Kultur

Buchtipp: Jean François Parot, Commissaire-Le-Floch und das Gift der Liebe

Veröffentlicht von Günther Freund

Der französische Autor Jean François Parot ist in Deutschland noch nicht so bekannt, im äußerst geschichtsbewußten Frankreich aber sehr verbreitet mit seiner  historischen Commissaire-Le-Floch-Reihe. Im vierten Band geht es um Mord, politische Intrigen und König Ludwig XV.

Paris, 1774. Commissaire Nicolas Le Floch ist verliebt in Madame Julie de Lastérieux. Als er bei einem von seiner Geliebten veranstalteten Festessen diese mit einem jungen Adeligen kokettieren sieht, kommt es zu einer Eifersuchtsszene. Empört verlässt er das Fest und geht ins Theater, um sich abzulenken. Danach kehrt er noch einmal in die Wohnung seiner Geliebten zurück, die immer noch mit den Gästen feiert, ihn aber nicht bemerkt. Wutentbrannt rennt er davon, um am nächsten Tag die schreckliche Nachricht zu erfahren, daß Julie am Morgen vergiftet aufgefunden wurde. Da es viele Zeugen seiner Eifersucht gibt, fällt der Verdacht sofort auf den Commissaire . Aber sein Vorgesetzter Antoine de Sartine, Präfekt der Pariser Polizei, vertraut ihm. Er zieht ihn zwar offiziell von dem Fall ab und überträgt diesen dessen routiniertem Mitarbeiter Inspektor Bourdeau. Inoffiziell darf Le Floch aber Bourdeau inkognito bei den Ermittlungen unterstützen. Als sich der Tatverdacht aufgrund unglücklicher Zufälle erhärtet, schickt Sartine den Commissaire, dem die Hinrichtung droht, im Auftrag von König Ludwig XV, in dessen Hofstaat Le Floch Bestandteil ist und zu dessen wichtigsten Beratern er gehört, zu einer geheimen diplomatischen Mission nach England. Le Floch entkommt dabei nur knapp mehreren Anschlägen auf sein Leben. Es zeigt sich immer mehr, dass der Commissaire Objekt politischer Intrigen ist, die allzeit hinter Puder und Perücken lauern. Dramatisch wird Nicolas‘ Situation, als König Ludwig XV. stirbt.

Im vierten Band der historischen Krimireihe des 2018 verstorbenen Jean-François Parot, einem Experten für das Paris des 18. Jahrhunderts, geht es nicht nur um die von Commissaire Le Floch dominierte Kriminalgeschichte, sondern ausführlich auch um historische Geschehnisse jener Zeit. Authentisch, detailgenau und mit viel Lokalkolorit beschreibt Parot die Alltagskultur im Paris von 1774 – vom Straßenleben über die Kochkunst oder die Sexualmoral bis zur.kriminellen Unterwelt und auch über das Leben im Hofstaat von König Ludwig XV erfährt man einiges. Dabei verwebt Parot geschickt fiktive mit realen historischen Ereignissen und Figuren und leuchtet plastisch Milieus sowohl der untersten Gesellschaftsklassen als auch der obersten Gesellschaftsklasse aus. Am Ende des Buches gibt es deswegen auch eine 28-seitige Auflistung aller im Roman auftauchenden historischen Persönlichkeiten und ein 14-seitiges Glossar. Der eindrucksvolle, außergewöhnlich gut recherchierte Roman des in Frankreich sehr populären Autors ist historisch interessierten Lesern sehr empfohlen. (Aus dem Französischen von Michael von Killisch-Horn )

Buchprofile-Rezension von Günther Freund

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BLESSING, 2019, 544 S.
ISBN/EAN: 9783896676436


Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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