund
Corona-Beschränkungen: keine Weihnachtsfeiern, kein Konzert, kein Theater, kein Skifahren – Lesen ist angesagt!  Zum Beispiel die originelle Zukunftsvision des isländischen Umweltaktivisten und viel gefragten Zukunftsvisionärs, der auch schon  Kandidat für das isländische Präsidentschaftsamt  war.

Dem genialen Ingenieur Lovestar ist es gelungen, sogenannte „Vogelwellen“ zu isolieren und damit die Kommunikation zu revolutionieren. Mit seinem globalen Konzern „LoveStar“ kann er die Menschen dank der Vogelwellentechnik per Gedankensteuerung lenken, jeder ist immer lokalisierbar, sein Konsumverhalten jederzeit beeinflussbar. Auch Computer, Maschinen oder sonstige Geräte sind auf diese Weise fernsteuerbar. In LoveStars Welt ist alles gut gemeint, soll es nur noch glückliche Menschen und keine Kriege mehr geben. Doch als das seit Jahren glücklich vereinte junge Paar Indridi und Sigridur auseinandergerechnet wird, hat Lovestar ein Problem. Die beiden sollen laut den Statistiken nicht füreinander bestimmt sein und erhalten jeweils einen anderen Partner zugerechnet. Aber Indridi und Sigridur widersetzen sich und stellen sich damit gegen die antidemokratische Ideologie des Konzerns.

Der Isländer Andri Snaer Magnason beschreibt in seinem brillanten Debütroman eine Zukunft, in der eine übermächtige Technik missbraucht wird: fehlgeleitete Macht und Profitgier führen zum Schaden von Umwelt und Moral. Magnason beeindruckt mit überbordender Erzählfantasie, interessanten Charakteren und unterhaltsamem Schreibstil voller Wortwitz und skurrilen Momenten. Völlig absurde Nebengeschichten werden allerdings manchmal zur Farce, wenn z.B. ein künstlicher böser Wolf mit Reißverschluss Menschen verschluckt. Obwohl Magnason den Roman bereits 2002 verfasst hat und die Umsetzung seiner Fernsteuerungsmethode auch heute noch trotz KI recht unrealistisch scheint, hat er doch bezüglich Überwachung und Manipulation des Menschen einiges an Weitsicht bewiesen. Die reizvolle, originelle und kurzweilige Lektüre ist allen, die sich gern auch mit gesellschaftlichen und philosophischen Fragen auseinandersetzen sehr empfohlen. (Übersetzung aus dem Isländischen von Tina Flecken)

Buchprofile Rezension von Günther Freund
LoveStar, Andri Snaer Magnason, Eichborn (2020),  303 Seiten
ISBN 978-3-8479-0057-3

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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